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Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Mademoiselle singt den Blues - mein Leben

Titel: Mademoiselle singt den Blues - mein Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Kaas
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gerechnet hatte.
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    Einige Jahre später bin ich diese Treppe noch einmal an der Seite der Stars von Ocean’s 13 hinaufgegangen und dabei fühlte ich die Erregung, von der so viele Leute erzählt hatten. Dank einer sehr kurzen Begegnung: George Clooney! Ich gehe zu einem Dinner, das Sharon Stone zugunsten der amfAR gibt, der amerikanischen Stiftung für Aids-Forschung. Als der schlichte Fan, der ich manchmal sein kann, hoffe ich inständig, Clooney dort zu begegnen. Ich finde ihn einfach toll. Er erinnert mich an meinen Vater. Und ich werde nicht enttäuscht.
    Ich suche gerade nach meinem Tisch und mache drei Schritte rückwärts. In diesem Augenblick rempele ich mit meinem Rücken einen Mann an. Ich entschuldige mich reflexartig, und da wird mir klar, dass es sich um George himself handelt! Ich habe nicht genug Geistesgegenwart, mit ihm zu sprechen, einen Satz zu finden, der ihn noch einen Moment
zurückhalten könnte. Es macht mich ganz hysterisch, dass ich direkt vor ihm gestanden habe und nicht schlagfertig genug war. Ich könnte vor Wut in meine Handtasche beißen!
    Oft wundern sich die Leute, wenn ich von bekannten Männern rede, die mir gefallen. Dann heißt es: »Wieso? Kennst du ihn etwa nicht? Du bist doch selbst berühmt!« Die Leute meinen, dass wir Berühmtheiten uns alle untereinander kennen und in Kontakt stehen.
    Â 
    Nach meiner Rückkehr aus Cannes beginne ich die Tournee Piano-Bar in Paris, im Cirque d’hiver. Anschließend fliege ich in die Vereinigten Staaten. Über New York, wo ich mich dieses Mal nicht ganz so klein fühle, reise ich nach Chicago und Detroit, eine Arbeiterstadt, deren rauchiger Himmel mich an ein gewisses Grenzdorf erinnert… Ich muss bald nach Kalifornien, nach San Francisco und Los Angeles. Ich habe nicht die Zeit, durch die Städte zu laufen und sie zu erkunden. Die Tourneen beschleunigen sich. Wir bleiben nicht einmal mehr vierundzwanzig Stunden am selben Ort. Ich komme an, singe und reise wieder ab. Das Publikum ist es, das mir einen Eindruck von dem Ort vermittelt, an dem ich mich aufhalte, das Publikum, die einzige Sehenswürdigkeit, die ich besichtigen kann. Wir haben es so arrangiert, dass während der Konzerte Intimität und Nähe entstehen. Ich beginne das Konzert, ziemlich sexy gekleidet, mit einem: »And now … Ladies and Gentlemen …«
    Ich komme nach Frankreich zurück und singe einige Konzerte in der Provinz, unter anderem in Thionville, wohin ich meine Familie einlade. Und dann in Aix-en-Provence. Das ist der Abend, an dem sich ein schwarzer Schleier über meine Tournee legt. Ich bin in meiner Garderobe, die Vorstellung
ist gerade vorbei, ich bin erschöpft. Wie gewöhnlich liege ich schwer atmend da und sehe vergnügt zu, wie sich Tequila japsend auf dem Boden herumrollt. Ich bin verschwitzt und weiß, dass ich mich umziehen muss, bevor mir kalt wird. So liege ich da, erschöpft wie nach einem Rennen und mit dem gleichen Wohlgefühl.
    Cyril kommt in die Garderobe, sein Gesicht ist ernst und bleich. Er sieht mich traurig an, mit Tränen in den Augen. Die fröhliche Szene mit dem Hund, der Enthusiasmus nach der Vorstellung, das eben noch strömende warme Leben, alles ist wie erstarrt. Man braucht kein Medium zu sein, um ihm anzusehen, dass es einen Unfall gegeben hat, dass etwas Ungutes passiert ist. »Pat, dein Bruder …« Ich denke sofort an Bruno, er ist als Einziger krank, hat im Augenblick als Einziger ein schweres gesundheitliches Problem. Die Nachricht von seinem Tod lähmt mich. Ich nehme ihm seine Feigheit übel. Ich bin ebenso wütend wie traurig. Ich weiß, dass das Leben hart sein kann. Aber ich weiß auch, dass die uns von unseren Eltern überlieferte Hauptregel Hartnäckigkeit ist, Willenskraft und Mut. Man kämpft, auch wenn man nicht so viele Chancen hat wie die anderen. Man überlässt dem Feind nicht ohne Widerworte die Macht. Man ist stolz. Man gibt nicht auf, schon gar nicht mit neunundvierzig. Auch wenn man am Anschlag ist. Für ihn sah es nicht übler aus als für uns alle. Ich bin wie vernichtet und mit den Nerven am Ende. Ich bin ihm böse, er hat uns im Stich gelassen, uns, seine Brüder und Schwestern und vor allem seine Frau und seine Kinder. Eine Sippe von Unglücklichen rennt gegen ein Geheimnis an, das sie nicht lösen kann.
    Als ich klein war, war Bruno derjenige der Brüder,

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