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Madita

Madita

Titel: Madita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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dahin, und doch kommt er bloß aus einer kleinen Flasche, die da liegt. »Willst auch du im Branntwein ertrinken?« steht unter dem Bild. Madita und Lisabet überläuft es, nein, sie werden sich bestimmt davor hüten, in einen Branntweinfluß zu geraten.
    »Das sind die allerschönsten Bilder, die ich je im Leben gesehen hab«, sagt Madita.
    »Apselut«, sagt Lisabet.
    Dann begucken sie sich die Fotografien von Ruth und Esther.
    Das sind Linus-ldas Töchter. Die Fotografien stammen aus
    Amerika. Da wohnen Ruth und Esther nämlich. Das sind feine Damen, und sie haben wunderschöne geblümte Kleider an,
    und das Haar tragen sie oben auf dem Kopf aufgesteckt wie ein Vogelnest. Ihre Fotografien stehen hier auf Linus-ldas 71
    Kommode, aber sie selber sind in Chikago und kommen nie
    wieder nach Hause.
    Neben der Kommode hängt Linus-ldas Gitarre. Madita zupft
    ein wenig an den Saiten. Es klingt herrlich. Oh, sie würde alles darum geben, wenn sie so spielen könnte wie Linus-lda.
    Aber Lisabet macht sich nichts aus Musik. Sie steht am Fenster und guckt hinaus, vielleicht gibt es auf dem Hof etwas Interessantes zu sehen. Und das gibt es. Da sind ein paar Müllkästen und ein Rasenfleckchen und ein großer Baum, und rings um den Hof stehen kleine Häuser, die fast so aussehen wie das von Linus-lda. Aber das alles ist nicht weiter interessant. Interessant ist ein rothaariges Mädchen, das auf der Steinstufe vor einem dieser Häuschen hockt. Das muß Matti sein, von der Linus-lda erzählt hat, und Lisabet hat große Lust, zu ihr hinauszugehen und ein bißchen mit ihr zu schwatzen.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagt sie zu Madita. Aber Madita hat die Gitarre heruntergenommen und spielt, und sie ist so ver-tieft, daß sie nichts hört und nichts sieht. Immer nur einen Ton spielt sie und dann erst den nächsten, und bei jedem Ton
    macht sie die Augen zu und lauscht. Sie merkt, wie der Ton tief drinnen in ihr weiterklingt, und das macht sie froh.
    Lisabet ist schon draußen auf dem Hof, und da sitzt nun
    diese Matti vor ihrem Haus. Sie schnitzt mit einem Messer an einem Holzklötzchen herum und tut, als sähe sie Lisabet gar nicht.
    Lisabet geht langsam auf sie zu, dann bleibt sie in gebühren-dem Abstand stehen, wie es sich gehört, wenn man ein gutes Benehmen hat. Sie steht dort mucksmäuschenstill und wartet nur, und da schaut Matti hoch.
    »Rotznase«, sagt sie kurz und bündig und schnitzt weiter.
    Da wird Lisabet böse. Wenn hier einer eine Rotznase ist und 72
    sie außerdem hat und dringend putzen müßte, dann doch
    bestimmt diese Matti.
    »Selber Rotznase, du Schmutzfink«, sagt Lisabet. Ihr ist ziemlich bange, als sie das sagt. Matti ist zwar nicht größer, aber sie sieht so energisch und gefährlich aus.
    »Ich soll dir wohl das Messer in den Bauch stoßen, was?« fragt Matti.
    Darauf antwortet Lisabet nicht. Sie weicht nur ein paar Schritt zurück, und dann streckt sie ihr die Zunge raus. Matti streckt ihr auch die Zunge raus, und dann sagt sie:
    »Ich hab zwei Kaninchen, ätsch Pustekuchen, und du nicht!«
    Lisabet hat den Ausdruck »ätsch Pustekuchen« noch nie ge-
    hört, aber ihr ist sofort klar, daß Matti damit nur etwas Höhnisches meinen kann, und Lisabet ist immer rasch dabei, ein neues, gutes Wort aufzuschnappen.
    »Und ich hab eine Katze, die heißt Gosan, ätsch Pustekuchen, und du nicht!« sagt sie.
    »Haha, Katzen rennen hier so viele rum, daß das Ende von
    weg ist«, sagt Matti. »’ne Katze kann man mir nachschmei-
    ßen!«
    Für eine Weile ist es still. Matti und Lisabet starren sich an.
    Dann sagt Matti:
    »Und ich bin am Blinddarm operiert und hab ’ne große Narbe auf ’m Bauch, ätsch Pustekuchen, und du nicht!«
    Jetzt muß Lisabet zeigen, was sie kann. Sie denkt scharf nach.
    Hat sie nicht irgend etwas, das sich mit einer Narbe auf dem Bauch messen könnte? Aber ja, klar doch!
    »Und ich hab eine Erbse in der Nase, ätsch Pustekuchen, und du nicht!«
    Matti lacht nur verächtlich.
    »Erbsen hab ich massenhaft, damit kann ich mir die ganze
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    Nase vollstopfen. Was ist denn da schon groß dran?«
    Lisabet wird verlegen und murmelt vor sich hin:
    »Aber wenn da vielleicht eine Wicke draus wird...«
    Ganz leise sagt sie das. Kann man denn eigentlich mit einer Wicke prahlen, die man selber gar nicht haben möchte?
    Aber da wischt sich Matti die Nase am Jackenärmel ab, und als Lisabet das sieht, kommt ihr eine gute Idee.
    »Soll ich dir mal was sagen?« ruft sie. »Du kannst dir ja die Nase

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