Madonna, ein Blonder!
dann stammelt Gennaro: » Sku…, Sku…« und zeigt nach vorne: In diesem Moment, ich traue meinen Augen nicht, führt Dino Frau Schulze untergehakt aus dem » Giolitti« heraus.
Gennaro und mir fallen fast die Plastiklöffel aus der Hand. » Frau Schulze«, rufe ich vorwurfsvoll und schaue von Dino zu der Dame und wieder zurück. » Wo waren Sie denn?«
Sofort ist Gennaro wieder voll im Dienst. Er schaut auf die Uhr, schiebt uns ins Auto und sagt: » Andiamo!«
Fünf Minuten haben wir noch.
Während wir über’s Kopfsteinpflaster holpern erzählt Frau Schulze, was los war: Sie wollte vor dem Pantheon ein paar Fotos machen, und dann war die Gruppe weg. Sie habe herumgeschaut, sich verlaufen und schließlich das » Giolitti« entdeckt, wo Dino sie erkannte– allerdings erst nach fünf Minuten, obwohl sie nebeneinanderstanden.
» Du bist ja eine große Hilfe, Dino«, sage ich.
Dino macht ein peinlich berührtes » Eeeh«. Und dass wir ja wohl Frau Schulze gefunden hätten. Oder etwa nicht?
» Schneller, Gennaro«, rufe ich. » Possibile?«
Gennaro stellt das Blaulicht an und sagt: » Biondino, ich beeile mich, aber wir sind nicht in einem Hollywooddriller-e.«
Viel zu schnell für das Kopfsteinpflaster düsen wir über den Campo de’ Fiori, auf der Piazza Farnese beschreibt Gennaro mit dem Auto einen weiten Halbkreis und bremst scharf vor der rechten jener beiden gewaltigen Wannen aus Marmor, in denen einmal Kaiser Nero in seinem Palast » Domus Aurea« geplanscht haben soll. Unsere Reisegruppe steht genau davor und starrt gebannt auf das blinkende Polizeiauto.
Wie die Crew einer Raumfähre nach erfolgreicher Landung steigen wir aus: Fertig, aber glücklich. Als Elisa Frau Schulze erkennt, kann sie es kaum fassen. Sie läuft auf sie zu und umarmt sie vor Erleichterung und flüstert: » Grazie a dio, Sie sind wieder da.«
Dino und mich beachtet sie nicht und wendet sich stattdessen an Gennaro. » Grazie mille … Ist die Signora zur Polizei gegangen?«
Der schüttelt den Kopf und zeigt auf uns: » Nein, meine Freunde haben mich verständigt, und dann haben wir Frau Sku…, Sku…, na, die Signora eben, gemeinsam gefunden.«
Elisa schaut Dino und mich mit offenem Mund staunend an.
Und erst recht, als Gennaro zu mir » Ciao, carissimo!« sagt, mit mir einschlägt und mir links und rechts ein Bussi auf die Wange gibt, als seien wir alte Kumpel.
Bescheidene Helden, wie wir nun mal sind, ziehen Dino und ich es vor, uns so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.
Für den Abend haben wir uns wieder im » Antiche Delizie« verabredet, um unser gemeinsames Kommandounternehmen zur Auffindung von Frau Schulze zu begießen. Und das Glück, das wir dabei hatten.
» Oohu, Leo«, sage ich, als ich das kleine Lokal betrete und uns der Chef entgegenkommt. Wir schlagen ein, Küsschen links, Küsschen rechts, das geht zwar noch nicht wie von selbst, aber ich komme inzwischen zumindest einigermaßen damit zurecht, regelmäßig meine Wange an der anderer Männer reiben zu müssen.
Dino schlägt sich mit der Handkante in die Nierengegend, Leo lacht. » Non ti preoccupare«, sagt er– mach dir keine Sorgen.
Was war das denn? Wir setzen uns an unseren Stammplatz unter dem Bild des feuerspeienden Vesuv.
Ich mache die Geste nach und schlage mir mit der Handkante in die Niere. » Was heißt das?«
» Hunger!«, sagt Dino ganz selbstverständlich.
Ich nicke. In Rom muss man offenbar drei Sprachen beherrschen: Italienisch, Römisch, Gestisch.
Dino beginnt unvermittelt, über seine Nichte zu sprechen. » Elisa war dir sehr dankbar, dass du Frau Schulze gefunden hast.«
Ich druckse herum. » Na, das waren wir ja alle zusammen.«
» Na, ob du das für jeden gemacht hättest?« Dino lächelt verschmitzt und hält sich den Zeigefinger unter das rechte Auge. Dass das heißt, ich soll aufpassen, weiß ich mittlerweile.
» Wie meinst du das? Warum attenzione? «
» Elisa ist ein sehr schönes und intelligentes Mädchen und ein lieber Mensch«, meint er, » sie hat ein paar Enttäuschungen hinter sich. Da musst du vorsichtig sein. Du darfst sie nicht verletzen.«
» So weit sind wir ja noch nicht«, sage ich verlegen.
» Eeeh«, macht Dino, » sie vielleicht nicht, aber du schon.«
Er beugt den Kopf über den Tisch zu mir. » Elisa hat seit Jahren einen Verehrer im Heimatdorf der Familie in den Abruzzen.« Dino macht eine Pause. » Der Verehrer heißt Ermanno.« Er winkelt die Arme über den Schultern an, so wie es
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