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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Prosecco mit Rote-Bete-Mark und die Bärlauchfusilli hinter mir gelassen zu haben! Erleichtert stehe ich bei Dino an der Theke und erzähle ihm von den pseudoitalienischen Spezialitäten.
    » Prosecco mit Holunderblütensirup?« Dino verzieht das Gesicht.
    » Karottenlasagne mit Dinkelnudeln und feinem Gouda?« Mein Freund schaut entsetzt. » Hast du wirklich ›Gouda‹ gesagt?«
    Ich nicke.
    Dino seufzt: » Gouda und Pasta. Che vergogna! « Welche Schande. Er kann es nicht verstehen: » Warum macht ihr solche Sachen? Ts!«
    Als ob er es schnell vergessen wolle, wischt er mit dem Lappen die saubere Theke ab.
    Erst als ein weiterer Kunde das » Papagallo« betritt, hört Dino auf, immer wieder » vergognoso« und » Gouda!!!!« zu seufzen.
    » Buona sera!«, wünscht der Mann und stellt sich an die Bar.
    » Buona sera!«, wünscht Dino.
    Ich schaue auf die Uhr. Es ist gerade mal 14 Uhr. Nehmen sich die beiden auf den Arm? Offenbar nicht. Sie wünschen sich zwei Stunden nach H igh Noon » Guten Abend«. Hat das System? Bisher habe ich es in Rom nicht entdeckt: Manche sagen » Guten Abend« wirklich erst am Abend, andere schon vor dem Mittagessen. Und wie ich im Internet nachgelesen habe, diskutiert man in Italien mindestens so erbittert über die richtigen Zeiten für » Buon giorno« und » Buona sera« wie in Deutschland darüber, ob ein kleines Brot » Brötchen«, » Wecke«, » Semmel« oder » Schrippe« heißt.
    Ich beschließe, einen Test zu machen und Dino jeden Tag eine Stunde früher mit » Buona sera!« zu begrüßen.
    Am ersten Tag sage ich nachmittags um 17 Uhr » Buona sera«.
    Das geht anstandslos durch. Dino antwortet, den Tresen polierend: » Buona sera, Martin.«
    Am nächsten Tag begrüße ich ihn eine Stunde früher mit » Guten Abend«.
    Er gibt es ganz selbstverständlich zurück: » Buona sera!«
    Auch 15 und 14 Uhr gehen durch.
    Ich finde meinen Test immer spannender. Wie gerne würde ich Elisa davon erzählen, die das sicher lustig fände. Aber sie hat auf meine beiden SMS immer noch nicht geantwortet. Kann man so beleidigt sein? Oder hat Ermanno ihr einen Heiratsantrag gemacht? Muss ich um sie kämpfen?
    Unentschlossen, was ich tun soll, widme ich mich mit umso größerer Hingabe meinem Test. Fast muss ich lachen, als Dino selbst mittags um 12 Uhr bei » Buona sera« noch mitgeht. Eigentlich ganz sympathisch, denke ich. Um diese Zeit bereits einen guten Abend zu wünschen, klingt verführerisch nach Feierabend
    Fast fühle ich mich schlecht. Mein Freund Dino wünscht mir immer treu einen » Guten Abend«, und ich kann mir ein Grinsen kaum verkneifen.
    Als Dino drei Tage später Morgenschicht hat, sage ich » Buona sera« um 11 Uhr.
    Schon scheint er antworten zu wollen, besinnt sich eines Besseren und schaut auf die Uhr über der Bar. Er dreht sich um.
    » Oohu? Es ist nicht einmal Mittag! Ma che buona sera? « Er hat wieder diesen » Bist-du-eigentlich-noch-ganz-dicht«-Blick drauf.
    Ich tue verwirrt. » Eeeeh, stimmt, Dino, ist ja erst 11 Uhr.« 12 Uhr ist scheinbar wirklich die Schmerzgrenze. Ich nehme mir vor, einfach zwischen 12 und 18 Uhr nur noch » Ciao!« zu sagen.
    » Eeeeh«, macht Dino und schaut mich an: » Wer weiß, wo du mit deinen Gedanken bist.« Er zwinkert mir zu. » Hast du was von Elisa gehört?«
    Ich schüttle den Kopf.
    » Pazienza«, sagt er, Geduld.
    » Klar«, lüge ich. Und stürze mich in den nächsten Tagen zur Ablenkung in die Arbeit. Zwar ist das Wetter so strahlend schön, dass ich mich am liebsten tagelang an den Strand legen würde– aber alleine? Wenn ich an den Strand gehe, dann mit Elisa, nehme ich mir vor.
    Basta!
    Es mag an der Hitze liegen oder die Sehnsucht nach Elisa hat zu einer gewissen Dünnhäutigkeit geführt – jedenfalls eskaliert in diesen Tagen mein Kampf mit Luigi Zara, dem Gouverneur der Region Venetien. Oder besser gesagt mit seiner Pressestelle, die jeden Tag mindestens drei E-Mails rausschickt, was der Chef gerade so treibt. Egal ob er nun einen Kommentar zum italienischen Haushalt abgibt, ob er seine Meinung zur Schifffahrt auf der Adria äußert: Sofort habe ich eine E-Mail im Postkarten: Zara sagt dies, Zara sagt das. Oft ruft die Pressestelle sogar an und fragt, ob man die Mail bekommen hätte. Oder ob man zu einer Pressekonferenz zum Thema » Venetianischer Biojoghurt« kommen wolle. Alles natürlich wahnsinnig wichtig.
    » Ehrlich gesagt habe ich keine Zeit«, sage ich genervt.
    Die Pressedame insistiert: » Es würde uns sehr

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