Madonna, ein Blonder!
habe eine Norditalienerin für eine Frau aus Kalabrien verlassen. » Er sagt, sie habe mehr energia «, sagt Dino und zwinkert mir zu.
Nicht für mich. Ich muss nur an die eindeutigen Worte von Cousin Francesco denken, ja nicht zu vergessen, dass er immer auf Elisa aufpassen werde. Ganz abgesehen davon bin ich wie am ersten Tag in Elisa verliebt.
Entrüstet sage ich: » Dino, niemals!! Für mich gibt es keine andere ragazza als Elisa!«
Bei der telefonischen Anmeldung für die Reise versuche ich, meinen Namen möglichst korrekt durchzugeben, aber das ist nicht einfach.
» Emartin Solar?«, fragt die weibliche Stimme freundlich am Telefon. Emartin Solar? So haben sie mich auch in Sindolini genannt, beim Karaoke-Wettbewerb.
» No, Signora, no!« Ich seufze. Ich sollte einfach schnurstracks Elisa heiraten und ihren Namen » Bianchi« annehmen. Vielleicht sogar ohne meinen Vornamen mitzunehmen. So hieße ich einfach nur noch » Bianchi«, wie » Pelé«. Dann habe ich nie mehr Probleme mit meinem Namen in Italien.
Aber noch ist eine Hochzeit ja nur ein Traum.
» Pronto?«, fragt die Signora. » Sind Sie noch dran? Wie ist Ihr Name?«
» Un momento!«, sage ich müde. Ich schlucke, feuchte meine Lippen an, drücke die Zähne aufeinander und stoße überdeutlich meinen Namen hervor. Zugegeben, all die Konsonanten mögen für italienische Ohren bedrohlich klingen.
Auf der anderen Seite höre ich einen Moment nichts, dann: » Madonna, was war denn das?«
» Mein Name«, sage ich kleinlaut.
» Sicher?«
» Eeeh«, mache ich. Was meint sie denn mit » Sicher«?
» Ich dachte, es wäre ein Fluch«, sagt die Signora in aller Offenheit. Süditaliener sind sehr abergläubisch, muss man wissen.
O Mann! » Nein, nein!«
Ich greife zur nächsten Möglichkeit: » Mein Name ist wie Rudi Völler nur mit Z!« Doch anders als in Rom, wo Rudi Völler nicht nur von meinem Kotelett-Metzger hoch geschätzt wird, kann die junge Dame aus Reggio Calabria nichts mit dem ehemaligen Spieler des AS Roma anfangen.
Also greife ich zum Lexikon und lese von der Umschlagseite das italienische Buchstabiersystem ab: » Zara Otranto Empoli Livorno Livorno Empoli Roma.«
» Bene«, sagt die Signora.
Geschafft!
Auf nach Kalabrien.
Zwei Tage später, ein neuerlicher Friseurbesuch ist relativ glimpflich verlaufen, fliege ich mit 20 Kollegen der Auslandspresse die wunderbare Küstenlinie südlich von Rom entlang: Man sieht Sperlonga, Gaeta und dann das weitläufige Neapel. Ich klebe mit der Nase an der Scheibe. Der Vesuv wirkt gewaltig von oben. Nur vom Feuerspeien, wie es die Bilder im » Delizie Antiche « zeigen, ist nichts zu sehen. An der Amalfiküste sehe ich Sorrent, Positano und Amalfi wie Schwalbennester an den Felsen kleben, bevor bei Salerno das Cilento beginnt. Wie schön wäre es, jetzt Elisa neben mir sitzen zu haben und nicht anstrengende Kollegen. Ich blättere in den Zeitungen, die uns beim Start gereicht wurden. Die Novella 2000 berichtet wieder von Marco und Eleonora und der Isola dei Famosi. Die beiden sind vom C-Promi-Status mittlerweile in die B-Liga aufgestiegen. Doch über dem Artikel steht die Überschrift » Tutto finito?« Alles aus? Auf dem Foto schaut Eleonora nach links und Marco nach rechts, beide sind sichtlich unglücklich. Was da wohl passiert sein mag?
Mit einem komischen Gefühl falle ich in einen unruhigen Schlaf.
Ich wache auf, als das Flugzeug kalabresischen Boden berührt. Die Journalisten werden vom Rollfeld weg mit Bussen und Polizeieskorte in die Stadt gefahren. Es soll jetzt erst einmal etwas zu essen geben– ein pranzo, ein üppiges Mittagessen. » Anschließend findet eine Pressekonferenz statt«, steht auf dem Reiseplan
Na, die werde ich wohl eher verschlafen, ahne ich schon jetzt. Denn wenn das pranzo so ist, wie ich vergleichbare Mittagessen aus Rom kenne, dann guten Appetit, aber auch: Gute Nacht! Nach einem opulenten italienischen Mittagsmahl folgen nämlich unweigerlich zunächst der Verlust jeglicher Konzentrationsfähigkeit, danach Müdigkeit und Schläfrigkeit, bis sich die Frage einstellt: » Was mache ich hier überhaupt?«, die letztlich nur mit » Es geht nicht mehr« und einem sofortigen Mittagsschlaf auf dem Schreibtisch oder dem Bürosofa beantwortet werden mu ss. Zur Not sogar während einer Pressekonferenz.
Auch hier in Reggio Calabria kommt es, wie es kommen muss. Natürlich schaffe ich es auch bei diesem pranzo nicht, eine der vielen Köstlichkeiten abzulehnen, die mir
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