Madonna, ein Blonder!
hübsche Deborah.
O Gott.
Um die ausländischen Gäste für die Schönheit Kalabriens zu begeistern, wartete Silvio Berlusconi mit einem besonderen Geschenk auf – einem Überraschungsfeuerwerk über den Dächern von Reggio Calabria …
Jetzt sieht man die Feuerwerksraketen am Nachthimmel explodieren.
Die Schönheit Kalabriens entdecken – ein echtes Vergnügen für alle.
Bilder eines tanzenden Pärchens.
Deborah und ich!
Das Pärchen küsst sich.
Das Bild wird unscharf, der Kameramann schwenkt auf den Himmel, wo man eine letzte gewaltige Rakete explodieren sieht.
O Gott. Ich springe aus der Dusche und versuche es erneut bei Elisa. Hoffentlich hat sie nicht ferngesehen!
Sie geht ran. Gott sei Dank! Doch schon ihr » Pronto!« klingt anders als sonst. Weint sie?
» Hallo, tesoro «, Schatz, sage ich. Meine Stimme soll normal klingen, tut es aber nicht, und mein Herz klopft wie verrückt.
Elisa gibt keine Antwort.
Ich höre ein Schniefen, dann ist Elisa weg.
Verdammt! Sie hat den Beitrag gesehen. Seit wann schaut sie denn Rete 4?
Ich klingle Sturm bei ihr, sie geht nicht mehr ran. Ich schreibe eine SMS : » Ich kann dir alles erklären! Es ist gar nichts passiert.« Glaube ich zumindest.
Elisa antwortet nicht mit » Ja« oder » Nein«, sondern mit etwas viel Schlimmerem: » Ich wollte die Berlusconi-Nachrichten nur anschauen, um dich zu sehen. Jetzt habe ichdich gesehen.«
» Können wir reden?«
» Bitte schreib mir nicht mehr.«
Wenige Stunden später bricht die Reisegruppe endlich aus Reggio Calabria auf! Ich muss jetzt dringend nach Rom! So dringend wie noch nie! Als wir endlich dort gelandet sind, endlich in die Stadt gebracht wurden und ich endlich vor meinem » Palazzo« stehe, renne ich in die Wohnung.
Ich bin zunächst erleichtert, denn ich höre den Fernseher.
» Elisa?« War alles nur ein schlechter Traum?
Aber der Fernseher läuft, ohne dass jemand zuschaut. Es läuft Rete 4. Ein Zettel mit Elisas Handschrift klebt auf dem Bildschirm: » Versuch nicht, mich anzurufen, ich gehe sowieso nicht ran. Elisa.«
Ich reiße die Schranktüren auf und ziehe Schubladen aus der Kommode. Alle Kleidungsstücke, die sie in den letzten Wochen bei mir eingelagert hat, sind weg. In der Küche steht ein blauer Müllsack, in den sie sämtliche Packungen mit » Pasta 2012« geschmissen hat.
Ich nehme sie wieder heraus und räume sie in den Küchenschrank zurück. Auch wenn’s im Moment gar nicht danach aussieht: Vielleicht wird ja doch wieder alles gut.
Am nächsten Tag bewege ich mich durch Rom wie in Trance. Aus dem blauen Himmel schreit es mich an: Du hast nicht nur Elisa, sondern ganz Rom verloren.
Sie geht nicht ans Telefon, und sie antwortet nicht auf meine SMS . Als ich schließlich bei ihren Eltern nachfrage, meldet sich ihre Mutter Susanna.
» Ist Elisa da?«
» Sie will dich nicht sprechen.«
Also fahre ich zur Wohnung der Bianchis und warte: eine Stunde, zwei Stunden. Nach zweieinhalb Stunden sehe ich Enrico, den ich schon als meinen Schwiegervater betrachtet habe, zur Mülltonne gehen. Er sieht mich, hebt den Deckel, schmeißt den Restmüll rein und schüttelt den Kopf. In seinem Blick lese ich: » Kannst gleich hinterherspringen.« Dann schließt er den Deckel und kehrt zurück ins Haus.
Deprimiert laufe ich zum » Papagallo«. Ob Dino schon etwas weiß? Wenn ja, wie wird er reagieren?
Als ich die Bar betrete, ruft er über die ganze Theke hinweg: » Geh zurück nach Deutschland, hier tut man so was nicht«, und macht eine Geste, die er mir neulich erst gezeigt hat: Er streckt die rechte Hand aus und schlägt mit der linken aufs Handgelenk der rechten. Was bedeutet, dass ich abhauen soll.
Ich bin fast schon aus dem » Papagallo« raus, da höre ich ihn hinter mir herrufen.
» Martin!«
Ich drehe mich um.
» Ich war bei Toni, dem Friseur. Er hat gesagt, dass er nie einem blonden Deutschen die Haare geschnitten hat.«
» Dino…«
» Eeeeeeh, Freunde belügt man nicht.«
Am Boden zerstört gehe ich nach Hause. Als ich die Wohnungstür aufschließe, tritt gerade Signor Lovello aus der Tür.
» Good evening«, sage ich.
Er schaut mich verächtlich an.
» Du brauchst nicht mehr Englisch zu reden. Ich weiß jetzt, dass du aus Deutschland kommst. Sie haben es doch im Fernsehen gesagt. Wie kommt man dazu, sich als Engländer auszugeben?«
Ich bin völlig verwirrt. » Sie waren es doch, der mich immer als Engländer bezeichnet hat«, stammle ich.
Signor Lovello macht » Boh!«
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