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Madonna, ein Blonder!

Madonna, ein Blonder!

Titel: Madonna, ein Blonder! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Zöller
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Emartin Solar. Gut, warum nichtDickerchen, auch wenn es nicht stimmt.
    » Ciccio!«
    Der kleine Sänger zeigt auf mich.
    Deborah lacht.
    Ich trinke noch mal ein bisschen Wein nach.
    » Ciccio, cincin!« Deborah schaut mir tief in die Auge n. J e weniger sie über Politik spricht, desto schöner ist sie.
    Nach dem Hauptgang betreten zwei Kamerateams den Saal, alle im Anzug wohlgemerkt, von denen eines ganz nach vorne geht, wo jetzt an der Wand eine große Leinwand hängt, während das andere direkt an unserem Tisch stehen bleibt.
    » Weißt du, was jetzt passiert?«, frage ich Deborah. » Wirst schon sehen«, sagt sie geheimnisvoll.
    Vorne greift der Regionalpräsident nach dem Mikrofon. » An dieser Stelle freue ich mich ankündigen zu dürfen, dass sich auch Norditalien heute Abend bei unserem Fest die Ehre gibt: Der Cavaliere , Silvio Berlusconi!«
    Wie?
    Was?
    Das Saallicht wird auf ein Minimum gedimmt, ein von der Decke heruntergelassener Beamer springt an, und ein paar Sekunden später ist Berlusconi auf die Wand projiziert.
    » Ciao a tutti!«
    Tatsächlich, da vorne klebt Berlusconi auf der Leinwand.
    » Liebe Freunde, ich wäre gerne bei euch, aber ich muss leider noch arbeiten.« Szenenapplaus. » Ihr seid alle da, um ein großes Fest zu feiern, für das Volk der Freiheit und für Kalabrien! Tanti baci! «
    Grappa- und Amarogläser machen die Runde, Deborahs und mein Unterarm berühren sich eine Sekunde zu lang. Ich denke an Elisa. Soll ich sie anrufen? Na, wenn ich sie jetzt sturzbetrunken anrufe, wird sie auch nicht gerade froh sein. Und eine SMS geht ja auch nicht – Akku leer.
    Ein paar Minuten später stehe ich am Rande eines Kreises und klatsche mit all den ausländischen Kollegen den Rhythmus für den wilden, süditalienischen Tanz, die Tarantella. Bisher tanzen nur die Leute aus Reggio Calabria, da zieht mich Deborah in den Kreis hinein. Ich versuche, es so zu machen wie die anderen, rudere mit ausgestreckten Armen und hüpfe mit den Füßen, als würde ich von einer glühenden Herdplatte zur nächsten springen. Deborah fasst mit beiden Händen ihr Kleid, zieht es beim Tanzen nach links, nach rechts und wieder nach links. Es sieht ausgesprochen gut aus.
    Das Tanzen im Kreis hat endgültig dafür gesorgt, dass ich sternhagelvoll bin. Es ist etwa 1 Uhr nachts, als der Regionalpräsident an sein Glas schlägt. » Nun bitte ich Sie alle darum, nach draußen auf die Terrasse zu gehen.« Nach ein paar Schritten sehe ich bereits hoch am Himmel das Feuerwerk, und schon wieder läuft ein Kellner mit einem Tablett Prosecco durch die Gegend. Ich nehme zwei Gläser, eines halte ich Deborah hin. » Cincin.« Wir schauen uns in die Augen.
    »Ciccio, in Italien küsst man sich beim Feuerwerk«, sagt sie.
    Hätte ich jetzt nicht die Augen geschlossen, würde ich bemerkt haben, dass auch die Kamerateams auf die Terrasse gekommen sind, um das Feuerwerk zu filmen.

Che disastro! Katerstimmung
    » Elisa?«
    Im Halbschlaf taste ich im Bett umher, doch die andere Seite ist leer.
    Ich öffne die Augen, richte mich ein wenig auf und sehe mein Hotelzimmer in Reggio Calabria.
    Mein Kopf fällt schwer nach hinten aufs Kissen.
    So langsam kehrt die Erinnerung an gestern Abend zurück: Daran, dass ich Elisa nicht angerufen habe, an die Berlusconi-Verehrerin Deborah, an die » Ciccio«- Geschichte, an den vielen Wein und die explodierenden Raketen am Himmel– und an die Worte: » In Italien küsst man sich beim Feuerwerk.«
    Und was war dann?
    Immerhin liege ich alleine im Bett.
    Das schlechte Gewissen drückt schlimmer als der Kater hinter meiner Stirn.
    Ich läute bei Elisa an, doch sie meldet sich nicht.
    Ich taste mich ins Bad, in dem ein zusätzlicher Fernseher steht, und schalte ihn ein.
    In wenigen Minuten die Nachrichten auf Rete 4. Unter anderem mit folgenden Themen: Silvio Berlusconi greif t in den Wahlkampf in Kalabrien ein. Gleich auf Rete 4…
    Regungslos starre ich auf den Fernseher, als sei da eine Giftschlange, die sich vor mir aufbaut.
    Ich stelle mich unter die heiße Dusche. Nach zwei Minuten beginnt der Beitrag.
    Ein Abendessen in Freundschaft und Respekt. Der Präsident der Region Kalabrien hat gestern Abend einen großen Galaempfang für ausländische Journalisten gegeben, unter anderem aus Deutschland.
    Da, unser von Kerzen erleuchteter Tisch. Ich! Deborah!
    Auch Silvio Berlusconi hat per Videoschaltung zu den Gästen gesprochen.
    Bilder der Journalisten, ich sehe mich klatschen, neben mir jubelt die

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