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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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war, der ihren Bruder getötet hatte … Ein Band aus Eisen legte sich um ihre Brust, presste ihr Herz zusammen, so dass sie kaum noch Luft bekam.
    Richard! Ausgerechnet hier?
    Welcher grausame Gott spielte jetzt wieder sein Spiel mit ihr?
    Sie zwang sich, einen Schritt vorwärts zu gehen. Seit langem schon hatte sie keinen Fuß mehr auf die Schüdt gesetzt, geschweige denn in die Nähe dieses Hains. Als sie jetzt sah, wie Jonas rechts von den Bäumen verschwand, begannen ihre Knie zu zittern.
    Auf halbem Weg kehrte er um. »So kommt doch!« Sein Gesicht schwebte riesengroß vor ihr, und er bemerkte ihre Erstarrung. »Was habt Ihr?«
    Sie konnte es ihm nicht erklären. »Nichts.« Sie zwang sich, stark zu sein. Egal, wer der Mann dort unten am Wasser war, er brauchte ihreHilfe! Und sie würde verdammt sein, wenn sie ihm diese Hilfe allein wegen eines dummen Schwächeanfalls verweigerte!
    Tief holte sie Luft. »Gehen wir!«, sagte sie.
    Jonas wirkte verunsichert, aber er nickte. Er half ihr, den abschüssigen Pfad zu überwinden.
    Unten am Flussufer kniete ein Mann in schwarzer Kleidung neben einem anderen und hielt ihn in den Armen. Seine langen schwarzen Haare, die mit einem Lederband zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden waren, erkannte sie sofort.
    »Arnulf!« Ihre Stimme war rau und zitterig.
    Der Mann drehte den Kopf. Leuchtend grüne Augen schauten Katharina von unten herauf an. »Du bist da! Gut!«
    Jetzt konnte Katharina sehen, wen Arnulf da im Arm hielt.
    »Richard!« Sie stürzte vorwärts. Ihr Fuß glitt auf der glatten Oberfläche einer Baumwurzel aus, und sie stürzte mehr nieder, als dass sie sich neben Richard hinkniete.
    Wie blass er war!
    Katharinas Hände zitterten, als sie Richards Wange berührte, auf der ein ungefähr zwei Finger langer Schnitt klaffte.
    Und wie kalt seine Haut war! Er hatte sich den Bart abgenommen. Seine Haare waren jetzt kurz. Ihr Herz machte einen Stolperer. Und dann erst nahm ihr Verstand das viele Blut wahr. Blut nicht nur im Gesicht, sondern an seiner Brust, an seinen Händen. Überall.
    »Nein!«, hauchte sie.
    Arnulf griff nach ihrem Unterarm, umklammerte ihn, dass es weh tat. Sie war dankbar dafür, der Schmerz hinderte sie daran, sich einfach aufzulösen. »Er wird leben!«, sagte er ruhig.
    Sie hörte es, doch es fiel ihr schwer, es zu glauben. Fieberhaft untersuchte sie Richards Körper nach weiteren Wunden, fand einen tiefen Schnitt in der Schulter. Sie tastete und forschte, bis Arnulf ihre Hände packte und sie nötigte, mit der Untersuchung aufzuhören. »Katharina!« Ernst sah er sie an. »Das habe ich bereits gemacht. Nur die Schulter, alles Weitere ist harmlos!«
    Katharina starrte das blutige Schwert an, das in einigem Abstand lag. Was war nur geschehen?
    Arnulf folgte ihrem Blick.
    In diesem Moment drang ein leises Stöhnen aus Richards Mund.
    Katharinas Kopf flog zu ihm herum. Seine Lider flatterten, hoben sich dann. Unstet huschte sein Blick über sie hinweg, richtete sich in weite Ferne.
    »Richard!« Sie beugte sich über ihn, legte eine Hand an seine kalte Wange. »Hörst du mich? Ich bin es: Katharina!«
    Sein Blick flackerte, festigte sich dann jedoch. »Kath …« Die Stimme versagte ihm. »Was ist …?« Seine rechte Hand fuhr Halt suchend durch die Luft. Arnulf fasste zu, hielt ihn fest, sodass er sich jetzt mühsam aufrichten konnte. Seine Kiefer verkrampften sich, und mit der freien Hand griff er sich an die verletzte Schulter.
    Katharina hielt ihn davon ab, die Wunde zu berühren. Es zerriss ihr schier das Herz, als sie sah, wie schwach er war.
    »Hi … hilf mir auf!«, bat er den Nachtraben.
    »Es ist besser, wenn du …«
    »Hilf mir auf!« Bestimmt sah Richard Arnulf an.
    Der biss die Zähne aufeinander. Hilfesuchend blickte er zu Jonas, der noch immer oberhalb des kleinen Hangs stand und das Geschehen beobachtete. Der junge Mann verstand. Mit einem Satz sprang er hinzu und half Arnulf, Richard zuerst zum Sitzen und anschließend auf die Füße zu ziehen.
    Schwankend stand Richard am Ende da, seine Rechte noch immer in Arnulfs Hand, während er sich vorsichtig von Jonas losmachte.
    »Was ist passiert?«, fragte Katharina.
    Richard senkte das Kinn, als lausche er in sich hinein.
    Von jenseits des Flusses klangen Rufe herüber und erinnerten sie daran, dass sie nicht allein auf der Welt waren.
    Arnulf starrte über das Wasser. »Wir sollten sehen, dass wir hier wegkommen!«, meinte er. »Wir können später reden!« Forschend sah er Richard

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