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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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schaute auf den bewusstlosen Mann zu ihren Füßen hinab. »Mache ich.«
    Als er fort war und sein großer Hund mit ihm, kniete Arnulf sich wieder neben Richard nieder. »Komm, Alter«, murmelte er und schlug ihm abermals gegen beide Wangen. »Du musst aufwachen!«
    Zu seiner Erleichterung begannen Richards Lider zu flattern.
    »Richard?« Arnulf beugte sich über ihn. »Kannst du mich hören?«
    Langsam, als lägen Zentnergewichte auf ihnen, öffnete Richard die Augen. Im ersten Moment war sein Blick unstet, irrte über Arnulfs Schulter davon. Richards Lippen öffneten sich, und dem Nachtraben fiel auf, wie aufgesprungen sie aussahen.
    »Was …«, stammelte Richard und brach ab. Sein Blick klärte sich jetzt zunehmend. »Arnulf!«
    »Hier! Trink das!« Mit den Zähnen zog Arnulf den Stopfen aus Jonas’ Flasche und setzte sie Richard an die Lippen. Der Branntwein roch scharf, und als Richard ihn schluckte, musste er husten.
    »Himmel, was ist das denn für ein Gesöff?«, murmelte er. Seine Stimme gewann an Festigkeit, und Arnulf spürte schon die Erleichterung durch seine Adern strömen, als Richard in seinen Armen anfing zu zittern.
    Nur einen Wimpernschlag später glitt der Freund Arnulf wieder davon. Sein Kopf fiel nach hinten.
    Arnulf hielt ihn. »Mist!«, fluchte er.

15. Kapitel
    Auf dem Weg nach Hause wurde Katharina von einer ihrer ehemaligen Patientinnen, einer Frau namens Bettine, angehalten und in ein längeres Gespräch verwickelt, aus dem sie sich nur befreien konnte, indem sie auf ihre unzähligen Pflichten hinwies. Bettine nickte ihr lächelnd zu. »Noch immer im Dienst der gesamten verlorenen Welt, nicht wahr?«, sagte sie. Dann ließ sie Katharina ihres Weges gehen.
    Als Katharina ins Fischerhaus zurückgekehrt war, berichtete ihr Hiltrud, dass Donatus zwischenzeitlich kurz da gewesen, aber wieder fortgegangen war, um Tobias zu suchen.
    Katharina, die eben dabei war, ihre Haube abzulegen, hielt mitten in der Bewegung inne. »Tobias ist weg?«
    Hiltrud nickte. »Als ich ihm sein Frühstück bringen wollte, wie du mich gebeten hast, habe ich festgestellt, dass seine Kammer leer ist.«
    Katharina hängte ihre Haube auf. Plötzlich fühlte sie sich einfach nur noch müde. Nein, nicht müde, zu Tode erschöpft. Nicht einmal ihren Mantel vermochte sie auszuziehen. Sie stand einfach nur da und starrte vor sich hin.
    Hiltrud griff nach ihrem Arm. »Komm«, sagte sie. »Trink erst mal etwas, und dann …« Sie wurde unterbrochen, weil es an der Tür läutete. »Himmel, Herrgott!«, fluchte sie und schlug ein Kreuz über sich. »Hier geht es heute zu wie in einem Taubenschlag!« Sie humpelte zur Tür und riss sie mit einem wütend anmutenden Ruck auf. »Was?«, herrschte sie den jungen Mann an, der draußen stand.
    Katharina wandte den Kopf.
    Der junge Mann wirkte nicht sehr vertrauenerweckend, was hauptsächlich an der großen Kerbe in seinem Ohr lag, die ihn als Betrüger auswies. Dennoch hatte er einen offenen, wachen Blick, der Katharina im ersten Augenblick sofort ehrlich vorkam. »Seid Ihr Katharina Jacob?«, fragte er, ohne auf Hiltrud zu achten.
    »Ja.« Katharina trat einen Schritt vor. Jetzt sah sie, dass der jungeMann einen großen roten Hund bei sich hatte, der hechelnd neben seinem Bein saß. Auch dessen Augen wirkten wach, und auf seltsame Art und Weise ähnelten sie denen des Jungen.
    »Arnulf schickt mich«, sagte der Junge. »Mein Name ist Jonas. Ich soll ausrichten, dass Richard Sterner in der Stadt ist und Eure Hilfe braucht.«
    Katharina lief durch die Gassen der Stadt hinter Jonas und seinem Hund her. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und sie befahl sich selbst, sich nicht zu sehr ihren Hoffnungen hinzugeben. Richard? In der Stadt?
    Katharinas Gedanken überschlugen sich.
    Bleib besonnen!, mahnte sie sich. Richard war in der Toskana. Es war alles bloß ein Irrtum, und die Enttäuschung würde sie treffen wie ein Fausthieb. Nein, es war besser, zunächst nicht daran zu glauben, dass Richard wirklich wieder in Nürnberg war.
    »Er ist verletzt!«, hatte Jonas gesagt. »Arnulf ist bei ihm.« Er hatte sie nicht zweimal bitten müssen, mitzukommen.
    Jetzt eilte sie hinter ihm her über die Heilig-Geist-Brücke auf die Insel Schüdt und dann hin zu einem Weidenbaumhain, bei dessen Anblick sie wie vom Donner gerührt stehenblieb.
    »Hier lang«, sagte Jonas.
    Katharina rieb sich über Stirn und Augen. In diesem Hain hatte sie den toten Schwan gefunden – damals, als der Mörder umgegangen

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