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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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erklärte Jonas, was es mit dem toten Frosch auf sich hatte: »Es ist eine Mutprobe für die Kinder. Es gilt, einen Frosch zu fangen, ihn an der Klingel aufzuhängen und zu läuten, ohne vom Lochwirt erwischt zu werden.«
    »Verstehe.« Stirnrunzelnd sah Jonas das tote Tier an.
    Richard lauschte, ob sich im Inneren des düsteren Gebäudes etwas tat, aber es blieb alles ruhig.
    »Warum ausgerechnet ein Frosch?«, wollte Jonas wissen.
    »Wenn jemand hier eingekerkert wird, heißt es in Nürnberg, er kehre beim Wirt zum Grünen Frosch ein. Frag mich aber jetzt bitte nicht, woher dieser Ausdruck kommt!« Er läutete ein zweites Mal, etwas kraftvoller nun. Diesmal war das Scheppern der Glocke deutlich zu vernehmen.
    Jonas grinste. »Der Wirt zum Grünen Frosch.«
    Noch immer schien niemand ihr Läuten gehört zu haben. Doch als Richard sich schon entschieden hatte, sein Glück auf der anderen Seite der Gasse an der massiven Kerkertür zu versuchen, ertönten drinnen schlurfende Schritte. Ein Riegel wurde fortgeschoben, dann schwang die Tür mit einem langgezogenen, durchdringenden Quietschen auf.
    »Was?« Ein unfreundliches Gesicht mit rot umränderten Augen und stoppeligen Wangen starrte ihnen entgegen.
    Richard lüftete grüßend seinen Hut. »Guten Tag, Herr Lochwirt.«
    Gabriel Dengler blinzelte in das helle Tageslicht. Dann schien er Richard zu erkennen. »Ah!«, machte er. Er kratzte sich abwartend am Hinterkopf. Richard vermutete, dass er in seinem Gedächtnis nach seinem Namen kramte.
    »Richard Sterner«, stellte er sich vor. »Ihr erinnert Euch vielleicht an mich. Ich war vor längerem einmal mit Bürgermeister Silberschläger hier, um eine Leiche zu begutachten.«
    Hinter Denglers Stirn arbeitete es sichtbar. Dann nickte der Mann, auch wenn er nicht den Eindruck machte, als habe er verstanden. »Was wollt Ihr?«, brummte er. Sein Blick huschte zu Rubius, der sich vorgedrängt hatte und an seiner Hand zu schnüffeln versuchte. Er zuckte zurück. »Lass das, Köter!« Er sah Jonas an, und diesmal leuchtetenseine Augen auf. »Dich kenne ich! Du bist doch dieser kleine Betrüger, den sie vor ’ner Weile begnadigt haben!« Wieder glotzte er Rubius an. »Hattest du dich nicht verpflichtet, als Hundeschläger für die Stadt zu arbeiten?«
    Jonas schien nicht eben froh darüber, dass der Mann sich an ihn erinnerte. Richard beschloss, ihn aus seiner unangenehmen Lage zu befreien. »Mir ist zu Ohren gekommen«, lenkte er Dengler ab, »dass Ihr wieder einmal einige Leichen unter Eurem Dach beherbergt.«
    »Hm. Stimmt. Drei, um genau zu sein.« Dengler kratzte sich erneut am Kopf, und Richard machte unauffällig einen Schritt rückwärts. Er hatte keine Lust, sich bei dem ungepflegten Kerl Flöhe einzufangen.
    »Die will ich sehen!«, verlangte er.
    Dengler wirkte angespannt. Er musterte Richard in seiner merkwürdigen Aufmachung von Kopf bis Fuß, und er war schon drauf und dran, den Kopf zu schütteln, als Richard hinzufügte: »Arnulf, der Nachtrabe, ist dort unten, nicht wahr?«
    Missmutig nickte Dengler.
    »Genau zu dem will ich!«
    Einen Moment noch schien Dengler unschlüssig, dann traf er eine Entscheidung. »Kommt mit!«, brummte er. Statt sie jedoch durch seine Wohnung ins Gefängnis zu führen – was, wie Richard wusste, möglich war –, trat er auf die Gasse hinaus und zog die Tür hinter sich zu. Dann griff er nach einem schweren Schlüsselbund, der ihm vom Gürtel hing, und nahm einen der größten Schlüssel zur Hand. Während er quer über die Gasse zum eigentlichen Eingang des Gefängnisses stapfte, wandte sich Richard an Jonas.
    »Das ist kein Vergnügen da drinnen.«
    Jonas nickte. »Weiß ich.«
    Richards Blick fiel auf die Kerbe in Jonas’ Ohr. »Du musst mich nicht begleiten«, sagte er. Er wies auf die Krüge, die der Junge noch immer im Arm trug. »Du könntest mir einen Gefallen tun. Bring die zu Dr. Schedel, der in der Burgstraße wohnt. Sag ihm, dass ich sie schicke und dass ich ihm bald erkläre, was damit geschehen soll.«
    Jonas verzog den Mund. Er wirkte nicht besonders glücklich über diese Aufgabe.
    »Dann könntest du mir auch noch einen weiteren Gefallen tun.« Richard zog einen schmalen Silberring vom kleinen Finger und gabihn Jonas. »Ich wohne in der Tuchgasse. Das Haus ziemlich genau in der Mitte mit dem schmiedeeisernen Geländer. Geh dorthin. Der Mann, der dir öffnen wird, heißt Thomas und ist mein Diener. Gib ihm diesen Ring, damit er weiß, dass ich dich schicke, und bitte

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