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Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
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nur von hinten.« Er wartete, bis Richard sich hinter ihm aufgestellt hatte, dann steckte er den Dolch in seinen Gürtel. »Mach mal!«
    Richard zögerte erst, doch dann packte er Arnulf, legte ihm den linken Arm um den Brustkorb und presste ihn an sich. Den scharfen Schmerz, der dabei durch seine Schulter raste, schob er beiseite, so gut es ging, ebenso das jäh einsetzende Pochen seines Herzens. Mit einer ruckartigen Bewegung zog er Arnulf die flache Handkante über die Kehle. Halb erwartete er, den Tod der Marktfrau wieder vor Augen zu sehen, doch zu seiner Erleichterung war das nicht der Fall.
    Arnulf machte sich aus seiner Umklammerung los und drehte sich um. »So wäre es passiert, wenn er überrascht worden wäre. Noch mal!« Er wandte Richard wieder den Rücken zu, und der vollführte das gleiche Spielchen noch einmal. Diesmal versuchte Arnulf, unter seinem Arm wegzutauchen und gleichzeitig nach seinem Dolch zu greifen, doch Richard packte ihn fester. Zwar schrie er diesmal vor Schmerzen auf, doch wieder konnte er dem Nachtraben die Handkante über die Kehle ziehen.
    Arnulf warf einen stirnrunzelnden Blick auf Richards Schulter. »Er muss den Dolch schon in der Hand gehabt haben«, vermutete er. »Wenn er ihn erst hätte ziehen müssen, als er angegriffen wurde, wäre es zu spät gewesen, um seinen Mörder noch zu verletzen.« Er zog die kleine Klinge wieder aus seinem Gürtel und wog sie in der Hand.
    »Vielleicht hat er ihn kommen hören und sich ihm gestellt?« Richards Hand ruhte an seiner Schulter. Schmerz wühlte in der Wunde, aber das war nicht das Beängstigendste. In seinen Ohren begann es jetzt wieder zu rauschen, genau wie am Abend zuvor, als er die »Diele« verlassen hatte. »Vielleicht hat der Täter ihn in einem Kampf überwältigt und ihm dann erst die Kehle durchgeschnitten?«
    Arnulf betrachtete noch einmal die klaffenden Schnitte in den Kehlen von Rotgerber und dem Unbekannten. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein. Wenn das der Fall wäre, hätte der Mann nicht gestanden. Die Wunden müssen den Opfern hinterrücks zugefügt worden sein. Und zwar …« Er ging zu Rotgerber und deutete auf den Schnitt an seiner Kehle. »… hier, als das Opfer gekniet hat. Wie jemand, der gerade dabei ist, zu kotzen. Hier aber …«, er kehrte zu dem Fremdenzurück, und mit dem Dolch zeigte er auch auf dessen Wunde, »… ist der Winkel ganz anders, siehst du das? Nein, dieser Mann hat eindeutig gestanden, als ihm die Kehle durchschnitten wurde.« Ruhig begegnete er Richards Blick, und Richard unterdrückte die Frage, wie viele Menschen auf diese Art und Weise schon durch seinen Dolch gestorben waren.
    Arnulf bemerkte es und grinste düster. »Also ein heimtückischer Angriff bei beiden. Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass das erste Opfer seinen Dolch schon in der Hand hatte …« Er warf die kleine Waffe in die Luft und fing sie wieder auf. Noch einmal stellte er sich vor Richard hin, und erneut spielte der mit. Er packte den Nachtraben ein drittes Mal, etwas weniger kräftig diesmal, was zum einen seiner Wunde geschuldet war, zum anderen aber auch dem Schwindelgefühl, das sich jetzt wieder in ihm breitmachte. Schatten schoben sich in sein Gesichtsfeld. Er musste blinzeln, um sie zu vertreiben. Er zog Arnulf die Handkante über die Kehle. Arnulf griff sich an den Hals, ahmte ein Röcheln nach und taumelte nach vorn. Dann fuhr er herum und stieß mit dem Dolch nach Richard. Der konnte sich gerade noch mit einem Sprung in Sicherheit bringen.
    »He!«, protestierte er. Sein Herz hämmerte ihm gegen die Rippen.
    Arnulf jedoch wirkte zufrieden. »So muss es gewesen sein. Dem Opfer wird die Kehle durchgeschnitten, es wirbelt herum und – zack!« Er schaute sich den Dolch an. »Die Klinge ist nur auf einer Seite blutig. Also ist sie nicht zur Gänze in den Körper des Mörders eingedrungen. Ich vermute eher, er hat einen harmlosen Schnitt abbekommen. Am Arm vielleicht oder am Oberschenkel.«
    »Und was nützt uns das jetzt?«, fragte Richard. In seinem Magen revoltierte es.
    »Wenn ich das wüsste!« Arnulf legte den Dolch zurück zu der Leiche.
    Etwas Dunkles flatterte durch Richards Gesichtsfeld, und er verspürte einen Anflug von Panik.
    Glaubt ihr an Dämonen?, hallte Kramers Stimme in seinem Kopf wider.
    Arnulfs Blick wanderte zu der dritten Leiche. Dann machte er sich daran, auch deren Leichentuch zu entfernen.
    Diesmal zog Richard es vor, ihm nicht dabei zu helfen, sondern sahaus der Entfernung zu, wie der

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