Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Madonna

Madonna

Titel: Madonna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathrin Lange
Vom Netzwerk:
der Ecke einiger Blätter und hob sie an. Er las von Thomas von Aquin, von Albertus Magnus, von Königen und Bischöfen. Und schließlich landete er bei einer Stadtansicht, die sich quer über beide Seiten erstreckte. »Basel«, las er. Fasziniert schlug er die Seiten wieder um, sodass die gleiche obenauf zu liegen kam, die schon zu Anfang dort gelegen hatte. »Das ist sie nun«, murmelte er.
    Schedel strahlte ihn an. »Ja. Schön, nicht wahr?«
    Arnulf, der mit ihnen in das Kontor getreten, aber bis eben schweigend in der Ecke gestanden hatte, kam näher. Richard wies auf den Stapel vor sich. »Die Weltchronik, an der der Doktor seit Jahren arbeitet«, erklärte er. »Das ist der erste Druck.«
    Arnulf sah nicht besonders begeistert aus. »Schön«, murmelte er. Demonstrativ wies er auf Niklas’ Weinkrüge, die auf einem Tischchen standen. Das Paket mit Richards Kleidung, das Jonas von Thomas geholt hatte, lag daneben.
    Richard wandte sich von der Chronik ab.
    Schedel lächelte breit. »Also: Womit kann ich dir helfen? Ich vermute, es geht nicht um einen medizinischen Rat, wenn du dich an mich statt an Frau Jacob wendest.«
    Die plötzliche Erwähnung von Katharinas Namen sandte einen schmerzhaften Stich in Richards Herz. »Doch«, setzte er an. »Es ist eine medizinische Frage. Wir haben hier Wein und Bier, und wir müssen herausfinden, ob eines davon vergiftet ist.«
    Schedel hob eine seiner hellen Augenbrauen. »Vergiftet?« Er betrachtete die Wunde auf Richards Wange. »In was bist du da wieder hineingeraten, mein Lieber?«
    Der winkte ab. »Frag nicht!«
    Da lachte der Medicus. »Natürlich!« Er sah Arnulf an, und sein Lachen verstummte. »Natürlich«, wiederholte er. Dann nahm er einen der beiden Krüge, entfernte den Stopfen und schnüffelte an dem Inhalt. »Würzwein. Nelken hauptsächlich. Und Honig?«
    Arnulf nickte. »Kuchelkraut und Zingiber«, zählte er die restlichen Zutaten auf. »Der Wein stammt aus der ›Krummen Diele‹. Zwei Männerlitten unter Vergiftungserscheinungen, nachdem sie ihn getrunken hatten.«
    Schedel roch noch einmal an dem Krug. »Also, ich kann nichts Ungewöhnliches feststellen. Aber nicht jedes Gift ist auch zu riechen, das wisst ihr hoffentlich.«
    »Darum sind wir hier«, warf Richard ein. »Weil wir hoffen, dass du Mittel und Wege kennst, es trotzdem ausfindig zu machen.«
    Schedel ging zu einem Schrank und nahm ein Glas heraus. Er schüttete ein paar Tropfen des Weines hinein, bewegte es ein paarmal im Kreis und hielt es dann gegen das Licht. »Nichts Ungewöhnliches. Sieht aus wie ganz gewöhnlicher Wein und riecht auch so. Die kleinen Krümel scheinen mir von den Nelken zu stammen, auch das ist gewöhnlich so bei Würzwein.« Er senkte das Glas, wandte sich dem anderen Krug zu und vollzog die gleiche Prüfung auch mit dem Bier.
    Mit der freien Hand rieb er sich anschließend über Mund und Kinn, während er nachdachte. »Man könnte ein paar Destillierversuche machen und sehen, was dabei herauskommt«, murmelte er. »Dazu vielleicht ein oder zwei Versuche mit Tetrasoma oder Theion hydor, aber ich bin nicht sicher, ob das zu etwas führt.«
    Richard wartete, während Schedel weitere Zutaten der Alchemistenküche aufzählte, ihren Nutzen abwog und sie schließlich alle verwarf. »Die einfachste Methode ist immer noch die beste!«, sagte er endlich. »Kommt mit!« Unter je einen Arm klemmte er Wein- und Bierkrug. Auf für seinen fetten Leib erstaunlich flinken Beinen eilte er aus dem Kontor und den Flur entlang in den hinteren Teil des Hauses.
    Richard und Arnulf warfen sich einen erstaunten Blick zu, bevor sie dem Medicus nachliefen. Hinter ihm her eilten sie durch eine große Küche und achteten nicht weiter auf die überraschten und auch finsteren Blicke, die ihnen die Köchin und Maria, das Dienstmädchen, zuwarfen.
    Schedel griff sich eine Laterne von einem eisernen Haken, und durch eine Hintertür führte er Richard und Arnulf hinaus in einen Hof. Hier befand sich neben mehreren aufeinandergestapelten Holzkäfigen, in denen wohl zwei Dutzend braune Hühner hockten, ein kleiner Pferch, in dem sich zwei fette Schweine tummelten. Beide grunzten leise, als sie Schedel sahen.
    »Nun, ihr Guten«, sagte der Medicus. »Ihr wartet auf etwas zu fressen, nicht wahr?« Er tätschelte die beiden rosigen Schnauzen, die sich ihm durch die Gitterstäbe entgegenreckten.
    Richard verbiss sich einen Kommentar. Als er von der Seite her Arnulf betrachtete, sah er, dass die Augen des

Weitere Kostenlose Bücher