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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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sich in meinen neuen Seelenfrieden etwas Bitterkeit eingeschlichen hätte.
    »Die Stewardess ist über jedes Lob erhaben«, sagt die Murzec, deren Wohlwollen sich wie die Sonne über alle breitet.
    Schweigen.
    »Also gut, ruhen Sie sich jetzt aus«, sagt die Murzec mit verspätetem Taktgefühl.
     
    Sein Reisenecessaire in der Hand, kommt Robbie aus der Toilette zurück. Mit seinen karminroten Zehennägeln, dem orangefarbenen Halstuch, der hellgrünen Hose und dem azurblauenHemd ist er eine so malerische Erscheinung, daß er keinen Schritt unbemerkt tun kann. Die goldblonden Locken fallen ihm auf die Schultern, und er ist so glatt rasiert, daß seine Haut bartlos erscheint. Während er den Kreis durchquert, sehen wir ihn alle an – mit den so unterschiedlichen Empfindungen, die er gewöhnlich in jedem von uns weckt, die aber heute morgen dem Erstaunen und der Beunruhigung weichen.
    Denn seine strahlende Jugendlichkeit ist nur noch eine Hülle. Bei genauem Hinsehen ist Robbie bleich, seine Züge sind schlaff, seine Augen eingefallen, über Nacht scheint er die Rundungen seiner Wangen eingebüßt zu haben. Sein Teint hat nicht mehr diese aprikosenfarbene Tönung. Er ist aschgrau. Und sein sonst so beschwingter Gang hat etwas Zögerndes, Schwankendes, wie ich es seit gestern früh nur zu gut kenne. Ich kann genau nachempfinden, wie Robbie in diesem Augenblick zumute ist. Seine Beine können ihn nicht mehr tragen. Und er geht tatsächlich in die Knie, bevor er seinen Sessel erreicht, und wäre vielleicht sogar gestürzt, wenn Madame Edmonde ihn nicht rechtzeitig mit ihren kräftigen Armen aufgefangen hätte.
    »Was ist los?« sagt sie mit zärtlicher Grobheit. »Geht’s dir nicht gut? Schläfst du noch?«
    »Danke«, sagt Robbie und läßt sich schwer in seinen Sessel fallen.
    Der Kreis sieht Robbie an, dann wendet er den Blick ab. Niemand sagt ein Wort. Nichts sehen und nichts hören! Sich keine Fragen stellen! Robbie ausklammern! Aber da ist die Rechnung ohne den Eifer der Murzec gemacht, die eitel Liebe und Hilfsbereitschaft ist.
    »Monsieur Robbie«, sagt sie, ohne zu wissen, daß diese Verkleinerungsform kein Familienname ist (die Stewardess wird denselben Fehler machen), »entschuldigen Sie, aber Sie sehen heute völlig zerknittert aus. Sind Sie krank?«
    Keine Antwort. Robbie wendet nicht einmal den Kopf.
    »Das stimmt, mein Kleiner«, sagt Madame Edmonde verstört und aufgeregt, »du siehst gottsjämmerlich aus! Fehlt dir was, Süßer?«
    Robbie, der ihr seinen linken Arm überlassen hat, bleibt stumm. Steif und mit erhobenem Kopf sitzt er in seinem Sessel und starrt mit seinen hellbraunen Augen vor sich hin.
    »Monsieur Robbie«, sagt die Murzec, »ich erlaube mir, meine Frage zu wiederholen. Sind Sie krank?«
    »Nicht im geringsten«, sagt Robbie, ohne seine starre Position zu wechseln. Aber zum erstenmal höre ich, wie sich in seine einwandfreie französische Aussprache der deutsche Akzent einschleicht.
    Überrascht von dieser Fehlleistung, sehe ich ihn an. Er erwidert meinen Blick, und seine Augen strafen seine Worte Lügen, sagen mir mit aller Deutlichkeit: Du siehst, nach dir bin ich an der Reihe. Mit seinen seltsam blutleeren Lippen lächelt er mir zu.
    Der Kreis hat unsere Blicke verstanden, denn die Gespräche verstummen, drückendes Schweigen breitet sich aus. Ein Schweigen, das die Wahrheit, die sich plötzlich so augenscheinlich und für alle so beängstigend offenbart, verdrängen soll.
    »Mademoiselle«, fährt die Murzec fort, »ich glaube, Sie sollten auch Monsieur Robbie ein Dragee Oniril geben.«
    »Kommt nicht in Frage«, sagt Robbie. »Ich will kein Oniril. Außerdem bin ich, wie jeder sehen kann, völlig gesund«, fügt er mit schwacher Stimme hinzu und läßt einen herausfordernden Blick über den Kreis schweifen.
    »Aber nein, Monsieur Robbie«, erwidert die Murzec. »Es hat keinen Sinn, uns etwas vorzumachen. Sie sind krank.«
    »Angenommen, ich wäre krank, Madame«, Robbies Stimme ist unverändert, aber seine Augen blitzen, »was könnten Sie für mich tun?«
    »Beten«, sagt die Murzec ohne Zögern.
    »Aber Sie haben Ihre Gebete doch schon heute früh verrichtet.«
    »Ich bin bereit, noch einmal zu beten.«
    »Jetzt?« fragt Robbie ganz ernst.
    »Jetzt, wenn Sie es wünschen.«
    »Ich wäre Ihnen dafür überaus dankbar.«
    Die Murzec geht mit steifem Schritt bis zu dem Vorhang, schiebt ihn zur Seite, bleibt stehen, dreht sich um und richtet ihre blauen Augen auf Robbie.
    »Monsieur

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