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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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gefolgt von Chrestopoulos, der sie um einen Kopf überragt, sich aber hinter ihr zu verstecken scheint. Sein schwarzer Schnurrbart zittert, sein verzerrtes Gesicht ist schweißüberströmt.
    »Monsieur Chrestopoulos hat mir alles erzählt«, sagt die Murzec. »Ich bitte Sie, ihm nichts anzutun.«
    »Das räudige Schaf unter dem Schutz des Sündenbocks«, sagt Robbie so leise, daß nur ich ihn hören kann.
    »Was soll nun mit ihm geschehen?« fragt die Murzec sanftmütig herausfordernd.
    Ihre Worte werden mit gereiztem Schweigen aufgenommen.
    »Selbstverständlich nichts«, sagt schließlich Mrs. Banister, die sich wundert, daß Blavatski passiv bleibt und alles sie entscheiden läßt.
    Manzoni geht an seinen Platz zurück, Chrestopoulos ebenfalls.
    »Mademoiselle«, fährt Mrs. Banister hochmütig fort, »schließen Sie die Schachteln ein und geben Sie Monsieur Manzoni den Schlüssel.«
    Die Stewardess antwortet nicht. Manzoni setzt sich und fingert an seiner Krawatte herum, die sich gar nicht gelöst hat. Chrestopoulos läßt sich in den Sessel fallen, senkt die Lider und murmelt, um wenigstens noch eine Spur von Gesicht zu wahren, irgendwelche Worte in seinen Bart; ich weiß nicht, ob es Drohungen oder Entschuldigungen sind.
    »Es genügt nicht, Monsieur Chrestopoulos wieder in unsere Mitte aufzunehmen«, sagt die Murzec und richtet ihre unerbittlichen blauen Augen auf den Kreis. »Man muß ihm auch verzeihen.«
    »Schon geschehen, schon geschehen«, sagt Robbie mit kraftloser Stimme. »Madame«, fährt er fort (er spricht »Matame«), »haben Sie denn Ihre Gebete für mich beendet?«
    »Nein, Monsieur Robbie.«
    »Dann können Sie Chrestopoulos unter meinem Schutz zurücklassen. Ich werde mich seiner annehmen.«
    Ich fürchte schon, die Murzec werde aus dem ernsthaften Ton, mit dem Robbie sie fortschickt, den Spott heraushören, aber mitnichten. Offenbar hat sie außer ihrer Boshaftigkeit auch einen Teil ihres Scharfsinns verloren.
    »Ich danke Ihnen, Monsieur Robbie«, sagt sie mit bestürzender Einfalt.
    Stramm wie ein Soldat macht sie kehrt und verschwindet wieder hinter dem Vorhang zur Bordküche.
    Sobald sie draußen ist, läßt Robbie seinen Blick über den Kreis schweifen. Müde in seinen Sessel zurückgelehnt, ringt er nach Luft und sagt:
    »Monsieur Chrestopoulos verdient um so mehr unsere Nachsicht, als er einer uns wohlbekannten Illusion aufgesessen ist. Wie jeder von uns hat er geglaubt, der einzige zu sein, der überleben wird.«
    »Aber was reden Sie denn da!« schreit Caramans, der seinen Zorn diesmal nicht zurückhalten kann. »Das ist absurd! Sie sind im Delirium, Monsieur! Und Sie haben kein Recht, uns Ihre Fieberträume aufzuzwingen!« Seine Lippen zittern, er preßt seine Hände so kräftig gegeneinander, daß die Gelenke weiß hervortreten. Aufgebracht fährt er fort: »Das ist unzulässig! Sie wollen Panik unter den Reisenden säen!«
    »Ich will gar nichts«, sagt Robbie sehr leise, ohne einen Fußbreit Boden aufzugeben. »Ich sage meine Meinung.«
    »Aber die nützt uns nichts!« schreit Caramans.
    »Das kann nur ich allein beurteilen«, erwidert Robbie kaum hörbar, aber mit einer Würde, gegen die Caramans nicht ankommt, denn er schweigt, senkt die Lider und spannt alle Kräfte an, um sich wieder in die Gewalt zu bekommen.
    Diese Szene ist für uns alle sehr peinlich. Niemals hätte man von seiten eines Caramans soviel Heftigkeit erwartet, schon gar nicht gegenüber einem Kranken, dessen Stimme kaum noch ausreicht, sich zu verteidigen.
    »Ich werde jetzt das Oniril wegschließen«, sagt die Stewardess nach einer Weile, vielleicht um abzulenken.
    Aber ihr Ablenkungsmanöver ist ziemlich unglücklich gewählt, denn es führt Robbie auf den Weg seiner »Fieberträume« zurück.
    »Nicht nötig«, sagt Robbie und hebt mit unsicherer Gebärde die rechte Hand, um Aufmerksamkeit zu erbitten. »Verteilen Sie die ersten Dragees gleich jetzt an die Passagiere, die es wünschen.«
    Er spricht so leise und zögernd, daß wir alle, auch Caramans, auch Blavatski (noch immer schweigsam und niedergedrückt), unser Gehör äußerst anspannen, um zu verstehen, was er sagt; niemandem kommt in den Sinn – eine solch erstaunliche Autorität übt er jetzt aus –, ihn zu unterbrechen oder seine Worte zu übertönen.
    »Aber wir sind doch nicht krank«, wirft Mrs. Banister ein.
    »Und was ist … die Angst?« fragt Robbie mit einem blassen Lächeln.
     
    Schweigen. Zu meinem großen Erstaunen fängt Madame

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