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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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haben sich das Oniril geholt! Das einzige Medikament, das wir an Bord haben! In ausreichender Menge, damit es notfalls an alle verteilt werden kann!«
    »Sie gehen entschieden zu weit, Madame«, sagt Caramans, während Blavatski unerklärlicherweise stumm und passiv bleibt. »Es ist nicht ungewöhnlich, einige wichtige Medikamente an Bord eines Flugzeugs zu haben. Das bedeutet nicht, daß eine generelle Verteilung vorgesehen wäre.«
    Dieser Bemerkung folgt Schweigen, weil allen klar ist, daß Caramans die Diskussion vom eigentlichen Thema ablenkt.
    Seine These wird außerdem sofort von einer Seite widerlegt, von der er es am wenigsten erwartet hätte.
    »Bitte entschuldigen Sie«, sagt die Stewardess, »aber das Oniril war ausdrücklich dazu bestimmt, nötigenfalls an alle Passagiere verteilt zu werden.«
    »Woher wissen Sie das?« fragt Blavatski, der plötzlich gegenüber der Stewardess wieder aggressiv wird.
    Die Stewardess bewahrt Ruhe.
    »Das gehörte zu meinen Instruktionen.«
    »Die auf dem kleinen Zettel standen, den Sie verloren haben«, höhnt Blavatski.
    »Ja«, erwidert die Stewardess ohne Zögern.
    Lügt sie oder lügt sie nicht? Ich kann es nicht sagen. Ich erinnere mich an verschiedene Einzelheiten und frage mich, ob die Stewardess nicht von Anfang an in mündlicher Verbindung mit dem BODEN gestanden hat, vielleicht über einen in der Pantry versteckten Sender.
    »Wenn es so war, hätten Sie uns das sagen müssen«, wirft Mrs. Banister ein.
    »Keineswegs«, sagt die Stewardess mit einem scharfen Unterton. »Ich hatte die Anweisung, mit Ihnen erst dann über das Oniril zu sprechen, wenn der BODEN mir grünes Licht gibt.«
    Der Kreis verfällt in Schweigen. Caramans rührt sich nicht. Blavatski verschanzt sich hinter Reglosigkeit. Er sieht Chrestopoulos überhaupt nicht an und wirkt traurig und niedergedrückt.
    »Sie Gauner!« schreit Pacaud plötzlich, an den Griechen gewandt. »Nicht genug, daß Sie Ihre Reisegefährten durch sogenannteSpielschulden betrügen wollen! Jetzt stehlen Sie auch noch die Medikamente! Los, geben Sie der Stewardess die Schachteln, oder es geht Ihnen an den Kragen!«
    »Das stimmt nicht! Ich hab sie nicht!« schreit Chrestopoulos, wild mit den Händen fuchtelnd. »Und an den Kragen wird es Ihnen gehen!«
    »Meine Herren, meine Herren«, sagt Caramans ohne die geringste Überzeugungskraft.
    »Manzoni«, sagt Mrs. Banister im Tonfall einer Lehnsherrin, die einem Vasallen eine ritterliche Mission überträgt, »helfen Sie doch Monsieur Pacaud, von diesem Strolch das Oniril zu bekommen.«
    »Ja, Madame«, sagt Manzoni, ein wenig bleich.
    Es ist komisch oder rührend, je nachdem: Manzoni steht auf, drückt den Brustkorb heraus und geht in seinem untadeligen weißen Anzug wie der Würgeengel auf Chrestopoulos zu. Ich weiß nicht, ob Manzoni handgreiflich werden kann, aber seine Größe, seine breiten Schultern und seine entschlossene Haltung wirkten Wunder.
    Chrestopoulos springt auf, blickt gehetzt um sich, dreht sich um die eigene Achse, kehrt Pacaud und Manzoni den Rücken, rennt auf seinen dicken Beinen in Richtung Bordküche, schiebt den Vorhang beiseite und verschwindet.
    Pacaud und Manzoni stehen wie angewurzelt. Fragend sieht Manzoni Mrs. Banister an, als erwartete er ihre Anweisungen.
    »Durchsuchen Sie seine Tasche«, befiehlt ihm Mrs. Banister.
    Blavatski sagt kein Wort und rührt keinen Finger. Er beobachtet die Szene mit abwesendem Blick, als beträfe sie ihn nicht.
    Widerstrebend öffnet Manzoni Chrestopoulos’ Reisetasche.
    »Ist es das hier?« fragt er die Stewardess und hält eine kleine graue Schachtel hoch. Anstatt sie ihr zu geben, reicht er sie Pacaud, der sie dann der Stewardess gibt. Zweifellos fürchtet Manzoni, daß Mrs. Banister ihn verdächtigen könnte, er hätte die Hand der Stewardess berühren wollen. Die Zähmung schreitet gut voran.
    »Das ist es«, antwortet die Stewardess. »Sie müssen noch sieben weitere finden.«
    Eine nach der andern holt Manzoni sie aus Chrestopoulos’ Tasche, und Pacaud gibt sie der Stewardess.
    Die Passagiere verfolgen schweigend und mit einem gewissen Respekt diesen Vorgang. Die kleinen grauen Schachteln sind ihnen plötzlich unendlich kostbar geworden, Gott weiß warum. Dabei brauchten sie mich nur anzusehen, um sich zu überzeugen, daß die heilende Wirkung des Onirils gleich Null ist – selbst wenn es die verrinnenden Augenblicke erträglicher macht.
    Der Vorhang wird zur Seite geschoben, und die Murzec taucht auf,

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