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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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zu verdienen, was ich von Robbie nicht unbedingt sagen würde.
    Es fällt mir schwer, Manzoni gegenüber objektiv zu sein. Sie werden mir entgegenhalten, daß ich bei meinem Äußeren gute Gründe habe, schöne Männer nicht zu mögen.
    Das ist aber nicht meine Motivation. Vielmehr verabscheue ich an Manzoni die Frauenfeindlichkeit eines Don Juan. Man spürt genau: wenn er Michou »haben« könnte, würde er unverzüglich zur Stewardess, dann zu Mrs. Banister, die ihn durch ihre Raffinesse beeindruckt, und schließlich zu der Inderin überwechseln. Danach würde er sie alle verachten und kaum die Ankunft in Madrapour abwarten können, um die örtlichen Reserven auszubeuten.
    Seine mit Verachtung des schwachen Geschlechts gekoppelte Unersättlichkeit bringt mich auf den Gedanken, daß Manzoni sich nicht grundsätzlich von Robbie unterscheidet, obwohl er das ganze Gegenteil zu sein scheint. Er muß Gründe haben – die er vielleicht selbst nicht kennt –, Robbies Huldigungen zu dulden, selbst wenn er vorgibt, sie zurückzuweisen. Er weist sie zurück, setzt ihnen aber kein Ende.
    Manzonis erste Offensive in Richtung Michou hat Reaktionen im linken Halbkreis zur Folge. Madame Murzec, noch gelber als sonst, schnauft durch die Nase, was für sie eine verkürzte Form darstellt, ihre moralische Entrüstung auszudrücken. Die beiden
viudas
tuscheln miteinander, und die Mimik von Mrs. Banister verrät, daß es dabei zumindest von ihrer Seite nicht an Bissigkeit fehlt. Madame Edmonde, Michous linke Nachbarin – auf sie werde ich später zurückkommen –, scheint sehr aufgebracht zu sein, weiß der Teufel warum, denn sie sieht wahrhaftig nicht nach einer Puritanerin aus. Robbie nimmt Manzonis Offensive anscheinend mit einer gewissen Nachsicht auf. Seine lebhaften, funkelnden Augen wandern von einem Gesicht zum anderen; er sitzt anmutig in seinem Sessel und lächelt.
    Seltsam, daß er nicht groß wirkt, sondern lang. Man könnte fast sagen, daß seine Männlichkeit sich in der Länge seiner Glieder aufgelöst hat. Mit seinen Beinen, die kein Ende nehmen und ständig ineinander verwickelt sind, und mit seinen langen, schmalen, an den zarten Gelenken abgewinkelten Händen wirkt er wie eine erschlaffte Blume auf einem zu hohen Stengel.
    Man hätte erwarten können, daß Manzoni nach angemessener Zeit bei Michou einen neuen Vorstoß wagen würde, aber Michou wird selbst aktiv, und zwar wendet sie sich – was noch überraschender ist – an Pacaud.
    »Monsieur Pacaud«, fragt sie unvermittelt, »was ist eigentlich Furnierholz?«
    Von unserer »rührenden Schönheit« über sein Metier befragt, ist Pacaud dermaßen verwirrt, daß sein kahler Schädel rot anläuft. Den kräftigen Hals in die breiten Schultern gezogen, beugt er sich vor und sagt mit verächtlichem Lächeln:
    »Das ist ein Holz, aus dem man Sperrholzplatten herstellen kann.«
    »Und gibt es das nicht in Frankreich?«
    »Das gibt es schon, aber wir importieren auch welches, vor allem Okumé, Mahagoni und Limbo.«
    »Verzeihen Sie«, sagt Caramans förmlich, »aber ich glaube, man sollte besser
Limba
sagen.«
    »Sie haben recht, Monsieur Caramans«, sagt Pacaud.
    »Und wie werden die Platten hergestellt?« fragt Michou.
    »Na ja«, sagt Pacaud mit einem kleinen Lächeln in seinen hervorquellenden großen Augen, »das ist ein ziemlich komplizierter Vorgang. Zuerst werden die Holzstämme getrocknet …«
    Er zieht seinen Satz in die Länge. Robbie wendet sich an Michou und sagt:
    »Lohnt es sich überhaupt, daß Sie das alles erfahren, wo Sie doch kein Gedächtnis haben?«
    Rundum Gelächter, so sehr fürchtete man eine Abhandlung über Furnierholz. Robbie, der seine blonden Locken schüttelt und nach allen Seiten lächelt, scheint entzückt darüber, daß er mit Erfolg den kleinen Schelmen spielen konnte.
    »Wie groß ist Ihr Unternehmen?« fragt Caramans mit hochgezogenem Mundwinkel und mit einer Miene, als wollte er dem Gespräch wieder eine ernsthafte Wendung geben.
    »Tausend Arbeiter«, sagt Pacaud mit nicht sehr gut gespielter Bescheidenheit.
    »Tausend Ausgebeutete«, sagt Michou.
    Pacaud hebt die Arme hoch, wobei auffällt, daß seine Ärmel viel zu kurz sind. Wie viele Franzosen mittleren Alters scheint er dicker geworden zu sein, seit sein Anzug angefertigt worden ist.
    »Eine Gauchistin!« sagt er, und seine Augen übertreiben den gespielten Zorn. »Sie selbst, Mademoiselle, rechnen sich gewiß zu den Ausgebeuteten?«
    Michou schüttelt den Kopf.
    »Nicht im

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