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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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Mimik etwas Paroxystisches. Er begnügt sich nicht zu lachen. Er windet sich und flattert auf seinem Sessel, die endlos langen Beine ineinanderverwickelt, die langen schmalen Finger an die Wangen gepreßt, als hätte er Angst, daß sein Kopf platzen könnte. Er bringt kein Wort hervor, so schüttelt ihn das Lachen. Als es ihm aber gelingt,seiner Stimme wieder Herr zu werden, spricht er mit größtem Ernst.
    »Hören Sie, Blavatski«, sagt er, während noch die Lachtränen in seinen lebhaften Augen funkeln, »Sie sind doch ein hochintelligenter Mann. Wie können Sie so etwas sagen! Haben Sie denn nicht zugehört? Für den Inder als Buddhisten ist das Leben völlig unannehmbar. Verstehen Sie, Blavatski?
un-an-nehm-bar
. Als er das Flugzeug verließ, haben Sie genauso wie ich seine Worte gehört, er hat sich für immer vom
Rad der Zeit
losgerissen, an das wir hier alle gefesselt sind. Und es liegt auf der Hand – selbst für ein Kind! –, daß der Inder unsere Welt verlassen hat und daß wir ihn nie wiedersehen werden! Weder ihn noch die Kunstledertasche!«
    »Warum hat er sie dann mitgenommen?« brüllt Chrestopoulos.
    »Gewiß nicht, um sich zu bereichern«, sagt Robbie, »sondern um uns zu erleichtern!«
    »Genau das meinte ich«, entgegnet Chrestopoulos. »Er hat uns sogar ordentlich erleichtert!«
    Robbie sieht den Griechen unverwandt mit kühler Höflichkeit an. »Entschuldigen Sie, aber ich glaube, daß wir dem Wort ›erleichtern‹ nicht den gleichen Sinn geben.«
    Schweigen. Dann sagt Blavatski leidenschaftlich:
    »Das
Rad der Zeit
! Sie wollen mir doch nicht erzählen, Sie glaubten ernsthaft an solchen …«
    Die Gegenwart der
viudas
hält ihn wohl zurück, das Wort auszusprechen, das sich ihm aufdrängt, denn er sagt lediglich »Stuß«, ein harmloser Ausdruck, gemessen an der Heftigkeit seines Protestes. Nach dem beifälligen Gemurmel zu schließen, stößt er im Kreis gleichsam auf einmütige Zustimmung. Robbies Interpretation scheint keine einzige Stimme zu bekommen, außer vielleicht meiner eigenen, weil sie nämlich die Stewardess entlastet.
    Doch ich bin in dieser Hinsicht völlig beruhigt. Es ist wohl wahr, daß die Stewardess durch ihr Schweigen, durch die Zweideutigkeit ihrer Haltung und durch ihre teilweise befremdenden Antworten den Verdächtigungen Vorschub leistete. Aber letztendlich wurde sie beschuldigt wie ein Beamter des Finanzamtes, wenn jemand zu hohe Steuern zahlen muß: die Schelte galt nicht ihr, sondern der Institution, die hinter ihr steht. In Wirklichkeitglaubt niemand an ihre Schuld. Nicht einmal Blavatski. Für ihn ist die »Komplizenschaft« der Stewardess nur eine verführerische Hypothese gewesen, die es ihm möglich machte, in den ihm vertrauten Kategorien zu denken, und gleichzeitig ein beinahe verzweifelter Versuch, das Unerklärliche zu erklären.
    Der Beweis ist, daß Blavatski Robbies Intervention zwar verächtlich zurückgewiesen hat, nun aber schweigt und wortlos darauf verzichtet, hinter dem Geschehen ein »Komplott« zu sehen, an dem die Stewardess beteiligt gewesen wäre. In seinen Augen und in den Augen aller, auch Madame Edmondes, verliert sich diese falsche Spur im Sand.
     
    Das folgende Schweigen möchte keiner brechen. Ich nicht, weil ich neben der Stewardess sitze. Caramans, weil Blavatskis Rückzieher ihm Genugtuung verschafft hat. Pacaud, weil er zwischen der Sorge um Bouchoix’ Gesundheitszustand und der Nähe Michous, die rechts neben ihm sitzt und mit töchterlicher Zutraulichkeit ihre Hand in die seinige gelegt hat, hin und her gerissen ist. Mrs. Boyd, weil der Alptraum vorbei ist und sie an ihre wiedergewonnenen Annehmlichkeiten denken kann. Und Mrs. Banister, weil sie nur Augen für Manzoni hat, ohne ihn direkt anzusehen.
    Gebrochen wird es schließlich, weil Manzoni Schwierigkeiten hat, die ihm zugedachte Rolle zu spielen. Er dürfte sich eigentlich nur mit Mrs. Banister beschäftigen, aber nach dem Verhör hat er erneut nur noch Augen für Michou. Seit das junge Mädchen ihn verlassen und sich Pacaud zugewandt hat, ist sie für ihn nicht mehr eine Nummer in einer Serie, sondern eine unbegreifliche Niederlage. Denn mit seinem kahlen Schädel, seinen hervorquellenden großen Augen, seinem kleinen Schmerbauch und seinem unförmigen Anzug dürfte Pacaud Michou eigentlich nicht so viele zärtliche Empfindungen einflößen, schon gar nicht nach Madame Edmondes Enthüllungen über seine Gewohnheiten. Und dennoch hat das Vögelchen unter dem Flügel des

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