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Madrapour - Merle, R: Madrapour

Madrapour - Merle, R: Madrapour

Titel: Madrapour - Merle, R: Madrapour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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unserer Pässe, unseres Bargelds, unserer Reiseschecks, unseres Schmucks und sogar unserer Uhren beraubt! Es gelingt ihm, die Landung des Flugzeugs zu erzwingen, indem er mit der Hinrichtung einer Reisenden droht; er flieht mit seiner Beute, und nun sagen Sie uns, daß er diese Beute beim Verlassen des Flugzeugs ins Wasser geworfen hat! Wer soll das glauben?«
    Diese leidenschaftliche Rede, leidenschaftlich zumindest in dem Maße, wie eine Rede von Caramans es zu sein vermag, findet lautstarke Zustimmung bei Chrestopoulos, der sich für eine Sekunde von seinen Karten losreißt, bei Madame Edmonde und, auf diskretere Weise, bei der Mehrzahl der Passagiere; ablehnend verhalten sich Robbie, die Stewardess, die Murzec und ich selbst. Mich verdrießt die rhetorische Wendung, die Caramans seinem Auftreten gegeben hat, die aber nach meiner Ansicht nicht zu bemänteln vermag, daß er seine ursprüngliche Behauptung im Grunde wiederholt hat. Ohne darauf einzugehen und auch ohne stellvertretend für Robbie sprechen zu wollen, will ich dem Diplomaten wenigstens einen Stein vor die Füße werfen.
    »Es stimmt, daß der Inder erklärt hat:
I am a highwayman «
, werfe ich mit tonloser Stimme ein, deren Schwäche mich erstaunt (denn mein Geist ist wach geblieben). »An Ihrer Stelle, Monsieur Caramans, würde ich in diesem Satz jedoch kein Eingeständnis sehen. Der Inder hatte einen sehr eigenwilligen Humor, seine meisten Aussagen waren ironisch, und es wäre ein großer Irrtum, sie für bare Münze zu nehmen.«
    »Trotz des Diebstahls?« fragt Caramans. »Ein Diebstahl, der weitgehend die Definition rechtfertigt, die der Inder von seiner Person gegeben hat! Mit oder ohne Humor«, fügt er bissig mit einem wenig freundlichen Blick hinzu.
    Aus seiner Sicht hat dieses Argument mich außer Gefecht gesetzt; voller Zufriedenheit, so schnell mit mir fertig geworden zu sein, reckt er die Schultern und wendet sich Robbie zu, den er zu seinem Erstaunen lächeln sieht.
    »Monsieur Caramans«, sagt Robbie mit seiner flötenden Stimme, in unverschämter Weise seinen Charme hervorkehrend, »Sie haben in Ihren kurzen Ausführungen einen ungeheuren Denkfehler gemacht. Sie haben die Behauptung, die Sie beweisen wollten, von vornherein als gegeben hingestellt.«
    Caramans zuckt zusammen, in seiner cartesianischen Überzeugung tief getroffen.
    »Aber ja, aber ja!« sagt Robbie. »Ihr Gedankengang ist folgender: Der Inder hat uns unser Geld, unseren Schmuck, unsere Uhren genommen, also ist er ein Dieb. Und wenn er ein Dieb ist, kann er die Tasche, die die Beute enthielt, nicht ins Wasser geworfen haben. Folglich lügt Madame Murzec, wenn sie behauptet, daß er es getan hat.«
    »Oder sie irrt sich«, sagt Caramans.
    »Oder sie irrt sich, wie Sie wollen«, sagt Robbie, ein Lächeln andeutend. »Auf jeden Fall gehen Sie von Ihrer eigenen Interpretation einer Tatsache aus (Diebstahl des Inders), um eine andere Tatsache, die von einem Augenzeugen bestätigt worden ist, zu leugnen. Aber wenn man umgekehrt einmal gelten läßt, daß der Inder die Tasche wirklich ins Wasser geworfen hat, wie Madame Murzec behauptet, dann ist Ihre Interpretation der Persönlichkeit des Inders sofort null und nichtig. Der Inder hat uns zwar beraubt, ist aber deshalb noch lange kein Dieb, denn er schätzt die Beute so gering, daß er sie ins Wasser wirft. Und das wohlgemerkt ohne zwingenden Grund, da er ja nicht einmal verfolgt wird.«
    Schweigen. Caramans sitzt reglos da, und würde er nicht unentwegt mit dem rechten Daumen seinen linken Daumen massieren, könnte man glauben, daß er sich mit seiner Niederlage abgefunden hat.
    Aber das hieße den brillanten Schüler der Ordensbrüder unterschätzen. Einen Augenblick später schnauft er mit unverkennbarer Verachtung durch die Nase und sagt, seiner selbst wieder sehr sicher:
    »In einem Punkt gebe ich Ihnen recht. Ich habe die Persönlichkeit des Inders tatsächlich interpretiert. Aber meine Interpretation ist vom Standpunkt des gesunden Menschenverstandes überaus einleuchtend. Der Inder hat uns bestohlen. Also ist er ein Dieb. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, daß auch Madame Murzec eine Interpretation der Persönlichkeit des Inders gibt. Der Inder hat uns bestohlen. Desungeachtet ist er kein Dieb. Mitnichten. Er ist ein Weiser, ein Prophet, ein Heiliger …«
    »Weder ein Prophet noch ein Heiliger«, sagt die Murzec mit fester Stimme. »Aber ein Weiser, ja. Oder wenn es Ihnen mehr zusagt, ein Lehrmeister.«
    »Sehr

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