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Madru

Madru

Titel: Madru Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederik Hetmann
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er.
    »Mir meine Freiheit nehmen«, sagte sie, »nachdem ich lange genug auf sie habe warten müssen. «
    Und dann ging ihr Flüstern in eine Sprache über, die er nie gehört hatte. Er dachte: ich muß einen Gegenzauber sprechen. Aber es war so angenehm, sich ihrem Liebeszauber zu überlassen. Schlaf schüttete sich in ihm aus. Dürre Mohnkapseln, die ihre schwarzen Körner verstreuen. Die Schwarze Köchin war fort. Er taumelte suchend nach ihr durch endlose Räume, bis er plötzlich vor den Toren von Malkuth stand, dem Reich Gottes als Menschenwerk, und ein glühendes Eisen auf ihn zufuhr, sich auf seine Stirn senkte und ihm dort etwas einbrannte. Er schrie auf und fuhr hoch, war allein, nackt und schämte sich. Es mußte viel Zeit vergangen sein. Ein Tag und eine Nacht und noch ein Tag vielleicht, überlegte er. Bei seinen Spaziergängen im Lebensbaum hatte er auch ein Empfinden dafür entwickelt, wieviel Zeit in der einen Sphäre verstrich, während er sich in einer anderen befand. War Montigorr noch nicht heimgekehrt? Hatte er vielleicht diese ganze Reise nur als Vorwand benutzt, um die Schwarze Köchin und ihn auf die Probe zu stellen? Hatte er sie geil aus der Ferne auf magische Weise beobachtet, während sie sich liebten? Und wo war die Schwarze Köchin? Ein Schaudern überkam ihn, wenn er an sie dachte. Er kleidete sich an. Er schaute in die Truhe, von der er wußte, daß sie dort ihre Kleider verwahrte. Die Truhe war leer. Da war er sicher, daß sie fort war ... fort durch die Welt. Alissa fiel ihm ein und sein Schwur. Es war merkwürdig: er konnte mit diesem Schwur und der Erinnerung an die Umarmungen mit der Schwarzen Köchin gut leben.
    Das Haus kam ihm merkwürdig verändert vor. Er wußte nicht, woran es lag. Er traf niemanden, weder Montigorr, noch die Schwarze Köchin. Er betrat den Zaubersaal. Alle Bücher, Retorten und Tiegel waren fort. Dort, wo auf der Wand der Lebensbaum der Kabbala aufgemalt gewesen war, hing jetzt ein hoher ovaler Spiegel mit einem verschnörkelten goldenen Rahmen.
    Er hörte ein Räuspern hinter sich und fuhr erschreckt herum, weil er fürchtete, es könne Montigorr sein.
    Allwiss stand vor ihm und sah ihn prüfend an.
    »Schwaches Gewissen, schlechtes Gewissen«, sagte der Zwerg und wiegte den Kopf.
    »Was ist mit Montigorr? Du mußt es mir sagen«, fragte Madru aufgeregt.
    »Ich dachte, du würdest mich nach ihr fragen ... die alte Gemeinschaft der Männer!«
    »Um sie braucht man sich keine Sorgen zu machen«, sagte Madru. »Wie sie angekündigt hat«, erwiderte Allwiss, »sie hat von ihrer Freiheit gründlich Gebrauch gemacht ... die Schwarze Köchin.« Er führte Madru an ein ovales Tischchen, das immer im Zaubersaal gestanden hatte. Rein zur Zierde, wie Madru gemeint hatte. Er war gewohnt, darauf ein seltsam verformtes Glas stehen zu sehen. Das Glas lag zerbrochen am Boden. Ein kleiner schwarzer Kasten stand an seiner Stelle.
    »Ja und?« fragte Madru.
    »Da hast du den armen Montigorr … ein bißchen Materie in einer black box, wie man das später einmal nennen wird. Natürlich hat sie das Wort, das ihr so verzweifelt suchtet, gewußt. Sie war auch eine Zauberin ... eine große Zauberin, was Montigorr sehr wohl bekannt war. Dein Empfinden hat dich nicht betrogen: Er hat sich davongemacht, um euch aus der Ferne zu beobachten. Er war völlig verrückt nach diesem Wort und ... man muß es leider so nennen ... du warst nichts als sein Werkzeug. Vielleicht wirst du dich ärgern. Denk daran, daß er für seine Intrige teurer bezahlt hat. Er suchte das Wort, daß das Element beherrscht ... und jetzt ist er selbst ... nun, Erde eben. Aber nicht wegen eurer Konflikte bin ich gekommen. Bru will dich sprechen. Die Frist ist herum. Seit etwa hundert Jahren leben im Großen Wald immer mehr und mehr Menschen. Es haben Veränderungen stattgefunden, die deine Anwesenheit dort erforderlich machen. Aber das wird sie dir selbst sagen. Komm jetzt ...!«
    Er trat vor den Spiegel hin. Das Glas wurde zu einer vibrierenden Flüssigkeit. Er tauchte, die Arme voran, da hinein. Madru tat es ihm nach.
     

ZWANZIGSTES KAPITEL
    Madru in einer anderen Zeit • Gendarmen vor dem Haus und die Rote Jule drinnen • Das Tanzvergnügen in Lassekrog
    Die schöne Gunilla • Ein Fiedler sieht einem offenen Wagen nach

    Es wird erzählt, dass in einem Jahr gegen Ende des 19. Jahrhunderts, um die Zeit, da der Ginster und die Apfelbäume blühten, ein Mann nach Norrland kam und Grund und Boden am

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