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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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häufig wahr. Allerding behielten Ove und Dirch ihre Korrespondenz bei. Und trotz seines Managers besprach Dirch seine Filmangebote oft mit Ove.
    Beide hatten viel zu tun. Ove war zu dieser Zeit schon mit der Olsenbande beschäftigt, und Dirch war Entertainer in Standup-Comedies auf der Bühne und im Film. An einem Sonntagnachmittag 1978 kam Dirch völlig überraschend nach Tømmerup. Die Familie ließ er im Auto. Fast beiläufig erkundigte er sich, ob Ove nicht bei der nächsten Sommer-Revue im Tivoli mitmachen wolle. Aber Ove hatte seinen festen Rhythmus, nach den Aufnahmen für die Olsenbande mit der Familie Sommerurlaub zu machen, und lehnte höflich ab, obwohl er selber seit langem den Wunsch gehegt hatte, wieder mit Dirch zu arbeiten. Dirch erwiderte enttäuscht, dass er nichts anderes erwartet habe, und das Leben ging weiter. Ove reflektierte in seinem Offenen Brief an Dirch nach dessen Tod in der Zeitung Politiken : »Ist es nicht furchtbar? Wann endlich lernt man, das, was man schon lange wollte, zu tun, solange man die Möglichkeit hat? Nun kann ich dir nur noch hinterherrufen, dass es einer meiner größten Wünsche war, noch einmal mit dir auf einer Bühne zu stehen.«
    Als Dirch Passer Ende 1978 mit Herzproblemen in die Klinik kam, brachte Ove Ghita dazu, ihn zu besuchen. »Dirch lag im Rigshospital, Ove hörte auf seine innere Stimme und wusste, dass wir zu ihm mussten. Wir verbrachten ein paar gute Stunden miteinander und lachten wie in alten Zeiten, es war schön, zusammen zu sein.«
    Bei allem, was Dirch machte und tat, war ihm Ove ein treuer Begleiter. So sah er ihn auch in der Tivoli-Revue von 1980 in einer Parodie auf Kim Larsen, den dänischen Bob Dylan, wie manche sagen. Beim Publikum war die Nummer ein großer Erfolg, aber Dirch war unzufrieden. »Ich kriege Kim Larsen nicht ganz zu fassen«, sagte er zu Ove nach diesem Kraftakt mit müden Augen und Schweiß auf der Stirn. Nur wenige Tage später, am 3. September 1980, starb Dirch Passer.
    Bei der Beerdigung war Sprogøe auf Dirch Passers Wunsch Sargträger. Auf der einen Seite gingen lauter große Menschen. Auf der anderen Seite unter anderen Dirchs Tochter Josephine und der kleine Ove. Die Verteilung war nicht abgesprochen und nicht sehr durchdacht. Der Sarg war schwer, einer konnte ihn nicht mehr halten, und so kippte er plötzlich zu Oves Seite. In Schieflage wurde der Sarg aus der Kapelle getragen, und trotz aller Trauer dachte mancher, was Dirch wohl sagen würde: »Nun hebt mich doch mal hoch, verdammt noch mal!«

Vorbilder und Idole
    Als Partner von Dirch Passer wurde Ove Sprogøe bekannt, als Egon aus der Olsenbande ein Star. Dennoch verehrte er weiterhin seine eigenen Idole. Erst waren es Westernhelden, dann folgten Charles Chaplin, Laurel und Hardy sowie Buster Keaton. Und mit Beginn des Tonfilms gesellten sich Shirley Temple, Jerry Lewis und der englische Komiker Norman Wisdom dazu.
    Chaplin stellte Ove über alle anderen. »Goldrausch«, »Zirkus« und »Lichter der Großstadt« waren die Filme seiner Kindheit und prägten ihn in seinem Verständnis von Film. Er war sauer, wenn andere nach einem Film wie »König von New York« behaupteten, Chaplin wäre doch gar nicht so genial.
    Sobald Sven, Jørgen und Henning groß genug waren, nahm er sie mit ins Kino. Ove erwirkte sogar eine Befreiung von den üblichen Regeln, nach denen Kinder im Dänischen Filmmuseum nicht Mitglieder werden durften, nur damit auch Henning, sein Jüngster, gerade mal dreizehnjährig, mitkonnte. Vater und Söhne sahen manchmal täglich einen Film, entweder nachmittags oder abends. Akira Kurosawa, Alfred Hitchcock und Stummfilme mit Asta Nielsen. Auch Yoko Onos und John Lennons »Smile«. Eine Ewigkeit für drei Teenager, auf Lennons Gesicht zu starren, aber sie beschwerten sich nicht. Jedenfalls nicht sehr.
    Ove hatte eine VIP -Karte für die Kinos von Nordisk Film, war aber auch häufig im Posthusteatret (Post-Theater) und sah überhaupt fast alle neuen Filme. »Ich glaube nicht, dass es einen anderen dänischen Schauspieler gibt, der so viele Filme gesehen hat wie Ove. Ein Film konnte für ihn nicht anspruchsvoll genug sein. Kurosawas ›Dersu Uzala‹ sah er zum Beispiel mehrmals«, erzählt Carsten Brandt, der bis heute das Posthusteatret leitet.
    Gleichzeitig hatte Ove einen Blick für Unterhaltung in ihrem besten Sinne. Er wollte im Kino nicht ausruhen. Seine Sinne waren hellwach und wollten gereizt werden. Ein Erlebnis muss gleichermaßen Verstand und

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