Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
gurgelte und prustete und machte so viele Geräusche, dass Ove und Lone sich vor Lachen kaum halten konnten. Der Regisseur entließ die Schauspieler früher zum Mittagbrot und hoffte, dass diese sich wieder beruhigen würden. Aber am Nachmittag ging es von vorn los. Schließlich musste der Regisseur improvisieren und die ganze Szene in einzelne Nahaufnahmen zerschneiden. Ove war schwer zum Lachen zu bringen, aber wenn es einer konnte, dann Dirch.
Ove liebte Dirch und ließ keine Gelegenheit aus, es anderen und Dirch mitzuteilen. Dirch legte großen Wert darauf, manchmal ging Ove aber zu weit. Gern beschwerte sich Dirch, was die Damen auf der Post denn denken mochten, wenn Ove ein Telegramm an Dirch mit den Worten »Ich liebe dich« beendete. Doch damit nicht genug: Nach einer Premiere lud Ove seinen Freund ins Restaurant Nybo ein. Da stand auf einer Torte für Dirch in Zuckerguss ebenfalls »Ich liebe dich«. Beide weinten. Ove aus Freude. Dirch aus Verlegenheit.
Dirch hatte immer schon ein Auto, meist einen schicken kleinen Flitzer der englischen Marke MG . Ove hatte keins, und so chauffierte Dirch sie beide zu Dirchs Mutter zum Essen oder zu Eva nach Tømmerup. Wenn sie nicht gerade Texte lernten, dachten sie sich Wortspiele aus. Mit ihrer Lust zu unterhalten, waren sie auf einer Wellenlänge. Ove hatte für Dirchs Talent grenzenlose Bewunderung, und Dirch wurde von Oves Arbeitsdisziplin und begeisterungsfähigem Wesen inspiriert.
Sie verloren sich ein wenig aus den Augen, als Dirch mit Kjeld Petersen zu arbeiten begann. Im Gegensatz zum gutmütigen Kumpel Ove wurde Kjeld nun der cholerische Partner von Dirch. Die drei kannten sich gut, und als Kjeld Petersen von dem alten Revue-Mann Stig Lommer den Vorschlag hörte, mit Dirch Passer auf die Bühne zu gehen, wandte er sich erst einmal an Ove: »Wie soll ich denn mit so einer Giraffe spielen?«, fragte er besorgt. Doch wie sich zeigte, brachten sie sich gegenseitig zu genialer Komik, die ihrer Zeit weit voraus war.
Derweil spielten Ove und Dirch weiterhin in vielen Filmen zusammen – nur eben nicht mehr als ausgesprochenes Paar. Die Angebote für diese Kombination verebbten in dem Maße, wie die Filmbranche erkannte, dass Dirch keinen Partner brauchte, um die Dänen ins Kino zu locken. Kjeld Petersen und Dirch Passer hatten sich gesucht und gefunden. Sie hatten dasselbe verrückte, unzähmbare Talent und teilten denselben Lebensstil. Nach der Vorstellung zogen sie um die Häuser und arbeiteten im Suff weiter an ihren Gags. Ove ging sofort zu Eva und den Kindern. Von Eifersucht keine Spur: »Wir waren weiterhin Freunde. Kjeld und Dirch ergänzten sich total. Sie benutzten eine Sprache, von der wir anderen einen Scheiß verstanden, aber wir waren glücklich.«
Am Folketeatret wandte sich Ove immer konsequenter dem ernsten Theater zu, außerdem geriet er immer mehr in den Schauspielerkreis um Erik Balling von Nordisk Film. Dirch Passer gelang das nicht. Zum einen, weil sein Talent für Balling zu schwer zu steuern war, zum anderen weil sein neuer Manager darauf bestand, dass Dirch in jedem Film die Hauptrolle spielen sollte und einen Standardpreis verlangte, den Balling nicht zahlen wollte.
Mit der Zeit stellte sich heraus, dass Dirch und Ove politisch weit voneinander entfernt waren. Es beleidigte Oves Ohren, wenn er Dirch die nationalistisch-chauvinistische sogenannte Fortschrittspartei loben hörte. Dirch dagegen verstand Oves demütige Haltung nicht, seinen Wunsch, stets die Gemeinschaft zu ehren und zu respektieren. Die beiden sprachen nie darüber, Ove machte sich zu Hause Luft.
Durch Zufall erlebte Ove seinen Freund Dirch einmal im Glostrup-Zentrum, wo er zum Vergnügen von Kindern und Eltern bei ihrem Einkaufsbummel am Samstagvormittag in ein Wasserbecken abtauchte. Als sie einander sahen, sagte Dirch nichts. Doch Ove vergaß nie den unglücklichen Ausdruck in seinen Augen. »Armer Dirch«, sagte er später, »es war unwürdig, aber er machte es, weil er dafür gebucht war.«
Solche Begegnungen ließen in Ove die Sorge um das Wohlergehen seines Freundes wachsen. Dirch Passers Manager Sven Borre, der vorher als Journalist und Redakteur bei der Boulevardzeitung Ekstra Bladet gearbeitet hatte, war nur aufs Geld aus, und Dirch Passer ließ sich auf Engagements ein, die nichts mehr mit dem Schauspielerberuf zu tun hatten.
Dirch wusste, dass er bei Ove und Eva in Tømmerup immer eine offene Tür fand, aber als Eigenbrötler nahm er das Angebot nicht sehr
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