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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Ove sicherte sich für einen der ersten Tage eine Eintrittskarte und sah sie am Bühnenrand sitzend eines ihrer bekannten, sinnlichen Lieder »Love for sale« genau in seine Richtung singen. »Oh, Eartha Kitt hat mich direkt angesungen, das war fantastisch! Das will ich noch mal«, schwärmte er zu Hause. Ein paar Tage später war er erneut im Konzert, saß auf demselben Platz und Eartha Kitt machte es wieder – sang für Ove. Er beschloss nun, dass die ganze Familie das erleben sollte. Wieder derselbe Platz, und Earthas und sein Gesicht noch dichter voreinander. Sie sang nur für ihn, und er war kurz davor, vor Freude aufzuspringen. Als der Titel vorbei war, lachte sie, hob die Hand und zeigte Ove drei Finger. »Sie stand einen halben Meter vor ihm, schaute ihn direkt an, und er saß nur da und strahlte. Er schlug nicht die Augen nieder, war nicht die Spur verlegen. Wie eine Szene aus einem Film«, erinnerte sich Sven Sprogøe.
    Ove war auch mit Asta Nielsen bekannt. »Sie hatte mich in verschiedenen Rollen gesehen und nun den Wunsch geäußert, mich kennenzulernen. Ich war sprachlos, kam aus dem Staunen nicht heraus. Die große Asta wollte mich kennenlernen! Um Himmels willen, wie sollte ich mit dieser wunderbaren Schauspielerin Konversation machen? Ein bisschen was Vernünftiges muss ich schließlich doch gesagt haben, denn dieses erste Treffen wurde der Auftakt zu einer langen, wunderbaren und innigen Freundschaft mit dieser großen, liebevollen und ganz unbestechlichen Schauspielerin. Eine Persönlichkeit, von der ich unendlich viel gelernt habe«, schildert Sprogøe ihre erste Begegnung.
    Der Stummfilmstar lebte in einer Wohnung auf dem Peter Bangsvej mit Aussicht auf das Windsor-Kino. Das empfand sie als besondere Beleidigung, da sie, was vielen anderen älteren Schauspielern in dieser Zeit vom dänischen Staat gewährt wurde, kein Kinoanrecht bekommen hatte.
    Asta Nielsen schätzte die Gesellschaft von jüngeren Männern, zwischen ihr und Ove lagen 38 Jahre. Sie statteten sich gegenseitig Besuche ab und sprachen über Filme. Ove liebe seine Begegnungen mit dem größten dänischen Stummfilmstar. Und Asta Nielsen schrieb nach den Besuchen oft Briefe an Ove, die keinen Zweifel daran ließen, wie begeistert sie von dieser Freundschaft war. »Was fange ich bloß mit all Ihrer Güte an? Und Ihrer erlesenen Freigebigkeit? Das geht doch nicht, das ist viel zu viel, ein ganzer großer Korb voll mit herrlichen Hyazinthen!«, schrieb Asta Nielsen. »Nein, Ove darf nicht an Blumengeschäften vorbeigehen, in denen die Blumen, wie er schreibt, danach verlangen, mir zugesandt zu werden.«

Hauptrollen am Folketeatret
    Das Folketeatret in der Nørregade 39 wurde Oves Heimat. Hier hatte er seinen Durchbruch als Nicolai in »Zur Neujahrszeit in Nøddebo«, hier spielte er mehr als die Hälfte seiner über 130 Theaterrollen. 1960 verwandelten sich die Neben- in Hauptrollen, und in den Siebzigern war er der unumstrittene Star des Theaters.
    Eine glückliche Zeit für Ove, wie er in »Und jedermann erwartet sich ein Fest » beschreibt: »Ich debütierte am Folketeatret, und die nächsten fünfundzwanzig Jahre war ich an diesem herrlichen Thea-ter fest engagiert, von Zeit zu Zeit zwar ›ausgeliehen‹ an andere Kopenhagener Bühnen, an alle, mit Ausnahme des Königlichen Theaters. Um 1945 herum gab es beim Folketeatret bis zu sechs oder sieben Premieren in einer Spielzeit. So gab es die Möglichkeit, viele verschiedene Rollen in einer Saison zu spielen. Mir wurde eine inspirierende und vielseitige Entwicklung ermöglicht.«
    Zu Beginn teilte Ove eine Gemeinschaftsgarderobe, die sich neben den Garderoben der Hauptdarsteller befand. Als einer von ihnen 1956 starb, wurde Ove eine Stargarderobe zugeteilt. Die war trotz ihres Beinamens mit nur sechs Quadratmetern nicht größer als die anderen Garderoben. Kein anderer Schauspieler benutzte sie in den vielen Jahren, die Ove am Theater spielte. Als man vorschlug, dass er auf seine alten Tage eine andere Garderobe mit seinem Sohn Henning teilen könnte, lehnte Ove dankend ab. »Mir wurde diese übertragen«, lautete die knappe, feierliche Erklärung.
    Links in der Garderobe standen ein Bett, ein großer, zerschlissener Polsterstuhl und ein dreiteiliger Spiegel. Dort hängte Ove ein paar unschuldige Fotos unbekleideter Frauen auf. Rechts befand sich eine Anrichte mit einer Wasserschüssel. Fließend Wasser gab es in den Herrengarderoben nicht, es musste auf dem Damenflur geholt

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