Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
Vom Netzwerk:
werden. »Herren auf dem Damengang«, riefen Ove und die anderen Männer dann. Ove hatte seine Garderobe persönlicher eingerichtet als die meisten anderen Schauspieler, und mit der Zeit häuften sich dort auch die Geschenke und Souvenirs.
    Thorvald Larsen hatte ein Tourneetheater geführt und das Odense-Theater geleitet, bevor er 1935 das Folketeatret in Kopenhagen übernahm. Einmal traf Ove ihn in der Straßenbahn und war überrascht, dass er als Intendant nicht Taxi fuhr. Larsen antwortete, dass er jedes eingesparte 5-Øre-Stück direkt in ein neues Theaterstück stecken könnte. Auf den Tourneen ließ er Ove in denselben Stücken größere Rollen spielen, als er sie in den heimischen Versionen in Kopenhagen hatte. Darunter war 1957 anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Folketeatret auch die Figur des Henrik in »Der politische Kannengießer« von Ludvig Holberg, ein großes Erlebnis für den jungen Schauspieler.
    Als Thorvald Larsen das Theater verließ, machte er das Alexandra Teatret zu einem der führenden Kinos der Stadt. Um ein eigenes Profil zu finden, half Ove ihm am Anfang bei der Auswahl der Filme. Bis er fast 100 war, kam Larsen regelmäßig in die Kopenhagener Theater, und stets war unter den Schauspielern ein ehrfurchtsvolles Raunen »Thorvald und Ingeborg sind im Saal« zu hören.
    1959 wurde Bjørn Watt-Boolsen neuer Intendant des Folketeatret. Ove und er waren schon seit einigen Jahren befreundet. Ihr neues Verhältnis als Chef und Angestellter änderte nichts daran. Watt-Boolsen war ein großer Bewunderer des Schauspielers: »In dem halben Dutzend Jahre, die ich das Folketeatret leitete, war er eine Spitzenkraft. Und mehr als das. Auch eine Art Dramaturg, der mithalf, die Dinge zu entwickeln. Ich unterschreibe alles, was über seine guten Eigenschaften gesagt wird. Aber da ist noch etwas anderes. Wenn irgendwas in einer Rolle, einer Anweisung, einer Situation ist, was ihm gegen den Strich geht, oder er nicht versteht, dann sträubt er sich, und es gibt wohl kaum jemanden, der so ausdauernd ist wie er. Für einen Regisseur, Intendanten oder Mitspieler kann er die blanke Herausforderung sein, denn es geht erst dann weiter, wenn er davon überzeugt ist, dass die anderen recht haben, oder er selbst seine Ansicht durchgesetzt hat. Natürlich immer nur, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.«
    Eva, Ove, Bjørn und seine Frau Lis Løwert machten zu Ostern oft Theaterreisen nach London, um nach neuen Stücken Ausschau zu halten, die man am Folketeatret inszenieren könnte.
    1963 brachte Watt-Boolsen »Don Juan« heraus. Ove spielte den Diener Sganarelle. Christoffer Bro hält das für seine beste Rolle in den sechziger Jahren: »Molières ›Don Juan‹ handelt davon, in den Himmel oder in die Hölle zu kommen. Ove erkannte gleich, dass sein Diener die Allgemeinheit vertritt. Für den Diener ist es die Hölle, seinen Herren Dinge tun zu sehen, die er überhaupt nicht akzeptieren kann. Ove spielt seine Verzweiflung im Verlauf des Stückes langsam und nuanciert aus und leuchtete regelrecht in der Rolle.«
    1971 übernahm Preben Harris das Folketeatret. Er setzte das politische Theater fort, räumte aber auch den Klassikern Platz ein. Harris und Ove bauten schnell gegenseitiges Vertrauen auf, und Ove bekam eine Reihe markanter Hauptrollen. Als Mackie Messer in der »Dreigroschenoper« legte er los, weiter ging es mit den »Sunshine Boys« in der Regie von Erik Balling, mit Robespierre in »Dantons Tod« sowie den Titelrollen in Tschechows »Onkel Wanja« und »Das Leben des Galilei«.
    Harris und Sprogøe hielten täglich einen kleinen Schwatz im Büro des Chefs und etablierten ein jährliches feines Abendessen in Krogs Fischrestaurant. Immer besprachen sie künftige Stücke für das
Theater und welche Rollen es von Brecht gab, in denen Ove seine Grenzen testen könnte.
    Mit allen Mitarbeitern des Theaters stand Ove auf gutem Fuß. Die Techniker hatten die Tradition, sich im Vorbeigehen gegenseitig einen Tritt in den Hintern zu verpassen, und das machte natürlich am meisten Spaß, wenn man den anderen damit überraschen konnte. Der Preis für das Vergnügen war eine Runde für sämtliche Techniker. Nicht selten wurde die von Sprogøe spendiert, der im Gegensatz zu den anderen Schauspielern gern an dem Spiel teilnahm und wohlgezielte Tritte platzieren konnte.
    Zu jedermann war er freundlich, und wenn etwas schiefging, nahm er es mit Takt und Humor. In seinen jungen Jahren hatte Søren

Weitere Kostenlose Bücher