Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
50 Theaterstücken und Filmen zusammenspielen würden. Schon damals merkte sich aber Morten Grunwald Oves Potenzial sowohl für absurdes als auch klassisches Theater vor. »Das Charakteristischste an ihm war seine Sprache und seine ausgeprägte Körperbeherrschung, die war abwechslungsreich, genau, dynamisch und echt. In seinem Text gab es nie einen falschen Ton. So etwas kann man nicht in der Apotheke kaufen oder an der Schauspielschule lernen. Die Rolle des Arturo Ui hatte eine plastische Besonderheit, die Ove perfekt lag. Er wurde zu einem Schauspieler, von dem die ganze Stadt sprach.«
Christoffer Bro meint, dass Ove mit seinem Arturo Ui über das deutsche Vorbild Ekkehard Schall hinausgewachsen war. »Der Regisseur bestand darauf, dass die dänischen Schauspieler so wie die deutschen spielen sollten. Da hatte man es aber mit einer leicht angestaubten Version von Brechts eigener Fassung aus den Dreißigern zu tun. Ove entschied sich dafür, Stanislawski und Brecht zu vergessen und seine eigenen Wege zu gehen. In der deutschen Inszenierung war Hitler eine große Autorität. Ove spielte Hitler stattdessen in völlig hysterischem Zustand. Er spielte Hitlers Innenleben. Ein großartiger Einfall und faszinierend anzusehen.«
Vor den Proben hatte das Ensemble eine Busreise nach Berlin unternommen, um sich im Berliner Ensemble »Arturo Ui« mit Ekkehard Schall in der Titelrolle anzusehen. Nach der Vorstellung kamen Schall und Sprogøe ins Gespräch über die Rolle. Schall spielte sie nur zweimal in der Woche, mehr wäre für seine Stimme bei dieser Belastung, der Textmenge und der Heftigkeit, mit der sie hervorgebracht werden musste, nicht zu schaffen. So luxuriös waren die Arbeitsbedingungen in Dänemark nicht, und die Darstellung des Ui begann auch an Oves Psyche und Physis zu zehren. Die letzten vierzehn Tage der Spieldauer ging er täglich zum Arzt und bekam Kurzwellenbehandlungen, um die Strapazen zu überstehen. Seine Stimme war fast weg.
Ende 1965 bedankte sich Ove Sprogøe in einem Brief an den Intendanten, Peer Gregaard, für die Hauptrolle in »Arturo Ui«: »Ich hatte große Bedenken, die Rolle anzunehmen, als Sie mich seinerzeit das Manuskript lesen ließen. Aber Ihr Vertrauen in mich, die Geborgenheit, die Sie mir zur Premiere vermittelten, und Ihre Grüße zur 25., 50.und 75. Vorstellung haben mir unendlich viel Freude bei der Gestaltung dieser anspruchsvollen Rolle bereitet. Von ganzem Herzen danke ich Ihnen dafür. Ich habe eine Menge daraus gelernt und werde es immer als eine wichtige Phase in meiner Entwicklung in Erinnerung behalten. Genug von mir! Ihre ergebenen Eva und Ove Sprogøe.«
Frühe Erfolge in Film und Fernsehen
1970 bestellte der öffentlich-rechtliche Fernsehsender DR , Danmarks Radio, bei der Filmgesellschaft Nordisk Film eine Serie, die sich an die englische Serie »Coronation Street« anlehnen sollte. Darin geht es um ein Arbeiterviertel in einem fiktiven Vorort von Manchester. Es entstand »Oh, diese Mieter«. In dem dänischen Ableger wohnten die Akteure nicht in einem Reihenhaus, sondern in einem Aufgang und gingen für ihr Bier nicht in einen Pub, sondern in ein Wirtshaus.
Produzent und später auch Regisseur war Erik Balling, einer der Autoren, war der berühmteste Fernsehdramatiker Dänemarks, Leif Panduro. Wenn die Serie am Samstagabend lief, waren die Straßen wie ausgestorben und die Kinobesitzer sauer. Balling hatte es geschafft, die beliebtesten Schauspieler des Landes zu verpflichten, und natürlich war auch wieder sein Freund Ove Sprogøe dabei. Die Figur, die er für ihn erfand, war allerdings nur schwer einzuordnen und führte ein Dasein am Rande.
Von insgesamt 84 Folgen wirkte Ove in 46 mit. Vielleicht waren es auch 47. Denn in einem Regal im Archiv des Fernsehsenders DR ruht eine Folge, die nie ausgestrahlt wurde. In der wird erzählt, dass Frau Tierhändlerin Clausen einmal einen Papageien erwürgt hatte, weil der die ganze Zeit in der Tierhandlung »Pimmel« gerufen hatte. Man sah auf dem Bildschirm weder das bezeichnete Geschlechtsorgan noch einen Papagei, aber das Geständnis von Frau Clausen würde ausreichen, um der lieben Familie Dänemark die Samstagabend-Freude zu zerstören, meinte der Verantwortliche des Senders. Darum wurde in aller Eile eine neue Geschichte gedreht, und die verbotene Folge nicht gesendet. Sie gelangte nicht mal als Bonusmaterial auf die DVD -Box.
1971 war Ove Sprogøe in zwei ganz verschiedenen Hauptrollen in den dänischen Kinos
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