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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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wir begannen; ich musste also eine Figur aus dem heraus schaffen, was um sie herum geschah.«
    War das Problem am Anfang, die Produktion überhaupt zu finanzieren, bestand es am Ende darin, sie zu realisieren. Ove Sprogøe hatte gleichzeitig Dreharbeiten für »Die Olsenbande fährt nach Jütland« und flog zwischen den Aufnahmen hin und her. Wenn er in einigen Verhörszenen in »Der verschwundene Kanzleirat« müde und übernächtigt aussehen musste, brauchte man die Kamera nur laufen zu lassen.
    Der 29-jährige Regisseur Gerd Fredholm hatte Ehrfurcht vor dem 51-jährigen Ove Sprogøe. Ursprünglich wollte er, dass Teodor Amsted mit Baumwollmantel und Filzhut seinem Vater ähneln sollte. Ove war nicht für große psychologische Interpretationen und schlug stattdessen vor, den Kanzleirat wie eine der kleinen Plastikfiguren zu spielen, die man aufzieht und auf den Tisch stellt und die dann von alleine läuft. Ein Mann mit einem kleinen inneren Motor, und er läuft und läuft, ohne zu wissen, weshalb oder wohin. Das Einzige, was er weiß, ist, dass er die Freiheit finden will. Fredholm entdeckte so, dass eine einfache kleine Mechanik manchmal besser funktionierte als große psychologische Sprache. Mit Ove Sprogøe zu arbeiten war ganz unkompliziert, und die große Routine beeindruckte den Regisseur: »In einer Szene soll er in seine Zelle gehen, die Schuhe ausziehen und sich ins Bett legen, das dauert aber alles ein bisschen zu lange. Sofort schlägt Ove vor, die Schnürsenkel schon offen zu haben, und trifft genau das Tempo, das ich haben wollte. Ganz am Anfang begegnen wir Amsted, wie er vor einem Brillengeschäft steht. Er braucht eine neue Brille, nachdem er sich schon seine Haare schneiden und seinen Oberlippenbart wegrasieren ließ. Wir sehen ihn von innen durch das Schaufenster. Der Kameramann hatte aber Schwierigkeiten, Ove auf Augenhöhe einzufangen, weil der vom Standpunkt der Kamera aus groß war. Das korrigierte Ove bei der nächsten Aufnahme einfach, indem er in die Knie ging und zehn Zentimeter kleiner wurde. Seine Beine waren ja nicht zu sehen. Und so eingeknickt ging er dann den ganzen Weg vom Schaufenster bis zum Bus. Ove hatte immer eine einfache Lösung zur Hand. Konzentriert, freundlich, aufmerksam und immer am Ball.«
    Die Kritiker spendeten höchstes Lob. Wie immer habe Ove Sprogøe seine Rolle genau und durchdacht gespielt. Aus Scherfigs hilflosem Büromenschen Amsted sei ein erwachsener Mann geworden, der versucht, einen Beschluss zu verwirklichen. Diese Veränderung sei nur Ove zu verdanken.
    Svend Hansen hatte den hochfliegenden Plan, den Film in das große Kopenhagener Kino »Imperial« zu bringen. Der Kinodirektor stimmte begeistert zu, als er die Muster sah, und drängte darauf, den Film schnell zu Ende zu bringen. Acht Wochen lang lief er im »Imperial« und wurde, wie auf einem Banner auf dem Vorplatz stand, »der bisher größte Erfolg des Kinos Imperial«. Im Laufe der siebziger Jahre wurde der Filme mehrfach wiederaufgeführt, und die einzelnen Investoren erhielten ihr Geld zurück. Svend Hansen produzierte keine weiteren Filme, obgleich er einmal sogar mit Roman Polanski im Gespräch war, um mit ihm eine Geschichte über den Philosophen Søren Kierkegaard zu drehen.
    Bei der jährlichen Bodil-Preisverleihung erhielten Regisseur Gert Fredholm und sein Hauptdarsteller je eine Statue für »Der verschwundene Kanzleirat«.

Auf den Brettern des Bristol-Theaters
    In 25 Jahren am Theater hatte Ove Sprogøe seine größte Rolle mit Arturo Ui. Eine Welle anspruchsvoller Charakterrollen kam aber erst auf ihn zu, als Morten Grunwald 1971 Intendant des Bristol-Theaters wurde. Das Bristol war ein kleines Theater auf der Kopenhagener Fußgängermeile »Strög« mit einem Saal für gerade mal zweihundert Besucher und sorgte mit Off-Theater und danach absurdem Repertoire von Samuel Beckett und Eugène Ionesco im hauptstädtischen Bühnenleben für frischen Wind.
    In weiten Kreisen der Bevölkerung ist Morten Grunwald hauptsächlich als Benny aus der Olsenbande bekannt, weltfremd, unbekümmert und leicht konfus. Außerhalb des Drehortes ist er das ganze Gegenteil. Ein leidenschaftlicher, progressiver Intendant und Regisseur. In den neun Jahren, die er das Bristol leitete, spielte Ove Sprogøe im Durchschnitt ein Stück pro Saison. Unvergessen sind seine Auftritte in Dürrenmatts »Play Strindberg«, Strindbergs »Der Vater« und den Beckett-Dramen »Warten auf Godot« und »Endspiel«.
    Schon bei

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