Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
Vom Netzwerk:
nicht dort die Idee gehabt hatte, und bezeichnete Ove Sprogøes brillanten Galilei als richtigen Mann am falschen Ort.
    Fast wäre jedoch schon die Pressevorführung, am Tag vor der Premiere, schiefgegangen, erinnert sich Preben Harris. »Ove hat mir das nie vorgeworfen, aber ich hatte einen Verein mit zu der Vorstellung eingeladen. Einen Verein, dessen Mitglieder erst zum Essen und Trinken im Restaurant gewesen waren und dann um 20 Uhr Ove Sprogøe sehen wollten. Sie erwarteten, sich so wie im Kino oder Theaterlustspiel zu amüsieren, wenn sie ihn dort erlebten. Stattdessen langweilten sie sich nun treu und brav mehr als drei Stunden. Ich merkte, dass das auf die Vorstellung abfärbte, und hatte Angst, das wiederum würde auf die Kritiken abfärben. Das erste und einzige Mal griff ich zum Telefonhörer und rief sämtliche Rezensenten an, um ihnen die Situation zu erklären. Allesamt erklärten sie, dass es ihre Texte nicht beeinträchtigen würde, aber das tat es dann doch.«
    Am gemeinsten war die Frage, ob Ove Sprogøe Doof ohne Dick darstellen wolle.
    Meistens hatte Ove Erfolg, auch wenn sich hin und wieder ein Reinfall einschleichen konnte. »De fredsommelige« von Ernst Bruun Olsen 1969 wurde im Volksmund zu »De kedsommelige« (Die Friedlichen – Die Niedlichen), und das Stück brachte es nur auf 20 Aufführungen. Am Premierenabend kaufte Ove am Kiosk wie gewohnt die Zeitungen für den Rückweg. Er war so sicher, gute Kritiken zu bekommen, dass er sie erst las, als er schon zu Hause. Er bekam einen Schock.
    Das war das Schlimmste, was er jemals erlebt hat. Keiner der Schauspieler verstand das. Sie hatten drei Monate geprobt und waren begeistert gewesen. Es war ein böses Erwachen.
    Kritiken waren für Ove sehr wichtig. Henning kann sich noch gut an die hektischen Nächte nach den Premieren am Folketeatret erinnern. »Wir blieben auf, bis die Zeitungen kamen. Dann fand Vater den Kulturteil, las die Überschrift vor, danach die Unterzeile, und dann fand er die Stelle, wo sein Name auftauchte. Zum Schluss las er die ganze Rezension. Die reichten in der Regel von gut bis großartig, und dann war Vater superstolz, froh und erleichtert. Wenn Stück und Spiel dagegen kritisiert wurden, sagte er manchmal: ›Die verstehen einen Scheiß!‹ Damals waren die Theater privat, und wenn ein Stück floppte, musste schnell umgedacht werden. Er schämte sich immer für ein Fiasko. Ich glaube, er war gegenüber Kritikern im Grunde seines Herzens ganz demütig. Nach einer seiner Premieren Mitte der sechziger Jahre aßen wir im Restaurant auf dem Rathausplatz. Als wir dort schon eine Weile gesessen und gegessen hatten, flüsterte er plötzlich, dass wir still sein sollten. Auf einmal war die Stimmung am Tisch ganz förmlich. Zwei Tische weiter hatte er den Starkritiker Harald Engberg entdeckt.«
    Ove sprach auch einmal selbst über sein Verhältnis zu Theaterkritikern: »Wir oben auf der Bühne können nicht wissen, ob das, was wir tun, richtig ist. Das muss man sich von unten ansehen. Deshalb sitzt der Regisseur bei den Proben im Saal. Der Maler muss ja auch immer mal von seiner Staffelei zurücktreten, um seine Arbeit zu überprüfen. Ich lerne von Kritiken. In den ersten vierzehn Tagen sieht man vielleicht noch nicht so richtig klar, aber in dem Maße, wie es in einem arbeitet, erkennt man – ja, mein Gott, sie haben ja recht.«
    Ebenso gut wusste Ove bei Kritiken aber auch einen Verdrängungsmechanismus anzuwenden. »Schreiben sie etwas Schlechtes, sind wir schnell dabei zu sagen, der Kritiker ist einfach blöd, wir haben doch zwei Monate gearbeitet, das kann also gar nicht so schlecht sein. Schreiben sie etwas Gutes, sind wir stolz und sagen: Na, endlich haben sie es begriffen. Ja, wir belügen uns selbst, denn unmittelbar nach einer Premiere, wo einem die Ohren sausen, geht einem eine schlechte Kritik wirklich an die Nieren.«

Arturo Ui
    1964 erhielt Ove eine seiner größten Herausforderungen am Thea-ter. Bis dahin hatte er gute und immer größere Rollen gehabt. Doch das waren, wie man in der dänischen Theatersprache sagt, typische »Henrik«-Rollen, benannt nach dem Henrik in »Der politische Kannengießer« von Ludvig Holberg, den Ove ein paar Jahre zuvor gespielt hatte. Es war der Narr, der Diener, die kecke Nebenfigur, die die Lacher bekam. Die Hauptrolle in Bertolt Brechts »Arturo Ui« war von ganz anderem Kaliber, ein Metier, in dem niemand Ove Sprogøe erwartete.
    Nicht einmal er selbst. Als seine Rollen

Weitere Kostenlose Bücher