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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Østergaard in Molières »Der Geizige« eine Rolle als Statist, und an einem Abend, als sie kurz vor ihrem Auftritt in der Gasse standen, fragte Ove ihn: »Weißt du, wie spät es ist?« Søren guckte auf seinen Arm und – er hatte vergessen, seine Armbanduhr abzunehmen. Der junge Kollege war schwer beeindruckt. »Allein, dass dieser Mann, der gleich die Hauptrolle spielt, so ein Detail bemerkt und noch die Ruhe hat, so charmant damit umzugehen, zeigt, dass Ove Sprogøe immer den Überblick hatte und ganz bei der Sache war.«
    Eine seiner ganz großen Rollen war der Robespierre in »Dantons Tod« 1975. Den Danton spielte Jens Okking, der das Drama von Georg Büchner nach Dänemark gebracht und selbst übersetzt hatte. Die Besetzung des zwanzig Jahre älteren Sprogøe war eine Entscheidung von Regisseur Harris. Okking hatte sich eigentlich Frits Helmuth gewünscht.
    »Man kann nicht behaupten, dass Ove Sprogøe und ich die besten Freunde waren. Er hatte seinen eigenen Stil, genau wie ich. In seiner Manuskriptfassung hatte ich das Wort ›jung‹ vor dem Namen Robespierre durchgestrichen; mit 55 Jahren, die Sprogøe damals alt war, ist man ja kaum noch jung zu nennen. Das war nicht unverschämt gemeint, es sollte bloß die Lektüre erleichtern, und so wussten wir auch gleich, wo wir standen.« Als Ove das Manuskript ge­lesen hatte, nahm er Jens Okking zur Seite. »Er zeigte auf das durchgestrichene Wort, sagte aber nichts.« Es gab keine Kontroverse, aber für Okking war das Stück ein Herzenswunsch, und er dachte für Sprogøe sei es nur eine weitere Arbeit. Von der Kritik erfuhr die Inszenierung eine harsche Behandlung. Ove kam noch am besten weg, wenn es hieß: »Ove Sprogøe schafft die einzige wirklich scharf gezeichnete Kontur des Abends.« Das Stück verlangte viel Geduld und ein besonderes Interesse vom Publikum, um dranzubleiben. An einer Stelle hatte Jens Okking einen längeren Monolog, der mit viel Pathos in den Worten endete: »Was soll ich nur tun?« Ein Zuschauer rief vom Rang: »Die Klappe halten!« Søren Østergaard saß als Inspizient in der Gasse und wäre vor Lachen fast gestorben, weil er dachte, der gute Mann hat recht.
    Preben Harris beschreibt Oves Talent als die Fähigkeit, Geheimnisse zu bewahren: »Er spielte sich nie aus. Er wahrte seine Geheimnisse, denn wenn man dem Publikum alles gibt, gibt man ihm plötzlich nichts. Dann hat das Publikum im Saal nichts mehr zum Weiterdichten. Ove Sprogøe hielt etwas versteckt, damit die Leute selbst ihre Fantasie gebrauchen und danach suchen konnten. Und so wurden wir immer wieder zu ihm hingezogen.«
    Ove war egal, wie groß oder klein seine Aufgabe war. Wichtig war ihm, dass sie einen Sinn hatte, einen grundsätzlichen Gedanken. Er wollte das Theater bewegen und ihm Bedeutung verleihen, was ihm auch oft gelang.
    Preben Harris hebt Sprogøes Mackie in der »Dreigroschenoper« als eine seiner besten Rollen hervor. Auch einen besseren »Geizigen« als den von Ove Sprogøe gibt es laut Harris nicht.
    Eines von Preben Harris’ ganz großen Wagnissen mit Ove war, als er ihn den Galilei spielen ließ. Bertolt Brecht schrieb »Das Leben des Galilei« Ende der dreißiger Jahre, als er sich im Exil in Dänemark aufhielt. Seinerzeit wurde es dem großen Poul Reumert angeboten, der dankend ablehnte. Das machte Ove nicht, als er vier Jahrzehnte später seine Chance erhielt. Die Medien beschrieben das Stück als Boxkampf über 13 Runden, von denen Ove 11 Runden im Ring stand. In den beiden anderen kämpften Maskenbildner darum, ihn älter zu machen, damit er Galilei in drei verschiedenen Lebensphasen spielen konnte. Über drei Stunden dauerte das Stück, auf die es von Brechts geplanten fünf Stunden gekürzt worden war.
    Für Ove war die Rolle des Galilei eine seiner schwersten überhaupt, und er kämpfte lange mit ihr. Erst im letzten Augenblick knackte er den Code. Brechts Umgang mit den Themen Verstand und Mythos und seine Gedanken über die Widersprüche zwischen Wissenschaft und Religion faszinierten Ove. Sie erinnerten ihn an den von ihm verehrten Schriftsteller und Kritiker Poul Henningsen, der darauf bestand, dass das Individuum die Freiheit haben müsse, unregierbar zu sein und in kritischem Denken seine eigene Wahrheit zu finden. Im Übrigen hatte Ove mit seinem etwas mageren, spitzen Gesicht verblüffende Ähnlichkeit mit Galilei.
    Die Kritiken fielen angemessen aus. Eine Zeitung machte sich sogar über das Königliche Theater lustig, dass man

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