Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Arbeitsleben sehr viel reicher gemacht, und ich bin aufrichtig dankbar, dass ich ihn gekannt habe. Ich glaube, wir sind in einige unserer gemeinsamen Erlebnisse tiefer eingedrungen, als man normalerweise erwarten kann.« In seinen Memoiren setzt er ihm ein Denkmal: »Ohne Frage war Ove unter den Kollegen, den Theaterintendanten und Filmregisseuren der beliebteste Schauspieler. Sie liebten ihn, weil er die Gaben, die der liebe Gott ihm verliehen hatte, so großzügig verteilte. Er verstand es, sein Talent zu nutzen, und hatte eine ungewöhnlich breite Klaviatur, auf der er spielen konnte, aber spekulierte nicht mit seinem Vermögen und seinem Talent. Glücklicherweise hatte er die Möglichkeit, alles auszuprobieren, wozu er Lust hatte, sowohl die verrücktesten Farcen als auch die ernsteste Weltdramatik. Er war selbstbewusst und kannte seinen Wert, aber das schwappte nie in Selbstgefälligkeit und Überheblichkeit über.«
Wenn Ove selbst nach seiner Karriere gefragte wurde, antwortete er: »Das war alles Glück. Fast alles.« Er hatte einfach eine Aufgabe nach der anderen angenommen, ohne strategische Überlegungen und mit einem naiven Glauben daran, dass es schon reichen würde: »Wenn jemand vor 30 Jahren gesagt hätte, dass ich auch etwas Gefährliches an mir hätte, hätte ich das verneint. Angst und Kampf – das bin ich nicht. Ich dachte, ich wäre ein ganz gewöhnlicher lieber, netter Schauspieler aus Odense. Das andere kam nach und nach, und es ist wunderbar, dass ich die Möglichkeiten dazu hatte.«
Und wer hat ihm nun den Tritt für die großen Charakterrollen gegeben?
»Morten Grunwald war sicher der Mutigste. Aber die Ersten waren Bjørn Watt-Boolsen, der mich Mephisto in ›Faust‹, und Peer Gregaard, der mich den Hitler-Gangster ›Arturo Ui‹ spielen ließ. Die Rolle war ein Wendepunkt in meiner Karriere und in mir selbst, denn das war ein fast ungeteilter Erfolg für mich. Ich war in das tragende Fach gekommen. So sind wir eben aufgeteilt, und was uns trennt, ist doch, strenggenommen, ob die Leute es aushalten, einem den lieben, langen Abend zuzuschauen, oder? Aber auch wenn mir jemand einen Tritt gegeben hat, muss ja doch auch ein Drang in mir gewesen sein, ›bis dahin‹ zu gelangen. Jedes Mal kommt man dem Abgrund ein Stück näher – hoffentlich.«
Ernstes und Komisches im dänischen Fernsehen
Die beliebteste Serie der dänischen Fernsehgeschichte war »Matador – Die Leute von Korsbæk« über zwei Familien in einer dänischen Provinzstadt vor und nach dem Zweiten Weltkrieg. Wieder produzierte Nordisk Film unter der Leitung von Erik Balling. Ove spielte den Arzt Dr. Hansen und willigte nur widerstrebend in Ballings Wunsch ein, seinen fünischen Dialekt zu verwenden, der ihn wie ein Albtraum verfolgte, musste ihm aber schließlich recht geben. Der Dialekt verlieh seiner Figur zusätzlichen Charme. Der radikale Arzt Dr. Hansen macht mit Elisabeth Friis Musik, spielt aber zu leise vor ihr auf, als dass sie die ganze Tiefe seiner Liebe heraushören würde. Sie betrachtet ihn mehr als einen Freund und entscheidet sich für seinen Nebenbuhler. Während des Krieges geht Dr. Hansen in den Widerstand gegen die deutschen Besatzer.
In dieser Rolle war Ove seiner eigenen Persönlichkeit näher als in jeder anderen. Der stille, feine Hausarzt mit dem kompromisslosen Gerechtigkeitssinn und einer liebevoll ironischen Distanz zu den Menschen von Korsbæk – das entsprach dem privaten Ove Sprogøe.
Die Serie war ein Dauerhit in 24 Folgen, und die Fernsehzuschauer identifizierten sich mit den Personen wie nie zuvor. Bis zum letzten Augenblick wurden die Drehbücher zurückgehalten, damit die Schauspieler vorher nicht etwa zufällig verrieten, was in der nächsten Folge passieren würde. Als die Schauspielerin Maude Varnäs alias Malene Schwartz in der Serie schwanger wurde, lautete die Schlagzeile der Morgenzeitungen am nächsten Tag: »Malene Schwartz bekommt ein Kind.«
Was Dr. Hansen betraf, so genoss er die uneingeschränkte Sympathie des Publikums. Alle fanden, dass sich Elisabeth den falschen Mann ausgesucht habe, und äußerten das auch laut. Wenn Helle Virkner spazieren ging oder beim Bäcker in der Schlange stand, hielten die Leute sie an, um ihr zu sagen, dass sie lieber Dr. Hansen hätte heiraten sollen.
Eine der größten und bemerkenswertesten Fernsehproduktionen war die vierteilige Serie »Unsere Jahre« von 1980, eine Familiensaga von Klaus Rifbjerg, in der über allen
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