Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Episode überzeugte mich, dass Ove sich in jede Figur verwandeln konnte. Wenn man ihn gebeten hätte, Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen zu spielen, hätte er auch das hingekriegt.«
Ove war von Natur aus schnell, aber in der Fernsehsatire kam er auf Höchstgeschwindigkeit. Er sah sofort, wann ein Text nicht genug Witz hatte, und schlug eine Änderung vor. So etwas kann man als Neuling nicht unbedingt überschauen. Aber er verstand es, den Text zu straffen und alles, was nicht taugte, rauszuschmeißen, um den Sketch lustiger zu machen, sagten seine Kollegen von einst. Der Adrenalinrausch dieser Live-Shows schien ihm zu gefallen.
Außerdem liebte er es, mit Glatze aufzutreten. Die meisten Schauspieler hassen das, weil es mindestens eine Stunde dauert, bis sie sitzt, und dann sieht es meist auch nicht besonders echt aus. Ove saß gern in der Maske und stellte sich dabei mental auf seine Figur ein. Wenn er die Texte für einen neuen Sketch bekam, fragte er oft: »Werde ich eine Glatze haben?« Wurde das verneint, konnte er richtig betteln: »Och, bitte, kann ich nicht wenigstens ein bisschen Glatze haben?«
Und wie immer war Oves Einsatz und Arbeitseifer beispielhaft, der Redakteur der Sendung war begeistert: »Er spielte und machte seine Späße. Das war nie boshaft. Aber er stellte sich gern neben einen seiner Kollegen, der ihn nicht hatte kommen sehen, und äffte den nach, wie man das von den Gauklern in der Fußgängerzone kennt. Er war wie ein spielsüchtiger Hund, der nur darauf wartet, dem Ball hinterherzujagen. Auf der anderen Seite gab er unseren Stoffen ebenso gern durch seine klare soziale Haltung politische Kontur. Oder er steuerte humoristische Ideen bei, die bewiesen, dass er seine Filmgeschichte mit Charlie Chaplin, Buster Keaton, Federico Fellini und Michelangelo Antonioni kannte.«
Zu den denkwürdigsten Sketchen in der Satire gehören Ove Sprogøes Superman-Parodien, bei denen er mit Hilfe von Trickeffekten über Kopenhagen fliegt, um junge Ministerinnen zu retten. Er war immer etwas enttäuscht, wenn Superman im Wochenprogramm nicht dabei war.
Montagvormittag machte Ove Sprogøe hin und wieder einen Abstecher zur Redaktionssitzung, um an der Auswertung teilzunehmen. Dann konnte er sich die Sendung vom Samstagabend auch anschauen.
Fragen über Fragen
Oft wurde Ove gefragt, ob er lieber Theater spielen oder Filme machen würde. Er war nach beidem verrückt, auch wenn die Theaterarbeit für ihn persönlich befriedigender war. »Wenn ich zuerst die Zuschauer nehme, dann ist es ganz sicher der Film, der am stärksten nach außen gewirkt hat. Aber fragen Sie mich nach meiner persönlichen Meinung, dann ist es die Bühne. Ein gelungener Film verschafft mir einmaligen ästhetischen Genuss. Dagegen ist es eine dauerhafte, fast erotische Wonne, im weitesten Sinne des Wortes, wenn man Abend für Abend die heiligen Augenblicke erlebt, in denen die eigenen Gedanken auf der anderen Seite der Rampe wahrgenommen und vielleicht sogar verstanden werden. Nur im Zusammenspiel mit dem Publikum können große Momente entstehen. Nur im Theater schlagen heilige Funken.«
Ove war ein Arbeitstier und – wie er selbst formulierte – »verdammt neugierig«. Er liebte es, auf der Bühne zu stehen und von seinen Gefühlen zu erzählen. Da er zu Beginn so viele Ablehnungen erhalten hatte, schwor er sich bei jeder neuen Rolle: »Jetzt wird ich’s ihnen zeigen!« Er war zäh. Nie traf man ihn unvorbereitet an. Früher als alle Kollegen legte er bei den Proben das Rollenheft weg, und niemand brauchte ihn durch den Text zu führen, bevor das Kamera-rotlicht anging.
Ove hielt sich nicht für fleißig. »Das ist nicht Fleiß, das ist Notwendigkeit«, behauptete er. Andererseits nahm er jede noch so neue Herausforderung an. Für das amerikanische Musical »No No Nanette« wollte er unbedingt steppen lernen. Nun schaffte er es zwar nicht, so gut wie ein Profi zu werden, aber immerhin vermochte er die Illusion von einem etwas abgehalfterten Stepptänzer glaubhaft herzustellen. Trotzdem ärgerte er sich darüber, es nicht bis zur Perfektion gebracht zu haben. Aber das war typisch für ihn.
Auch Intendant Preben Harris bewunderte Oves Arbeitseifer. »Er war fleißig wie eine Biene, und noch am Premierentag fragte er, ob man nicht die eine oder andere Szene verbessern könnte. Nie gab er sich einfach zufrieden. Die Klarheit einer Szene war für ihn lebenswichtig. Er wollte, dass wir uns so ausdrücken, dass das Publikum die
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