Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Alltagsereignissen ein Hauch von Untergang lag. Es war eine Bilanz der siebziger Jahre. Waren wir im Zuge der Wohlstandswelle der Sechziger zu gierig geworden, verbrauchten wir die Rohstoffe der Erde zu schnell, hatten wir jeglichen Gedanken an Solidarität vergessen? Das Ergebnis war eine ambitionierte Fernsehserie von vier Stunden, deren Aufzeichnung gut ein Jahr dauerte. Ove Sprogøe spielte Ludvig Blom, einen Vertreter für elektronische Waren, eine Figur, die Klaus Rifbjerg nach Oves Vorbild geschaffen hatte. Ein Clown, der die ganze Zeit kleine philosophische Weisheiten aus dem Ärmel schüttelt, ein ewiger Ironiker mit Schmerz hinter seiner Maske.
Regisseur Palle Kjærulff-Schmidt brachte Ove darin zu neuen ungeahnten Höhen: »Ich war neugierig, ob Ove die Szenen spielen konnte, in denen er sich in einen norwegischen Therapeuten verliebte, das war ja ein ungewöhnliches Rollenfach für ihn. Er nahm die Herausforderung des vibrierenden Liebenden an und war weit besser als erwartet. Ich war nie ein Fan dieser alten Komödien mit ihren albernen Übertreibungen. Aber in denen gab es zwei Sorten Schauspieler. Die, die sich zu fein für die Aufgabe waren und sie nur des Geldes wegen angenommen hatten, und die anderen, die ehrlichen Herzens ihr Bestes gaben. Zu denen gehörte Ove. Er versuchte immer, zu dem Kern der Figur vorzudringen, die er darstellte, und gab seinem Talent damit gleichzeitig immer mehr Schliff.«
Zurück zur Komik
Ove Sprogøe bekam immer wieder Angebote, Fernseh-Kabarett zu machen, zögerte aber immer, sie anzunehmen. Fernsehsatire gilt für einen Schauspieler als das Schwerste überhaupt. 1972 ließ sich Ove zunächst einmal auf die Ein-Mann-Fernsehshow »Sprogøe Special« ein, in der er 21 verschiedene Rollen spielte, zehn davon allein in einem Sketch. Die Kritiken waren glänzend: »Der kleine, große Komiker lieferte in der munteren Show eine Reihe treffsicherer Typen. Das gesamte Personal vom Direktor bis zur Sekretärin erschien in seiner verschmitzten und grotesken Büroanthologie. Der Höhepunkt war eine ätzende Parodie auf Präsident Dixon, eine Rolle, in der er einer Mischung aus Nixon und Wallace ähnelte. Umwerfend komisch.«
Danach wagte er sich schließlich öfter mit Humorsendungen ins Fernsehen. Fernsehsatire wurde damals zur besten Sendezeit präsentiert, es war die große Samstagabendshow, über die man am Montag noch lachte oder schimpfte. Oft lag die Zuschauerquote bei über zwei Millionen, die Hälfte aller Dänen also saß vor dem Bildschirm.
Ove hatte eine harte Arbeitswoche, in die nun auch noch diese Fernsehshows fielen. Montag war Produktionstreffen mit den Autoren, am Abend waren die ersten Texte fertig, Dienstag wurde Kostüme und Drehorte zu den Texten ausgesucht, Mittwoch und Donnerstag wurden die Sketche gedreht, Freitag geschnitten, und am selben Tag entschied man auch, welche aktuellen Sketche man bis Samstagnachmittag aufzeichnen wollte, damit sie abends in der Live-Show gesendet werden konnten.
Die Texte gingen also im Laufe der Woche an die Schauspieler raus, diese mussten sie neben allen anderen Verpflichtungen lernen, manchmal kurz bevor sie ins Bett gingen. Ove hatte gewisse Anfangsschwierigkeiten, wie er damals eingestand: »Das muss ja alles schnell und aktuell in den Kasten. Aber wenn das Ganze droht sich festzufahren, sitzt da dieser kleine Teufel in einem, der sagt: Nun komm schon und bring es hinter dich! Wenn man erst mal weit genug in seiner Aufgabe drin ist, vergisst man die surrenden Apparate. Dann treibt einen der innere Dynamo an.« Dennoch war Samstagabend stets ein Risiko. Ove verglich das Fernseh-Kabarett mit einem Sprung vom Zehn-Meter-Brett, ohne dass man weiß, ob im Becken Wasser ist.
Im Gegensatz zu seinen Kollegen wies Ove Sprogøe auch keine noch so verrückte Idee der Autoren zurück, wie Lise Nørgaard erzählt: »Einmal war es wie ein Geschenk des Himmels, dass das Personal der Fähre über den Großen Belt streikte und man während der Überfahrt nichts zu essen kaufen konnte. Der Gedanke daran, ohne irgendeinen Bissen Nahrung eine Dreiviertelstunde auf dem Belt aushalten zu müssen, versetzte die dänische Nation in helle Aufregung. Das inspirierte mich zu meinem Sketch über die Leiden einer dänischen Familie auf der Fähre ›Olaf Hunger‹, in dem Ove Sprogøe das Baby der Familie spielen sollte. Noch heute sehe ich sein Gesicht, wie es plärrend und quengelnd zwischen den jammernden Erwachsenen auftaucht. Diese
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