Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
achtziger Jahre spielte Kirsten Lehfeldt am Betty Nansen Teatret an der Seite von Ove in »Die Schule der Frauen« von Molière . Gemeinsam mit ihren älteren Kollegen Morten Grunwald, dessen Frau Lily Weiding und Ove samt seiner Frau Eva fuhren sie mit dem Zug nach Schweden zum Dramaten-Theater, um zu sehen, wie man dort das klassische Stück inszeniert hatte. Sie sah in Sprogøe einen »seltenen Mann und Schauspieler«, und das ist er noch heute für sie: »Ove ruhte in sich selbst, er bestand nie darauf, im Mittelpunkt zu stehen. Er hatte keine Minderwertigkeitskomplexe, die oft die Ursache sind, dass sich gewisse Schauspieler aufblasen und eitle Gockel werden. Obwohl die Arbeit sein Leben war, vermengte er seine Bühnentätigkeit nicht mit dem Menschen Ove Sprogøe, und das ist eben das Geheimnis, wie man für seine Umwelt nicht zu einer Belastung wird. Er war am Stoff interessiert, an der Gesamtheit. Außerdem war er für seine Kollegen immer hilfreich zur Stelle. Alles, was er sagte, hatte Bedeutung, und es sah aus, als wäre es für ihn genauso natürlich, auf der Bühne zu stehen, wie für andere, zu atmen.«
Für die junge Schauspielerin war es wichtig, mit jemandem zusammenarbeiten zu können, der stabil war und keine Launen hatte. Ove antwortete nicht nur auf Stichwort. Er hatte auch ein Gehör für seine Mitspieler und ging mit seinem Text auf sie ein. Und seine Ratschläge an junge Kollegen waren keine Ermahnungen, sondern so einfühlsam, dass sie selber auf die Lösung kamen.
Vom Publikum wird solche Bescheidenheit nicht immer honoriert, meinte Kirsten Lehfeldt: »Die Schauspieler, die auf der Bühne nur sich selbst sehen, sind oft diejenigen, die den Zuschauern am meisten ins Auge stechen, und die bekommen dann mehr Aufmerksamkeit als so einer wie Ove, der im Grunde genommen die echte Ware im Geiste der Zusammenarbeit abliefert.«
Ove brauchte immer einen Text als Grundlage. Improvisation war nicht seine Sache. Er kam auch immer sehr gut vorbereitet zur ersten Probe, seine Rolle war fertig entwickelt. Darin liegt natürlich auch eine gewisse Gefahr, befand beispielsweise Peter Schröder, der mit Ove mehrmals zusammenarbeitete.
»Von Ove hatte ich den Eindruck, dass er aufgrund seiner Vorbereitungen immer von Anfang an wusste, wo es lang gehen sollte. Das ist riskant, weil man in eine Falle tappen kann, wenn man denkt, man weiß alles schon, und dadurch weniger offen ist. Die Methode ist gut, um Preise zu gewinnen aber im Arbeitsprozess nicht besonders interessant. Ove wollte alles immer schon im frühen Verlauf ganz klar angelegt haben. Fast immer zeigte sich, dass er von Anfang an den richtigen Weg gegangen war. Das zeugte von seiner Gründlichkeit, aber auch von seinem Instinkt für Schauspiel.«
In Bezug auf Oves Position und Routine vermisste Peter Schröder jedoch etwas Haltung: »Es wäre übertrieben zu sagen, dass er unsolidarisch war, aber er mochte keine Konflikte. Im Schauspielerberuf gehören aber Konflikte mit dazu, nur wollte er nichts damit zu tun haben.«
Bei Dreharbeiten war Ove ein Meister der Genauigkeit. Zwanzigmal konnte er eine Szene spielen und das Detail ändern, um das der Regisseur gebeten hatte, ohne auch nur das Mindeste am Rest der Szene oder am gesamten Charakter zu ändern. Er wusste, wie sich ein Schauspieler aus der Kameraperspektive bewegen musste. Markierungen auf dem Boden fand er im Schlaf und wusste, wann er in der nahen, halbtotalen oder totalen Einstellung war.
Einmal machte sich Ove Sprogøe in einem Film mit Dick Kaysø, der die Hauptrolle spielte, einen Sport daraus, genau zu sein: »Wenn eine Szene gleich beim ersten Versuch klappt, ist das ein first-timer, und davon schafften wir 91 in dem Film, also richtig viele. Wir nahmen die Szene einmal auf, und das war es dann, und wenn wir fertig waren, konntest du Ove ansehen, dass er sich freute. Und er wusste, wann die Szene im Kasten war. Er guckte mich jedes Mal an und sagte: Gut, mein Junge. Ove verstand es, seine Energie zu verteilen. Dadurch wurde ich besser, und so kamen wir in gemeinsamer Anstrengung zu einem besseren Ergebnis. Eine Szene ist nur so gut wie ihr schwächster Mitwirkender.«
Ove achtete und brauchte das Publikum. Er musste Kontakt haben zu den Zuschauern. Nicht dass er sich anbiedern wollte. Er wollte, dass sie verstehen, was der Autor mit seinem Stück meinte. Das bedeutete, wie er sagte, »sie mit einer gewissen kühlen Strenge zu führen und nicht mit seinen eigenen Gefühlen
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