Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
unverantwortlich sowohl Ihnen gegenüber als auch den Kollegen, denen der Verlust ihrer Arbeit droht.« Mitunterzeichner waren Dirch Passer und Ove Sprogøe, zwei von Kjelds guten Freunden, die in dem Stück gar nicht mitspielten.
Alle wussten, dass Kjeld Petersen trank, und als die Zeitungen daraus eine Schlagzeile machten, entschuldigte er sich mit der Begründung, dass er die Nerven verloren hätte und bald zurückkäme, doch die darauffolgende Zeit taumelte er in einem harten Kampf zwischen Bühne und Alkohol vor und zurück, bis er 1962 starb. Weder Dirch Passer noch Ove waren danach stolz darauf, dass sie die Protestnote unterschrieben hatten. Ove war untröstlich, weil er seinem guten Freund in den Rücken gefallen war.
Ove und seine Frau
Sein ganzes Leben lang liebte Ove nur eine Frau – Eva. Es war eine einzigartige Liebe, die sie verband. Im Alltag herrschte Einvernehmen. Sie betreute Haus und Kinder, wovor er höchsten Respekt hatte, er hatte seine Karriere. In der übrigen Zeit halfen sie einander. Ove im Haushalt, Eva beim Rollenstudium. Wenn sie damit fertig waren, lasen sie einander vor. Entweder den neuesten Roman, den ihnen Klaus Rifbjerg geschickt hatte, Märchen von Andersen oder einen Klassiker der Weltliteratur.
Ihren Mann fand Eva zu Hause noch viel lustiger als auf der Bühne. Er war ein Clown und strotzte vor Fantasie. Manchmal kam es zu Streit. Dann schlug Eva mit der Faust auf den Tisch und schob Oves Possen einen Riegel vor. Aber das war alltäglicher Kleinkram, in den großen Fragen waren sie sich einig. Sie hatten ihre eigene Musik, wie Sohn Henning es ausdrückt: »Im Beruf hatte mein Vater verschiedene Mit- und Gegenspieler, aber rein menschlich gab es nur meine Mutter. Wir waren in der Familie nicht zu fünft. Wir waren zwei und drei. Die beiden hatten ihre ganz eigene Welt, ihre eigene Kommunikation, ihr eigenes Leben am Abend. Sie akzeptierten einander, so wie sie waren. Sie lebten in einer Symbiose. Ove konnte seine Karriere verfolgen, mit allem, was da an Energie und Ausbrüchen dazugehörte, und Eva stand immer hinter ihm. Sie war sein Gewissen und versorgte ihn mit einem Sinn für die Wirklichkeit, mit dessen Hilfe er navigieren konnte.«
Ove erzählte einmal: »Wenn ich gerade Premiere hatte, und die Zeitungen kommen morgens auf den Tisch und sind voller Weltereignisse und Wohlfahrtsmeldungen … , was mache ich dann? Blättere alles hastig durch und stürze mich auf die Kritiken, und wenn die gut sind, fühle ich mich sofort als der Mann des Tages und der Nabel der Welt. Und was macht sie? Ruft aus der Küche nach mir: Komm, Ove, hilf mir beim Abwasch! Die Herren Kritiker müssen mich schon entschuldigen, aber ich sehe mich leider genötigt, ihre Goldkörnchen fallenzulassen und mir das Handtuch zu schnappen.«
Eva fand sich mit vielem ab, ohne zu mucksen. Wenn Ove zu Dreharbeiten unterwegs war, fuhr sie oft mit, wie die Ehefrau in Francois Truffauts »Die amerikanische Nacht«, die hinter der Kamera strickte. Sie saß in der äußersten Ecke, weil sie nicht wollte, dass man ihretwegen Aufhebens machte.
Sie mochte nicht gern in der Öffentlichkeit stehen, wie Henning erzählt: »Premierenfeiern und all diese Sachen konnte sie überhaupt nicht gut vertragen. Bei Premieren im Folketeatret standen wir in der Pause immer mit unserer Zitronenbrause an einer versteckten Treppe zum Rang. Meine Mutter, meine Tante und wir drei Kinder. Immer etwas von den anderen entfernt. Wir unterhielten uns über das Stück und ob Ove gut war, aber wenn andere auf uns zukamen, hatte sie gleich was ganz Abwesendes an sich, so nach dem Motto: ›Nein, nein, weg mit euch!‹. Sie bekam Bauchschmerzen davon, im Mittelpunkt zu stehen. Bei runden Geburtstagen oder Jubiläen konnte man auch sehen, dass sie eigentlich gar nicht mit auf die Fotos wollte. Und was macht man als Kind mit zwei so unterschiedlichen Eltern? Ich wollte immer Unfug machen und herumtoben, während Jørgen und Sven mehr nach Eva kamen.«
Eva hatte keine Kindheitsfreundinnen, und sie hatte keine Töchter. Deshalb erklärte sie ihre Schwiegertochter, Anne Fletting, zu ihrer Freundin. Sie nahm sie oft mit in die Küche, um zu rauchen und zu reden. »Natürlich hat sich Eva auch mal über Ove beklagt, wie wir Frauen das so machen: Warum hilft er mir nicht mehr im Haushalt? Aber das war nie etwas Grundsätzliches. Sie war ihm ganz hingegeben, und immer flirteten sie miteinander. Das hat mich am Anfang richtig überrascht, denn
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