Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
andere weit übertraf.« Ghita Nørby sieht Ove als einen Mann von großer maskuliner Ausstrahlung. »Ich erlebte ihn als stark erotischen Menschen. Seine Männlichkeit war von ganz besonderer Art, weil sie ja in diesen ulkigen Körper gepflanzt war. Aber man sollte sich nicht in ihm täuschen.«
Theaterkritiker hatten diesbezüglich Scheuklappen. Eine Zeitung fragte Ove Sprogøe im Abstand von knapp zehn Jahren, ob er ein erotischer Schauspieler sei. »Manche sagen, ich hätte keine Erotik auf der Bühne. Völliger Quatsch! Wenn man Persönlichkeit hat, hat man auch Erotik, und bestimmt gibt es hier oder da eine Dame im Parkett, die gern mit mir zusammen wäre«, parierte Ove.
Lone Hertz kam ihm näher als die meisten und erhielt von dem zwanzig Jahre Älteren jede denkbare berufliche Unterstützung: »Als Menschen würde ich ihn als ehrlich und gerecht bezeichnen. Ove wollte in allem das Gute sehen. Er war auch ein romantischer Mensch, einer, der wie in einem schönen Traum zu spielen suchte. Ansonsten war er als Mensch etwas altmodisch, und er war stolz darauf. Ich hörte ihn oft über andere Menschen sagen, dass sie zu zynisch seien. Zu hart. Bei all seinem Konservatismus war er gleichzeitig ein sehr fortschrittlicher und neugieriger Mensch. Und dann war er ja auch mit seiner Familie ausgesprochen solidarisch – und für seine Freunde ein wirklicher Freund.«
Im Musical »No No Nanette« spielte er mit der 23-jährige Hanne Uldal. »Er war ein Meilenstein auf meinem Weg. Wir wurden sofort gute Freunde. Wir teilten denselben schnellen Humor, und die Chemie zwischen uns stimmte. Er machte nie ein Hehl daraus, dass er Frauen wunderbar fand. Umgekehrt gab es eine stillschweigende Übereinkunft, dass man mit Ove die Grenze nicht überschritt.«
Natürlich war Eva manchmal auf Oves Leben und auf die Branche eifersüchtig, alles andere wäre auch merkwürdig gewesen, wenn man mit einem Mann verheiratet ist, der mit einigen der schönsten Frauen des Königreichs zusammenspielt, und den alle im Land erkennen. Auch alle Frauen. Vor allem am Anfang waren die Zweifel manchmal schwer zu ertragen: »Als ich Eva kennenlernte, ging es ihr mit Ove und der Filmbranche gut, aber wir sprachen darüber, wie schwer sie es in jungen Jahren gehabt hatte. Mann muss sich vorstellen, eine junge Mutter sitzt mit ihren drei Kindern zu Hause, während der Mann in der Stadt ist und eine junge Frau nach der anderen von Film und Theater in seinen Armen hat. Wie soll man da nicht nervös werden. Was passierte denn, wenn sie ihre Rollen spielten? Verliebte man sich in den anderen?«, erzählt Schwiegertochter Anne.
Ove bekam auch eine Menge Fanpost, und es gab Menschen um ihn herum, die ihn begehrenswert fanden, weil er berühmt war. »Ove ist für mich schön, aber es ist komisch, wenn nun auch noch andere beginnen, an ihm zu zerren«, sagte Eva zu Anne. Anne beobachtete, wie ihre Schwiegermutter dieses Problem löste: »Eva krempelte ihren Tagesablauf völlig um, damit sie Oves Leben so weit wie möglich begleiten konnte. Eine kluge Entscheidung. Indem sie sich eng aneinander hielten und begleiteten, konnten sie Missverständnisse oder ungute Gefühle sofort aus der Welt schaffen.«
Erik Ballings bester Schauspieler
Erik Balling merkte sich Ove schon 1946 bei den Dreharbeiten zu »Diskreter Aufenthalt«, als Ove seine erste kleine Nebenrolle spielte. Der 21-jährige Erik war als Laufbursche bei der Nordisk-Film-Gesellschaft frisch angestellt. Er war Script-Boy und Aufnahmeleiter. »Willst du ein Bier?«, fragte er, als er Ove das erste Mal traf. »Nein danke, lieber Brause«, erwiderte der. Einige Jahre lang versuchte Balling, nach der Arbeitszeit Drehbücher für Filme zu schreiben, doch seine erste Aufgabe als Regisseur bekam er am Theater. Sein Schulkamerad Bjørn Watt-Boolsen wollte gern gemeinsam mit seinen Freunden Lis Løwert, Ove Sprogøe und anderen spielen. Das ermöglichte ihnen Thorvald Larsen an seinem Folketeatret. Balling schrieb und inszenierte das Stück »Nielsen«, das gute Aufnahme fand und zur Visitenkarte für seine Filmkarriere wurde. Am meisten amüsierte sich das Publikum dabei über Ove und Lis Løwert als junges, frisch verheiratetes Paar.
So kam dann auch Ballings Karriere als Filmregisseur ins Rollen, und schon bei seinem ersten Film, » Wir vom Dienstboteneingang«, war Ove in einer kleinen Rolle als Schneider dabei. In den drei Balling-Filmen »Einesteils der Liebe wegen« gehörte er als Dorffriseur
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