Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
meine Eltern waren nicht so. Wenn Henning und ich zusammen mit Ove und Eva essen waren, begannen sie auf einmal, sich zuzublinzeln. Aha, dachte man da sofort! Ich glaube, da Ove so oft weg war, bemühten sie sich, sich immer gegenseitig zu bestätigen. Sich direkt oder indirekt zu sagen: Du bist immer noch wunderschön! Ove nannte sie oft ›meine kleine Geliebte‹, und dann lächelte ihn Eva zärtlich an.«
Ove schrie oft im Schlaf, deshalb hatten Eva und er getrennte Schlafzimmer. Anne wunderte sich über diese Aufteilung und fragte danach. Eva erwiderte: »Das ist doch romantisch, Anne! Dann muss Ove anklopfen, und wir sind nur zusammen, wenn wir auch wirklich Lust aufeinander haben.«
Ghita Nørby war die beste Freundin der Familie und wusste, welchen Wert Eva hatte: »Eva erledigte das Praktische. Wir anderen ließen uns alle der Reihe nach lieber sofort scheiden, statt solche Dinge an Ort und Stelle zu klären. Nein, im Ernst, Eva und Ove hielten zusammen, und Eva hielt Kämpfe aus. Sie war hochbegabt und auf keinen Fall jemand, der zu Hause herumsaß und Däumchen drehte. Deshalb war es für Ove auch nicht langweilig, zu Eva nach Hause zu kommen. Es braucht schon einen humorvollen, fantastischen Menschen, um mit so einer lebhaften und verrückten Branche wie unserer umgehen zu können. Und außerdem waren sie sich zu schade, die Zeit mit gegenseitigen Aufrechnungen zu vertun.«
Sie waren sich so nah, dass sie fast wie ein Teil vom anderen waren, empfand Christoffer Bro, der die beiden oft besuchte. Eva war eine Elfe in seinen Augen. Allerdings eine Elfe, die die Hosen anhatte. Sie entschied handfest, aber diskret: »Eva sagte mir, dass sie nicht wie ihre Mutter werden wollte. Sie wusste ganz genau, was sie nicht sein wollte. Nach außen überließ sie deshalb alles Ove … Die Autorität, die sie ihm gab, trug dazu bei, ihn zu einem großen Schauspieler zu machen. In gewisser Hinsicht war das aber eine Komödie, die sie spielte, weil sie insgeheim fast alles entschied.«
Andere nannten Eva auch »Oves Lebensforscher«. Sie war ausgesprochen intellektuell und versorgte Ove mit geistiger Nahrung. Wenn er eine Sache tiefer ergründen musste, konnte er zu ihr kommen. Bei ihr fand er immer Hilfe. Das kam auch den Söhnen zugute. Wenn einer etwas nicht wusste, rief er Eva an. Die wusste immer Antwort.
Der fleißige Schauspieler bedauerte oft, dass er es neben all seinen Manuskripten für Bühne und Film nicht schaffte, Romane zu lesen. Nur wenn er am Abend mit dem gewohnten lauten Vorlesen dran war, gelang es ihm. Ansonsten war Eva auch sein Wegweiser in der modernen Literatur. Um ihm die Lektüre zu erleichtern, brachte sie in den Büchern Markierungen an: »Lies von hier bis dort.« Auf diese Weise brauchte Ove nur ein paar Kapitel zu lesen, um einen Eindruck von Sprache, Stil und Inhalt zu bekommen und konnte trotzdem über alles Neue mitreden.
Andere Frauen
Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist,
was kann der Sigismund dafür, dass man ihn liebt?
Ove Sprogøe war bestens aufgelegt, als er dieses Lied als Sigismund Sülzheimer in Erik Ballings Variante vom »Im Weißen Rössl« sang. Aber diesen eitlen Geck, der versucht, alle Frauen zu betören, gab es nur im Film. Privat hatte Ove Eva. Seinen Kolleginnen tätschtelte er nicht den Po. Aber er hatte Charme. Ihm gefielen Frauen, und er gefiel den Frauen. Eine von ihnen war seine Kollegin Sonja Oppenhagen: »Er war frech. Er hatte es faustdick hinter den Ohren, und ohne Zweifel mochte er Frauen. Man konnte ihn spüren, man merkte ihm seine Sexualität an, was immer etwas Schönes ist. Aber er schlug nie über die Stränge und wurde nie zweideutig.«
Wenn keine Frau in der Nähe war, ließ Ove allerdings keine schlüpfrige Bemerkung aus. »Dir ist klar, dass man vom Onanieren rote Augen bekommt, oder?«, fragte er einmal den Regisseur und Produzenten Per Holst, als er vor seinem Schminkspiegel saß. Und dann sollte sich Holst zum Spiegel vorbeugen und nachschauen. Den Gefallen tat er ihm zwar nicht, aber das war nicht das einzige Mal, dass er getestet wurde: »Ove hatte so einen erotischen Teufel in sich. Er musste immer noch schnell irgendetwas Unanständiges anbringen. Mit großen Augen, als könne er kein Wässerchen trüben. Wie ein pubertierender Junge.«
Im Kinofilm »Krach in Christianshafen«, der im Gegensatz zu der Fernsehserie »Oh, diese Mieter« nicht in der DDR gezeigt wurde, hatte Oves Figur Larsen ein Rendezvous mit dem
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