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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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wurden, wann immer sich jemand auf seinen Regiestuhl setzte. Das kostete nämlich eine Flasche Chivas Regal.
    Überhaupt wurde bei Nordisk Film viel Alkohol getrunken. Wenn es zwischendurch zu einer kleinen Pause kam, war es nicht ungewöhnlich, dass die Filmmitarbeiter auf ein kleines »hyl« (Geheul) zur Kantine hinübergingen. Das war ein Cocktail aus Van-Osten-Kräuterbitter und Schnaps. Ove trank jedoch erst zum Feierabend, gegen Mitternacht, zu Hause seinen täglichen Whisky.
    »Balling war sehr nett, aber auch sehr speziell. Er wusste immer, was er wollte, und war zu seinen Mitarbeitern beinhart. Entweder man war akzeptiert, oder man fiel in Ungnade. Das führte dazu, dass die A-Gruppe mit der Zeit ihren Feinschliff bekam, und wir waren wirklich eine Mannschaft von tüchtigen Leuten, die nicht mit dummen Fragen nervten, sondern verstanden, was Balling sagte«, erzählt Birthe Frost, die über Jahre Ballings festes Script-Girl war.
    Mit seinem Vollbart und seiner molligen Figur sah Balling aus wie ein kuscheliger Teddybär, doch innen war er ein kühler Rechner, der die Filmaufnahmen bis ins kleinste Detail plante. Und wie er in seinen Erinnerungen enthüllte, schlug er sich dabei mit seiner Schwermut herum. Als Regisseur arbeitete Balling mit seiner intuitiven rechten Gehirnhälfte, als Direktor der Spielfilmabteilung von Nordisk Film mit seiner rationalen linken.
    Ballings Traum von einem Schauspieler war einer, der seinen Text bis in die Fingerspitzen beherrschte und der Maschinerie nicht in die Quere kam. Und so war Ove. In mehr als dreißig von Ballings Filmen und Fernsehserien war er dabei. Jedes Mal wenn Balling einen Film plante, fand er eine Rolle für Ove.
    In einer Hommage zu Oves 70. Geburtstag schrieb Balling unter der Überschrift »Der Fehler an Ove«: »Ove ist der unermüdlichste Fragensteller, den ich kenne. Er steht jeden Morgen zehn Minuten früher auf als die anderen. Er steht am Rand und wartet darauf, dass man ihn bemerkt. Das tut man, und dann legt er los: In welcher Situation befindet sich die Figur in der Szene, die wir heute drehen – ein Satz – eine Betonung. Fragen, auf die man in der Regel eine Antwort hat, aber manchmal tauchen auch ein paar auf, die man nicht sofort beantworten kann. Darüber ärgert man sich. Und wenig später ist er wieder da. Ob der Zusammenhang klar wird? Ob die Leute das auch richtig verstehen können? In der Regel zieht er beruhigt von dannen, aber man selbst ist danach manchmal genervt, weil man noch einmal nachdenken musste. Und dann gibt es da die berühmte Nachtszene. Nach einem langen Arbeitstag sind wir alle müde. Das Licht ist eingerichtet, wir stehen in der Kälte und warten auf Ove. Wir brauchen nur eine einzige Aufnahme von ihm, wie er über die Straße geht. Da kommt das Taxi und spuckt Ove aus. Er kommt direkt aus dem Theater, vor Müdigkeit hat er tiefe Augenringe. Er steuert direkt auf mich zu und fängt mit seinen Fragen an, stur und verbissen, und man ist todmüde und gereizt. Mein Gott, er soll doch einfach nur über die Straße gehen! Kurz darauf geht er über die Straße, aber es ist nicht einfach Ove, es ist eine Figur, ein Schicksal, ein Leben. Ein Mann, der von irgendwoher kommt und woanders etwas vorhat. Das erzählt er in der Art und Weise, wie er über die Straße geht. Und man staunt und ist ein besserer Regisseur geworden. Das ist der Fehler an Ove.«
    Die beiden heimlichen Workaholics wurden richtig gute Freunde. Sie stammten beide von der Insel Fünen und fuhren dorthin, um sich gegenseitig ihre Heimatstädte zu zeigen. Erik Balling kam aus Nyborg. »Wir Leute von Fünen lachen gern. Wir können auch wütend werden, aber das geht schnell vorbei. Und genauso sind wir beide«, sagte Balling.
    Sie reisten gemeinsam nach Amsterdam oder Paris und fuhren häufig auch mal weite Strecken, um ein interessantes Kunstmuseum zu besuchen oder ein Restaurant mit gutem Ruf.
    »Es machte uns Spaß, da draußen, wo man uns nicht kannte, Graf und Baron zu spielen«, erzählte Balling einmal. »Dann spielten wir die reichsten Menschen der Welt und riefen nach den Oberkellnern. Wir amüsierten uns prächtig. Und es war ein doppeltes Vergnügen. Wir genossen das Essen, und wir genossen das Schauspiel, das wir einander boten.«
    Erik Ballings liebster Kameramann war Henning Bahs. Er war gleichzeitig Drehbuchautor, Spezialeffekte-Mann und der Kopf hinter den verzwickten Plänen in den Olsenbande-Filmen. Irgendwann trieb Bahs eine Geschichte von

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