Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
drei kleinen Ganoven um. Die Bande sollte von einem genialen Boss angeführt werden, dem aber alles missglückte, weil sich die anderen beiden um ihren bürgerlichen Alltag mit Mietzahlungen, Familienkrach und Statussymbolen kümmerten. Diese Idee meldete sich in immer kürzeren Abständen wieder.
Im Sommer 1967 fuhren Henning Bahs und Erik Balling samt Ehefrauen nach Südfrankreich, wo sie täglich eine Stunde an einem Manuskript mit dem Titel »Die Perlenfischer« arbeiteten. Es dauerte nicht lange, und das Manuskript hieß »Die Olsenbande«.
Die Olsenbande
Heute weiß keiner mehr genau, wann die Idee aufkam, dass Ove Sprogøe, Poul Bundgaard und Morten Grunwald die Olsenbande sein sollten. Alle drei hatten in den Freddy-Filmen und noch enger in »Martha« zusammengespielt. Vielleicht war ein Nachtdreh für »Martha« in der Hafenstadt Piräus der zündende Moment, als Poul Reichardt, Poul Bundgaard und Ove aus Spaß das Lied »Når fjordene blåner« (Blaue Stunde in den Fjorden) sangen und Morten Grunwald in den allgemeinen Gesang einstimmte, indem er »Gud signe dig, Norge« (Gott segne dich, Norwegen) schmetterte. Erik Balling war Zeuge dieses Auftritts.
Das Schauspieler-Trio empfahl sich aus mehreren Gründen für die Olsenbande. Ove hatte in Erik Balling einen eingeschworenen Fan und Freund, Morten Grunwald hatte in den Freddy-Filmen buchstäblich und im übertragenen Sinne eingeschlagen. »Und Poul Bundgaard war mein Nachbar«, sagte Erik Balling lakonisch, um dann aber zu ergänzen, dass Poul Bundgaard selbstverständlich ein guter Schauspieler war.
Als das Drehbuch fertig und grünes Licht für die Aufnahmen gegeben war, mussten die Bandenmitglieder eingekleidet werden. Poul Bundgaard brachte seine Samtjacke von zu Hause mit. Er hatte sie auf Mallorca gekauft und durfte sie vor seiner Frau Kirsten nicht tragen, weil »er darin aussah wie ein Landstreicher«. Morten Grunwald wurde mit einer karierten Jacke, Borsalino - Hut und gelben Socken ausgestattet. Die Kostümbildnerin Lotte Dandanell hatte die Eingebung, seine Hosen etwas zu kürzen, damit man die Socken deutlich sehen konnte.
Wenn Erik Balling für seine Schauspieler Kostüme aussuchen sollte, fing er immer mit dem Hut an. Der landete dann nicht unbedingt in dem fertigen Kostüm, gab aber zumindest den Stil vor, und seiner Meinung nach sollte Ove als Egon Olsen eine Melone tragen. Lotte Dandanell stellte sich vor, dass Egon Olsen lange im Gefängnis gesessen hatte, so dass seine Kleidung also durchaus noch aus den Vierzigern stammen konnte. Auf einem Dachboden von Nordisk Film fand sie alte Anzüge, die vom langen Liegen schon ganz steif geworden waren. Ein Nadelstreifenanzug hatte es Dandanell ganz besonders angetan. Sie ließ ihn reinigen und hatte für Egon das perfekte Kostüm: »Der Anzug sah zwar ein bisschen aus wie der von Popeye, war aber genau richtig. Ein Problem wurde der Hut. Vor 1960 trugen neun von zehn Männern einen Hut. Aber jetzt waren wir sieben Jahre weiter und mussten lange umherreisen, bis wir die Melone gefunden hatten. Die Zigarre war Henning Bahs’ Idee. Dann testeten wir noch eine Menge Taschentücher und Krawatten, und Egon bekam einen Fingerring.«
Der Anzug und die Melone hielten dreizehn Filme durch – bis auf »Die Olsenbande läuft Amok«, in dem Egon eingefroren wird. Für diesen Film wurden vier Sonderanfertigungen geschneidert. Und für »Der (wirklich) allerletzte Streich der Olsenbande« 1998 gab es für alle neue Kleidung. Ove und Morten hatten etwas zugelegt, Poul war von seiner Krankheit abgemagert. Ove Sprogøes Originalkostüm hängt heute in einer Vitrine im ersten Stock im Palads-Kino in Kopenhagen.
Die Hauptpersonen Egon, Benny und Kjeld waren im ersten Olsenbande-Film von 1968 nur recht grob skizziert. Das Trio ging ins Bordell, Kjeld hatte drei Kinder, und Benny verliebte sich in Lotte Tarp. Die Geschichte vollzog sich über mehrere Umwege. Der Streifen spielte die Kosten ein, was andere Filme von Nordisk Film in diesem Jahr nicht schafften. Vermutlich war das der Grund, dass man sich überhaupt an einen zweiten Film wagte.
»Die Olsenbande in der Klemme« im Jahr darauf lieferte ein etwas schlechteres Ergebnis als der erste Film, so dass Balling die Serie auf Eis legte. Nordisk Film bemühte sich in jenen Jahren verzweifelt um einen Erfolg, um die drohende Pleite abzuwenden.
»Meine gescheiterte Revolution« mit Ove in der Rolle des Detektivs Anthonsen war der hysterische Versuch, das
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