Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
deutsche Olsenbande-Fans bei ihnen im Garten, um das Haus zu fotografieren, in dem ihr Idol Egon Olsen so viele Jahre gewohnt hat.
Als Ove Sprogøe 2004 starb, schrieb die Ostseezeitung in Rostock: »Vielleicht war es Egons Improvisationstalent, das die von der Mangelwirtschaft geplagten Ostdeutschen begeisterte. Die Olsenbande brachte die Zahnräder der Bürokratie mit leeren Bierflaschen, Luftballons und Knallbonbons zum Stillstand und zeigte, wie man mit einem Schraubenzieher, einer Stichsäge, zwei Zehn-Kronen-Scheinen und einem Stapel Altpapier in die Weltbank einbrechen konnte.«
Für die Dänen hatten die Filme etwas Anheimelndes, für die DDR aber etwas Aufrührerisches. Dass sie dort trotzdem gezeigt wurden, erklärt sich der Schriftsteller Klaus Rifbjerg, der mit Ove Sprogøe befreundet war und dessen Bücher auch in Ostdeutschland erschienen, so: »In der DDR liefen die Leute Ove hinterher, als ob er Mick Jagger oder Elvis Presley wäre. Er war ein Abgott. Die Filme durften dort laufen, weil sie leicht hellrot waren. Die waren nicht erzreaktionär und auch nicht so subversiv, dass sich das System bedroht fühlen musste. Die Olsenbande hat schön zu der Art von volkstümlicher Kunst gepasst, die ich heiteren Sozialrealismus nennen würde. Das ist vielleicht keine große Kunst. Doch Ove vergoldete sie mit seinem Talent. Er war die Kunst. Er sprengte den Rahmen dessen, was in diesem Genre normalerweise möglich ist.«
Ove Sprogøe war öfter in der DDR . Das erste Mal auf der Durchreise, als er gemeinsam mit Morten Grunwald und Poul Bundgaard am Schillertheater in Westberlin »Warten auf Godot« sehen wollte. Die drei nahmen den Zug von Kopenhagen. Als sie nach Warnemünde kamen, wurde die Tür zu ihrem Abteil aufgerissen. »Die Pässe, bitte«, schnarrte der Grenzbeamte in der grünen Uniform. Sprogøe begann fieberhaft nach seinem Pass zu kramen, aber plötzlich hellte sich die Miene des Grenzbeamten auf und er lächelte: »Wo ist denn Ihre Zigarre, Herr Olsen?« Der Beamte lachte laut über seinen Witz, bis er mitbekam, dass die ganze Olsenbande versammelt war. Die Passkontrolle war vergessen, stattdessen schüttelte man Hände und gab Autogramme.
Ove freute sich über die Resonanz in der DDR : »Die Zuschauer schreiben mir unzählige Briefe, es ist fast ein Vollzeitjob, sie alle zu beantworten. Sie wollen ein Bild mit Unterschrift, und sie bekommen es, auch wenn es noch so viele sind und mir die Arme wehtun.«
Das zweite Mal war Ove Sprogøe 1980 in der DDR . Das Folketeatret war mit Molières »Der eingebildete Kranke« zu den Berliner Festtagen eingeladen, an denen die namhaftesten Theater der ganzen Welt teilnahmen. Zur großen Überraschung waren die drei dänischen Vorstellungen im Voraus ausverkauft. Intendant Preben Harris wuchs gleich ein paar Zentimeter, wunderte sich aber doch ein wenig, wie das möglich war. Die Antwort erhielt er, als sein Ensemble vormittags Unter den Linden zum Brandenburger Tor spazierte. Dort hielt sie ein ostdeutsches Filmteam an, das ihnen die ganze Zeit hinterhergejagt war, und begrüßte sie überschwänglich. »Herzlich willkommen in Berlin, Egon!« Den Rest des Tages ließ sich Ove Sprogøe von Film- und Presseleuten interviewen. Er hatte nicht mal mehr Zeit, sich vor der Vorstellung auszuruhen. Beim anschließenden Applaus erhielt er zu seiner Beschämung einen riesigen Blumenstrauß, die anderen Schauspieler nicht mal einen Stängel.
Ove Sprogøe wurde häufig ins ostdeutsche Fernsehen eingeladen. 1982 sollte er gemeinsam mit Poul Bundgaard und Morten Grunwald als Überraschungsgast bei der »Nacht der Prominenten« auftreten. Die Einladung kam von Heinz Adameck, dem obersten Fernsehchef persönlich. Als Dank legte er eine Partie des besten russischen Kaviars Malossol bei. Etliche hochrangige Parteibosse hatten sich gute Plätze gesichert, um ihren Idolen nahe zu sein. Vorn auf der Bühne machten die drei Dänen Pantomime, dahinter synchronisierten ihre deutschen Stimmen, und der Jubel war groß. Karl-Heinz Oppel, der Egon Olsen seine Stimme lieh, war Kabarettist in Berlin und die ideale Besetzung.
Dass Ove Sprogøe für die DDR zu den größten Schauspielern gehörte, belegt auch das Buch »Und jedermann erwartet sich ein Fest … Liebeserklärungen internationaler Stars an Theater und Film«. Darin befindet sich Ove Sprogøe in illustrer Gesellschaft mit Marilyn Monroe, Peter Ustinov, Anthony Quinn, David Niven und Curd Jürgens. Der dänische
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