Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
»Der verschwundene Kanzleirat« von 1971 blieb die Ausnahme.
Der einzige Versuch, in einer ernsten Filmrolle zu bestehen, war der Thriller »Stunde des Abschieds« von 1973. Es war kein besonders guter Film, und Ove tat sich schwer mit seiner Rolle. Es gelang ihm nicht, seiner Figur eines Mannes, der seine Arbeit verliert und glaubt, seine Frau sei ihm untreu, die geforderte erotische Gefährlichkeit zu verleihen. Danach war Schluss mit den großen Rollen.
Aber in Nebenrollen bewies er immer wieder sein Format für das Charakterfach. Eine der auffälligsten spielte er in dem Film »Schlingerwalzer« von 1981. Er leiht einer Gruppe von Jugendlichen Schaufensterpuppen und wird für sie zu einer Art Maskottchen. Für den Regisseur Esben Høilund-Carlsen war die Arbeit mit dem erfahrenen Schauspieler ein Höhepunkt in seiner Karriere: »Ich hätte mir gewünscht, Ove eine große, dramatische Herausforderung im Film bieten zu können, bei der er sich nach allen Regeln der Kunst hätte entfalten können. Natürlich wäre es für den Regisseur ein hartes Stück Arbeit gewesen, ihn bei all seiner Noblesse und Diskretion aus der Reserve zu locken. Er war nicht der Typ, der wie ein Method Actor auf ganz große Gefühle macht und sich heulend am Boden wälzt, wenn er starke Emotionen ausdrücken soll. Ich sehe Ove mehr wie Michael Caine, der einen einvernehmlichen Vertrag mit dem Publikum eingeht, eine Verabredung, dass er nur einmal seinen Schmerz ganz kurz zeigt und für den Rest des Films lediglich diskret darauf hinweist, so dass das Publikum ihn die ganze Zeit fühlt. Dafür ist er ultrapräzise in seinem Timing, wenn man ganz fein geschnitzte Pointen im Dialog hatte. Wie ein Jazzmusiker lag er genau auf dem Beat. Obwohl seine Rolle so klein war, lieferte er die ganze Zeit fein ziselierte Arbeit ab. Mir steigen wirklich immer noch Tränen in die Augen, wenn ich mal ein Stück von dem Film sehe und Ove auftaucht.«
Der Regisseur Henning Carlsen und Ove Sprogøe begegneten sich oft zufällig auf der Straße und diskutierten politische Themen. Im Stadtbild wirkte der Schauspieler auf Carlsen wie ein Bankdirektor, und so besetzte er ihn auch in seinem Thriller »Geld oder Leben« von 1982. Es war eine kleine Rolle von nur zwei Drehtagen, die per Handschlag besiegelt wurde. Ein Vertrag auf Papier war gar nicht nötig.
Die Arbeit lief so glatt, dass Carlsen Sprogøe die Hauptrolle in seinem nächsten Projekt, »Porträt des Tages« geben wollte. Der Titel stammte aus der Zeitung Politiken , wo jeden Tag über einen anderen Wirtschaftsmanager geschrieben wurde. Die Hauptperson machte nach außen den Eindruck eines erfolgreichen, wohlhabenden Industrie- und Finanzmannes, der gerade sein pharmazeutisches Werk den Mitarbeitern geschenkt hatte. Je näher man ihr jedoch kam, umso mehr bröckelte die Fassade, und zum Vorschein kam ein richtiger Bandit.
Nachdem Ove anderthalb Seiten Ideenskizze von Henning Carlsens Hand gelesen hatte, nahm er die Rolle an. Das Filminstitut machte im Voraus eine Zusage, aber zu den Fördergeldern für das Drehbuch kam es dann nicht mehr, weil das Institut plötzlich mitteilte, dass Henning Carlsen »genug politische Filme gemacht habe«, erinnert sich der Regisseur. Nicht viel später erhielt er stattdessen Unterstützung für seinen Film »Oviri« über den Maler Paul Gauguin.
Sprogøes alter Schauspielerkollege Carsten Brandt stieß Anfang der neunziger Jahre auf Ablehnung, als er eine Idee hatte, wie man Hans Christian Andersen und Ove Sprogøe in einem Filmprojekt vereinen könnte. Ausgangspunkt war Andersens Geschichte »Der Marionettenspieler« von einem Mann, der mit einem Kasten voller Marionetten auf seinem Rücken durch die Provinz reist und den sehnlichen Wunsch hat, einmal ein richtiger Theaterdirektor zu sein. »Er trifft einen Magnetiseur und springt mit seiner Hilfe durch eine elektrische Spirale, so dass seine Puppen anfangen zu leben, und in eine verliebt er sich dann. Der Film sollte einmal andere Seiten von Ove zeigen. Mit Poesie, Wärme und stillem Schmerz«, sagt Carsten Brandt. Ove war begeistert, als er das Drehbuch las, das Filminstitut leider nicht.
Ove selbst hoffte weiter auf neue Herausforderungen: »Mein heimlicher Traum ist ein Musical, in dem ich als Tänzer mitwirke, und alle Kollegen fürchten sich vor meiner Tanznummer. Doch dann zeigt sich, dass ich genauso gut wie Fred Astaire Ende der vierziger Jahre tanze, und die Kollegen starren mich an und fragen mich
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