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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Ruhms, blieb sein Haus der Öffentlichkeit verschlossen.
    Dabei hatte er sich zuweilen hartnäckigen Attacken zur Wehr zu setzen: »Jahrelang wurde ich Woche für Woche von fünf, sechs Wochenblättern gefragt, ob sie nicht ›das schöne Heim‹ und so was alles fotografieren dürften, und dann bekam ich es manchmal mit der Angst zu tun. Ich musste ganz schön dafür rackern, dass mein Privatleben in Frieden gelassen wurde.«
    Seine Ruhe war ihm heilig. Er wollte zu Hause entspannen und Zeit für die Familie haben. Vielleicht gerade weil er so wenig davon hatte. Manchmal sagte Ove auch, dass seine Söhne das Presseverbot verhängt hätten, weil sie genauso anonym wie ihre Klassenkameraden sein und nicht gehänselt werden wollten, wenn gerade in einem Wochenblatt eine Reportage erschienen war. Wenn Sprogøe doch Interviews gab, geschah das meist in der Theatergarderobe oder frühmorgens vor Dreharbeiten zu einem Film.
    »Meine Kinder sollten nicht in meine Arbeit hineingezogen werden, weder in den Erfolg ihres Vaters noch in das Fiasko, das er vielleicht erleben könnte. Nehmen wir jetzt zum Beispiel das Programmheft zu ›Diener zweier Herren‹, wo mein Truffaldino auf der Rollenliste ganz weit unten steht. Da würde dann doch sofort die Nase gerümpft: Was, spielt dein Vater nichts anderes? Oder sie würden über jeden Stuhl und jedes Regal diskutieren, wenn in den Zeitschriften Homestories erschienen. Das ist ganz unnötig und hat nichts mit der Karriere zu tun.«
    Außerdem fand er es auch wichtig, dass ein Schauspieler ein paar Geheimnisse bewahrt, um seine Arbeit nicht zu gefährden: »Wenn man stets und ständig sein ganzes Privatleben vor der Presse ausbreitet, kann man am Ende nichts mehr auf der Bühne machen, ohne dass die Zuschauer das mit seinem Privatleben verbinden.«
    Obwohl sein Haus für die Presse tabu war, hatte Ove Sprogøe bis zu seinem Tod darauf verzichtet, eine geheime Telefonnummer zu bekommen. Im Gegensatz zu den meisten anderen bekannten Schauspielern stand er mit seinem eigenen Namen im Telefonbuch. Aber er fand, dass er damit ein Versprechen erfüllte, welches er zu Beginn seiner Karriere seiner Mutter gegeben hatte: seinen gesunden Menschenverstand zu bewahren und keine Allüren zu entwickeln. Eine öffentliche Telefonnummer war Teil dieser Abmachung und seines Images.
    Er hatte nie Grund, diese Entscheidung zu bereuen. Außerdem nahm Eva meistens den Hörer ab. Ove war also doch nicht so erreichbar, wie es den Anschein hatte. Als Henning klein war, ging auch er mitunter ans Telefon: »Hier bei Ove Sprogøe«, krähte er in den Hörer. Da er noch nicht richtig sprechen konnte, klang es ungefähr wie: »Hier schläft Sprogøe.« Normalerweise erkundigte sich Eva nach Namen und Anliegen der Anrufer und ging zu Ove, um zu fragen, ob er zu sprechen sei. Mal wurde abgewunken, mal kam er ans Telefon. Eva sortierte die Anrufe und schlug auch, um ihren Mann nicht zu überlasten, manches Jobangebot aus, von dem Ove niemals etwas erfuhr.
    Ziemlich oft wurde einfach angerufen, gelacht und wieder aufgelegt. Dann gab es Leute, die herummeckern wollten, oder auch welche, die mitten in der Nacht aus einer Kneipe anriefen und »Des Teufels Großmutter« hören wollten. Ove meinte, das sei eben der Preis dafür, berühmt zu sein, aber trotzdem Bodenhaftung zu bewahren. Doch diesen Preis zahlte nicht nur er.
    Ove fuhr mit dem Fahrrad oder dem Bus, je nachdem, wie das Wetter war. Bestand nur das kleinste Risiko, dass es neblig werden würde, nahm er den Bus, um seine Stimme zu schonen. Er besaß nie ein Auto und hat seine skeptische Einstellung ob der Nützlichkeit dieser Erfindung an die Söhne vererbt. Keiner der drei hat ein Auto, und nur einer hat überhaupt einen Führerschein. Die Leute auf der Straße wunderten sich sehr, dass Ove Sprogøe kein Auto hatte, obwohl er es sich doch leisten konnte, aber es bedeutete ihm einfach nichts. Er gab sein Geld lieber für Kunst aus. Mehr noch, Ove war, ähnlich wie Chaplin es in »Moderne Zeiten« ausdrückt, gegen den zwanghaften Fortschrittsglauben und die Erfindung von in seinen Augen immer sinnloseren Maschinen. Er fragte sich, warum Menschen immer weiter Dinge schufen, die stärker waren als sie selbst, und auch solche, mit denen »sie aufeinander einschlagen konnten«.
    Es war eine Lebenseinstellung: »In der letzten Zeit sage ich immer, dass ich das ganze neumodische Zeug hasse, obwohl ich weiß, dass es das Leben leichter macht und wir nicht darauf

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