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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Jørgen und Henning, ihn von einem Videogerät zu überzeugen, damit er sich noch einmal zu Hause ganz gemütlich alle Filmklassiker ansehen könne, die er so sehr liebte. Sie argumentierten, dass weder die Olsenbande noch Chaplin heute noch vielen Menschen vertraut wären, wenn das Videogerät nicht erfunden worden wäre. Doch das prallte völlig ab: »So was kommt mir verdammt noch mal nicht ins Haus«, polterte er. Filme sähe man im Kino, und wenn man dort nicht mehr hinkäme, müssten sie in der Erinnerung leben.
    Mit der Geschichte, dass Ove keinen Fernseher hatte, entstand auch die Legende, dass er nie seine eigenen Filme sah. Aber die ist falsch. Natürlich sah er sie nicht im Fernsehen, aber als professioneller Schauspieler kam er selbstverständlich zu den Premieren der Olsenbande-Filme. Außerdem konnte ihm einfallen, gleich danach ins Kino zu gehen, um zu sehen, wie das Publikum reagierte.
    Allerdings war er nicht besonders versessen darauf, sich selbst zu sehen. Er sah einen Fremden auf der Leinwand und konnte das Erlebnis für seine Arbeit überhaupt nicht gebrauchen. Weder fand er sich im Vergleich zu den Kollegen besonders gut, noch verspürte er denselben Genuss wie bei den Dreharbeiten: »Vom eigenen Körper und von dem des anderen und von unseren Gedanken kommt eine Stimmung, eine Ausstrahlung, und die prallen im Raum aufeinander, dass wir denken, jetzt ist etwas Großes passiert . Aber wenn es dann auf der Leinwand kommt, ist gar nicht so viel Großes passiert, wie wir dachten, und deshalb wird sich der Schauspieler fast immer betrogen fühlen.«

Im Dienste der guten Sache
    Ove Sprogøe war ein politisch engagierter Schauspieler und nahm an unzähligen Aktionen der siebziger und achtziger Jahre teil.
    In der Show, die Morten Grunwald 1979 organisierte, um das abgewirtschaftete Østre Gaswerk als Theater zu nutzen, war er Conférencier. Er machte Kampagnenfilme gegen die Kürzungen im öffentlichen Bereich, las zur Unterstützung von Legasthenikern für eine 32-bändige Kassettenbox »Pelle der Eroberer« ein, beteiligte sich an der Hilfe für die Flutopfer von Esbjerg und engagierte sich im Kampf gegen AIDS . Und er war es, der 1985 den dänischen Live-Aid-Ableger eröffnete. Die Liste der Veranstaltungen ist lang.
    Wie viele andere Schauspieler auch trat Ove oft unentgeltlich in Gefängnissen auf. Der Mann hinter Egon Olsen war dort mehr als willkommen.
    Sein Engagement war niemals parteipolitisch. Ove Sprogøe war zwar nicht Mitglied der Sozialdemokratie, weil er »weder umklammert noch politisch ausgenutzt« werden wollte. Aber in der sozialdemokratischen Partei fühlte er sich zu Hause. Diese Partei wählte er. Diese Partei, fand er ganz intuitiv, »stand Dänemark am besten zu Gesicht«. Die Erinnerung an seinen Vater Arthur, der sich als Schriftsetzer gegen den Willen des Chefs zur Gewerkschaft meldete, war sein ganzes Leben lang der Motor für seine politische Haltung. Das Engagement seines Vaters hatte sich in seine Seele gebrannt.
    Ove wusste, dass seine Stärke nicht in scharfer Argumentation lag. Nach einer Wohltätigkeitsvorstellung von »Des Teufels Großmutter« zugunsten der EG -Gegner sagte er 1982: »In einer Diskussion mit einem EG -Anhänger wäre ich nach zwei Minuten versenkt worden. Ich habe keine Antworten, für mich ist das eine Frage der Intuition. Manche sagen, dass sich Künstler nicht erlauben können, nur nach ihrer Intuition zu leben. Doch! Denn manchmal verändert gerade sie die Welt. Künstler und Visionäre verändern die Welt. Nicht die Politiker.«
    In einem anderen Interview ging er noch einen Schritt weiter: »Nur Kinder können die Welt retten. Das Kind, das in jedem Manne wohnt. In jedem erwachsenen Mann, der morgens und abends im Bus sitzt, erkenne ich das Kind. Das wäre doch schön, wenn Ronald Reagan zu seiner Mutter nach Hause kommen, sich an sie schmiegen und sagen würde: Weißt du was, Mama, das alles bin ich ja gar nicht.«
    Der Schauspieler wurde mit Anfragen für Benefizveranstaltungen überhäuft und sah es als seine Verpflichtung an, alles anzunehmen, was er zeitlich bewältigen konnte. Sein Verstand versuchte zwar etwas auszusortieren, doch meist gewann das Herz.
    Dabei ließen sich Ove und Eva oft von ihrem Sohn Jørgen beraten. Er kannte sich in der Politik bestens aus, war mit den verschiedenen linken Organisationen, die Ove anfragten, vertraut und konnte ihm ein Bild geben, wer da angerufen hatte. Danach wurde Ja oder Nein gesagt. Meistens
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