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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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Wenn ich danach einige der vielen Besucher fragte, warum es ihnen gefallen hätte, zeigte sich, dass die meisten Gymnasiallehrer waren und sie es einfacher fanden, Antigone im Theater zu sehen, als das ganze Stück zu lesen. Sie kamen aus dem ganzen Land, auch von Jütland und Fünen.«
    Die Kritiken fielen unterschiedlich aus. Einige nannten es einen missglückten Versuch, die alte Tragödie für ein modernes Publikum gegenwärtig zu machen, andere sprachen von origineller neuer Interpretation. Einmal fielen auch ein paar Worte für Eva ab, mit denen die zupackende Sprache und Haltung der Figuren gelobt wurden.
    Wegen ihrer Premierenphobie sah sie die Vorstellung allerdings erst, als sie schon einige Zeit lief. Ove Sprogøe war von den lauen Kritiken überrascht. »Ich dachte, wir hätten da was rausgeholt«, sagte er zu Henning. Nicht zum ersten Mal musste Ove lesen, dass ihm Format und Autorität fehlten, wenn er Könige spielte. Das enttäuschte ihn. Noch immer war er von seiner Traumrolle »König Lear« weit entfernt.
    Vater und Sohn standen einige Male gemeinsam auf der Bühne und brachen hin und wieder auch zu zweit zum Theater auf. »Na, Moritzen«, sagte Ove dann, »wollen wir zur Arbeit?!« – ein liebevoller Verweis auf den großen Schauspieler Henning Moritzen, der für den Namen des Sohnes Pate gestanden hatte. Henning hatte außer seinem eigenen Talent die Aktivität, die Bühnenpräsenz und das Aussehen seines Vaters, so dass es nicht ungewöhnlich war, dass er manchmal dieselben Rollen angeboten bekam, wie etwa den Nicolai in »Zur Neujahrszeit in Nøddebo« vierzig Jahre nach seinem Vater. Wann immer sie gemeinsam auftraten, konnte sich Henning ganz auf seinen Vater verlassen: »Mein Vater unterstützte mich ganz still und ruhig. Wir sprachen viel über die Rollen, aber nicht so viel darüber, was jeder von uns daraus machen wollte. Aber auf der Bühne spürte ich, wie er hinter seinem Spiel insgeheim darauf lauerte, ob der Bursche denn nun seinen Beruf begriffen hätte.«
    Besonders bei »Antigone« war sich Henning sicher. An einem der ersten Abende machte er besonders viele Aufwärmübungen, die er an der Schauspielschule gelernt hatte, und atmete mehrmals tief hintereinander ein und aus. Anschließend musste er in der ersten Szene über einen Laufsteg rennen und eine lange Bitte an König Kreon richten, Antigone nicht zu töten.
    Er erreichte die Stelle, wo er auf der Bühne stehen sollte, aber plötzlich wurde ihm schwarz vor Augen, er brach in Schweiß aus und konnte sich nicht mehr an seinen Text erinnern: »Ich versuchte die letzte Rettung, indem ich redete und redete. Das war schon Dänisch und nicht irgendein Kauderwelsch, aber Ove hatte keine Chance, mit seinem Text zu reagieren, weil ich nichts sagte, woran er vernünftig anknüpfen konnte. Ich rief und schrie völlig planlos, und erst nach einer ganzen Weile hatte ich mich gefangen und erinnerte mich plötzlich an die letzten Zeilen in meinem Monolog, so dass Ove nun endlich sagen konnte: ›Es ist ganz unangebracht, dass du dich einmischst. Natürlich wird sie sterben.‹«
    Ove Sprogøe war nicht sauer, nur traurig. Aus Schaden klug geworden, schoss Henning die theoretischen Übungen in den Wind und überreichte seinem Vater ein Geschenk mit einer Karte, auf der stand: »Danke, dass du meine Suppe ausgelöffelt hast!«
    Anfang der neunziger Jahre war Eva mit ihrem vierten Stück von Sophokles »Philoktetes« schon weit vorangekommen. Sie hatte einen straffen Zeitplan von Vier-Stunden-Blöcken, der allerdings zusammenbrach, als Ove immer öfter zu Hause war und ihre Aufmerksamkeit forderte. Ove wollte sich gern unterhalten, laut vorlesen oder alles Mögliche tun. Er war ein Gesellschaftspapagei und nicht begeistert, wenn man ihn allein sitzen ließ. Mit ihren Übersetzungen war nun Schluss.

Märchen bei Oma und Opa
    In ihrer Kindheit sahen Henning, Jørgen und Sven ihren Vater kaum. Sie vermissten ihn aber nicht, weil sie nichts anderes kannten. Als er in die Jahre kam, war er öfter für sie da und hörte besser zu. Auch seine Ausbrüche wurden seltener und milder. Oder wie Jørgen es ausdrückt: »Vater wurde rundlicher und weicher. Den meisten Spaß hatten wir mit ihm in seinen späteren Jahren.«
    Vater und Söhne vertauschten die Rollen. Zum Beispiel auf einer Reise nach New York Ende der siebziger Jahre, als Ove sich in dem eigentlich übersichtlich quadratischen Straßensystem ständig verlief. Von nun an übernahmen die

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