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Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon

Titel: Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
Autoren: Jacob Wendt Jensen , Deutsch von Janine Strahl-Oesterreich
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der Bilder verkauft. Die übrigen gingen zu anderen Auktionen über.
    Morten Grunwald hat die Versteigerung in wehmütiger Erinnerung: »Ove spielte vielen von uns einen Streich. Einmal ging ein portugiesischer Maler, René Bertholo, sogar für das Neunfache der Schätzung über den Tisch. Ein Hammerschlag über 180 000 Kronen (rund 24 000 Euro). Und da ging es nicht darum, dass sie Ove gehört hatten. Das meiste waren seriöse, zielgerichtete Ankäufe. Wie wir jetzt mitbekamen, hatten meine alten Freunde Børge Birch und Ove einen ausgeprägten Sinn für Künstler gehabt, die wir anderen nicht besonders beachteten. Sie hatten Käufe getätigt, die Ove nicht nur in all den Jahren schöne Erlebnisse verschafft, sondern sich auch als gute Investitionen erwiesen hatten. Es war herrlich, wie Ove wieder mal zeigte, dass seine Kunsteinkäufe durchdachter waren, als sie auf den ersten Blick schienen.«
    Auf der Hauptauktion standen 48 der wertvollsten Bilder aus Oves Besitz zum Verkauf. Die Schätzung lag bei etwas über einer halben Million Kronen (rund 70 000 Euro). Innerhalb einer Stunde wurden sie für 1,2 Millionen Kronen (ca. 160 000 Euro) verkauft. Darunter war auch ein Bild von Henry Heerup mit dem Titel »Das Mädchen von Meister Jakel«. Dafür hatte Ove bei einem Besuch im Atelier des Malers seinerzeit 2000 Kronen (rund 270 Euro) bezahlt. Jetzt fiel der Hammer bei 60 000 Kronen (8000 Euro). Während der Auktion hatte Morten Grunwald die Stimme des verstorbenen Poul Bundgaard im Ohr, der sich über die Kunst im Hause Sprogøe so gewundert hatte: »Dass man so etwas verkauft bekommt  … «

Antigone
    Als Sven, Jørgen und Henning klein waren, hatte Ove seine Arbeit bei Film, Theater und Radio, Eva ihre zu Hause mit Haushalt und Kindern. Sie hatte sich bewusst dafür entschieden und empfand es nicht als Opfer. So erklärte sie das auch ihren halbwüchsigen Söhnen, als Ende der sechziger Jahre die Emanzipation der Frau auch im Hause Sprogøe Thema wurde. Eva hatte sich Kinder gewünscht und wollte sie zu Hause großziehen. Nachdem sie erwachsen geworden waren, wünschte sie sich allerdings eine andere Aufgabe.
    Bislang hatte sie ihr Talent vor allem darauf verwendet, gemeinsam mit Ove Texte zu lernen. Das machte sie oft, und sie machte es effektiv. Sie half ihm, den Text zu ergründen und den enthaltenen Gedanken Ausdruck zu verleihen. Wenn sie laut probten, spielte Ove seinen Teil des Dialogs, den anderen Teil sprach Eva mit trockener, teilnahmsloser Miene. Ein komischer Anblick, der die Kinder zum Lachen brachte.
    Mit Jørgen und Sven, die sich auf ihren Französisch-Unterricht im Gymnasium einstimmen wollten, begann sie, zum Französisch-Kurs an der Abendschule zu gehen. Und eins führte zum anderen. Da sie sich für griechische Mythologie interessierte, schnupperte sie auch ein bisschen an Griechisch und Altgriechisch. Eva hatte ein Gespür für den Rhythmus der dänischen Sprache und eine Begabung, Fremdsprachen zu lernen. Da sie viele Abendschulkurse nachweisen konnte, wurde sie zu einem Griechisch- und Lateinstudium an der Kopenhagener Universität zugelassen. Das war 1972, und Eva war fünfzig Jahre alt. Ihren Magisterabschluss machte sie zehn Jahre später.
    An der Universität begegnete Eva Minna Skafte Jensen, einer Professorin für klassische Studien und klassische Literatur. Sie gab den Einführungsunterricht im Fach und wurde später Evas Beraterin. In den Fächern Griechisch und Latein war es nicht ungewöhnlich, Frauen mittleren Alters anzutreffen, doch Eva machte auf die fünfzehn Jahre jüngere Dozentin einen ganz besonderen Eindruck: »Sie war still und gleichzeitig sehr präsent. Obwohl sie nichts sagte, wusste man immer, ob sie im Raum war oder nicht. Sie war ein bisschen mütterlich, ohne zu umklammern. Eva kümmerte sich nicht um die anderen Studenten, aber der Raum wurde gemütlicher, wenn sie da war. Sie war natürlich reifer als die anderen und wusste von Anfang an, was sie in ihrem Studium erreichen wollte. Sie war eine ungewöhnlich bewusste Schülerin. Es war klar, dass sie den Stoff vermitteln wollte. Eva wollte in Griechisch und Latein so gut werden, dass sie Texte fürs Theater übersetzen könnte.«
    Nachdem sie die Hälfte des Studiums absolviert hatte, übersetzte Eva schon Gedichte von Lukrez, erinnert sich ihre Lehrerin: »Genauer gesagt, den Teil, in dem es um Verliebtheit geht. Sie machte Verse in Hexametern daraus und sagte mir, dass Ove sie immer laut vorlesen müsse, wenn
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