Mächtig gewaltig, Egon - Jensen, J: Mächtig gewaltig, Egon
in den Probenpausen am Bristol-Theater drehten sich oft um Kunst. Wenn Poul Bundgaard in der Nähe war, versäumte Ove nicht zu betonen, dass er nur Bilder mochte, auf denen man erkennen konnte, was die Motive darstellen sollten. Als die beiden Banden-Kollegen einmal zu einer kurzen Führung im Haus in Tømmerup waren, ging Bundgaard hinterdrein und wunderte sich über die neuen Bilder, die Ove gekauft hatte: »Das ist ja toll … , ja, ganz toll … , dass man so etwas verkauft bekommt!«
Bereits in den fünfziger Jahren, als die Familie noch knapp bei Kasse war, gab Ove Sprogøe Geld für Kunst aus. Dabei beriet er sich nicht immer vorher mit Eva. Sie konnte sich nur die Haare raufen und nichts anderes tun, als die Posten im Haushaltsgeld zu verschieben, wenn sein Herz wieder einmal mit ihm durchgegangen war. Manchmal hatte er über einen impulsiven Kauf ein schlechtes Gewissen und versuchte, im Laufe des Tages um gut Wetter zu bitten: »Ich habe ein ganz unglaubliches Bild gesehen. Aber es ist teuer.« Und nach einer kurzen Pause: »Aber ich habe es trotzdem gekauft.« Bevor er nach Hause kam, hatte sich Eva meist an den Gedanken gewöhnt.
Eine Zeit lang war Ove auch Abonnent in einem Kunstverein, wo ein Lkw mit Bildern vorbeikam, die man für eine bestimmte Zeit bei sich aufhängen konnte und danach ein Kaufvorrecht hatte. Nach und nach hatten sie mehr von ihrem Haushaltsgeld übrig, um sich Bilder von bekannten Künstlern zu leisten, aber ohne Ratenzahlung ging es meist nicht. Wenn Børge Birch fragte: »Schaffst du den Sprung?«, bedeutete das, dass Ove sein Bild sofort unter den Arm klemmen und mit nach Hause nehmen koönnte, wenn er in den nächsten Monaten jeweils 1000 Kronen, umgerechnet 130 Euro, abstottern könnte.
Einige seltene Male wurde der Schauspieler bei Auktionen gesehen, sonst kaufte er seine Kunst auch gern in Paris und Berlin. Oft nahm er seine Familie zu Galeriebesuchen mit. Dabei vermied er aber Modeströmungen: »Wann immer ein neuer, interessanter Laden aufmacht, muss ich hin und ihn mir ansehen. Aber wenn er zu interessant ist, endet er leider meist als Anlaufpunkt für bekannte Leute und solche, die es sein wollen. Dann sieht man mich da nicht mehr. Genauso ist das mit Kunstausstellungen. Ich gehe niemals zur Vernissage, weil man da nur Menschen sieht, und es sollte ja wohl um die Bilder gehen.«
Die Regisseurin Brita Wielopolska fotografierte in ihrer Freizeit. Bei ihrem »Pho-two« setzte sie zwei Bilder von verschiedenen Gebäuden zu einem zusammen. In Ove hatte sie den besten Partner: »Wir hatten eine gemeinsame Liebe zur Architektur. Oft kam Ove mit Vorschlägen, welche neuen Häuser ich für meine Werke verwenden könnte. Dänemarks Technische Hochschule beispielsweise, die er auf seinen vielen Spaziergängen durch die Stadt entdeckte. Irgendwann begann er auch von Bildern zu träumen, so wie ich sie machte. Da gab ich ihm auf der Stelle das Bild, das ihm am besten gefiel.«
Schon damals wohnte Wielopolska mitten im Kopenhagener Stadtzentrum. War Ove zu Besuch, saßen sie gern auf dem Sofa und beobachteten die Leute, die in dem Eisgeschäft gegenüber ein- und ausgingen. Dann rätselten sie, welches Eis sich der dicke Mann, der da gerade reinging, wohl kaufen würde. Ein Waffeleis, ein Eis am Stiel? Und würde er sein Eis mit wenigen großen Bissen hinunterschlingen oder nur daran lecken?
Ove war so sehr wie ein verspieltes Kind, dass er sich auch für altes Spielzeug begeistern konnte. Das Haus in Tømmerup ähnelte einer großen Kunstinstallation. Und der Schauspieler als bildender Künstler mittendrin, wie Sohn Sven erzählt: »Eines Tages kam mein Vater mit einer großen, schwarzen Birne aus dem Folketeatret nach Hause, die eine Beule bekommen hatte und auch sonst schon ein bisschen ramponiert war. Er malte sie rot an und setzte sie aufs Treppengeländer. ›Die schwangere Frau‹ nannte er sie. Ein anderes Mal stellte er einen Stuhl ohne Sitzfläche in eine Ecke und brachte ein kleines Schild an mit der deutschen Aufschrift: ›Das alte das‹. So gab es überall im Haus lauter verrückte Sachen.«
Als die Söhne nach dem Tod von Eva und Ove das Haus verkaufen wollten, überlegten sie, was mit all den Kunstwerken passieren sollte. Niemand von ihnen wollte so wie die Eltern wohnen. Sie beschlossen, dass jeder einige Lieblingsbilder mitnehmen und der Rest versteigert werden sollte. Bei der Auktion mit dem Titel »Sprogøe-Sammlung« wurden im April 2005 die meisten
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