Maechtig, mutig und genial
abernach Ablauf der Legislaturperiode 2001 erneut zur Senatorin gewählt, wieder für die Provinz Santa Cruz. Im Oktober 2005 zog sie dann als Senatorin ihrer Heimatprovinz Buenos Aires in die zweite Kammer ein. Cristina Kirchner galt schon zu ihrer Zeit als Abgeordnete und Senatorin als sehr begabte Rednerin, die die Menschen zu begeistern wusste. Sie glänzt in ihren Reden gern mit Zahlen, die ihre Erfolge dokumentieren sollen. Sie war auch schon immer für ihre Eleganz und ihren aufwendigen, manchmal eigenwilligen Kleidungsstil bekannt, was ihr die Kritik ihrer Gegner einbrachte. Über ihre angeblichen Liftings und die Zeit, die sie täglich auf ihr Äußeres verwendet, wird gern und viel geklatscht, ebenso über ihre ausgedehnten Shoppingtouren, wenn sie im Ausland weilt. Auch ihre chronische Unpünktlichkeit und ihre angeblichen bipolaren Störungen sind immer wieder Thema der Klatschpresse.
Als ihr Mann am 25. Mai 2003 das Präsidentenamt übernahm, blieb sie Abgeordnete, fungierte aber auch als First Lady. Sie vertrat ihn bei diversen internationalen Zusammenkünften, so beim Gipfel der fortschrittlichen Regierungen 2003 in London oder beim Treffen progressiver Regierungsparteien des südlichen Südamerikas,
Cono Sur
, in Montevideo 2005.
Am 28. Oktober 2007 wurde CFK, wie die argentinischen Zeitungen sie gern abkürzen, mit 45,29 Prozent der Stimmen zur Nachfolgerin ihres Mannes gewählt. Am 10. Dezember übernahm sie als erste vom Volk gewählte Präsidentin des Landes das höchste Staatsamt.
Das Ehepaar hatte die Präsidentschaft auch zu Néstors Zeiten bereits als eine gemeinsame Aufgabe betrachtet, und die Medien sprechen gewöhnlich vom »Projekt K«. So behielt Cristina den Kurs ihres Mannes bei, der ihr wichtigster Ratgeber war – wie sie zuvor seine wichtigste Ratgeberin.
Arbeitsmarktflexibilisierung lehnt sie bis heute aus sozialen Gründen ebenso ab wie wirtschaftliche Anpassungsprogramme auf Kosten der unteren Bevölkerungsschichten. Zum Internationalen Währungsfonds (IWF) hielt sie deshalb Distanz.Néstor Kirchner hatte 2006 Argentiniens Schulden beim IWF beglichen, so dass Cristina es sich leisten konnte, dessen Empfehlungen abzulehnen. 2011 kam es allerdings zu einer vorsichtigen Annäherung zwischen ihr und dem IWF, da die Präsidentin sich dadurch mittelfristig den Zugang zu preiswerten Krediten von Weltbank und Internationaler Entwicklungsbank erhoffte. Seit der Zahlungsunfähigkeit des Landes 2002 bleiben diese dem Land versperrt.
Auch die Politik der Rückverstaatlichung von einstmals staatlichen, in den 1990er Jahren unter der Regierung des Peronisten Carlos Menem privatisierten Unternehmen wie der Fluggesellschaft Aerolíneas Argentinas setzt Cristina Kirchner fort, und nach bester peronistischer Manier nutzt sie die staatlichen Firmen, um ihre Parteigänger mit guten Posten zu versorgen. Sie hatte sich bereits als Senatorin und Abgeordnete gegen Menems Privatisierungsprojekte gewehrt.
Vor allem überführte Cristina trotz zahlreicher Proteste und Klagen die Rentenversicherung wieder in staatliche Hand. Dies brachte Geld in die Staatskasse, das es ihr erlaubte, 2009 ein Kindergeld für jedes Kind einzuführen, umfangreiche Wohnungs- und Schulbauprogramme aufzulegen und die Ausgaben für das Erziehungswesen insgesamt fast zu verdoppeln. So beschloss sie 2010 die Anschaffung eines Notebooks für jeden Sekundarschüler. Ihre Kritiker werfen ihr vor, das Geld aus der Rentenkasse zu verschleudern. Zum Teil zahlt sie auch die fällig werdenden Verbindlichkeiten aus der Rentenkasse.
Auch die hohen Wachstumsraten von 8,7 Prozent 2007 und 6,8 Prozent 2008, vor allem der Nachfrage Chinas und Indiens nach Agrarprodukten und Brasiliens nach Fertigwaren geschuldet, ermöglichten ihr soziale Investitionen wie Beschäftigungsprogramme, Rentenerhöhungen, die Subventionierung von Wasser- und Strompreisen, eine Unterstützung werdender Mütter oder eine Anhebung des Mindestlohnes.
Die weltweite Krise 2008/2009 bewältigte Argentinien zwar mit einem Wachstumseinbruch, aber doch noch mit Wachstum.Die Wirtschaft legte 2009 um 0,9 Prozent zu, denn Cristina Kirchner hatte mit Konsum- und Investitionsanreizen, mit öffentlichen Investitionen sowie mit Steuerstundungen gegengesteuert. In den beiden folgenden Jahren wuchs die Wirtschaft wieder um über neun Prozent. Allerdings war die Inflation hoch: Staatlicherseits wurde sie mit gut zehn Prozent angegeben, doch private Wirtschaftsforschungsinstitute
Weitere Kostenlose Bücher