Maechtig, mutig und genial
wurden vier biographische Romane geschrieben, der jüngste und bekannteste stammt von Isabel Allende. In Chile wurde ihr zudem bereits 1941 eine Oper gewidmet. 1994 wurde in Santiago ein Park nach ihr benannt. Eine neue U-Bahnstation, die 2014 eingeweiht werden soll, wird ebenfalls ihren Namen tragen.
Ausgewählte Literatur:
Isabel Allende:
Inés meines Herzens
. Aus dem Spanischen von Svenja Becker. Frankfurt am Main 2007. Ein spannender biographischer Roman über das Leben der Inés Suárez, in Ich-Form als Brief an ihre Stieftochter Isabel de Quiroga erzählt.
Diego Barros Arana: »Historias de Chile: Inés Suárez y Marina Ortiz de Gaete«. Studie von 1873 o. O. Auf: http://www.historiasdechile.cl/archivos/ines-suarez-y-marina-ortiz-de-gaete.php , 14.5.2012.
BERTHA LUTZ
BRASILIEN, 1894–1976
Bertha Lutz verkörpert wie keine zweite den Kampf der Brasilianerinnen für ihre politischen und sozialen Rechte. Ohne ihren unermüdlichen Einsatz hätte Brasilien wahrscheinlich nicht 1932 als eines der ersten Länder Lateinamerikas das Frauenwahlrecht eingeführt. Bertha Lutz war auch dabei, als fast ein halbes Jahrhundert später 1975 die erste Weltfrauenkonferenz in Mexiko stattfand.
Sie wurde 1894 in São Paulo als Tochter des aus der Schweiz stammenden Tropenmediziners Adolfo Lutz und der englischen Krankenschwester Amy Fowler geboren. Mit 17 Jahren sandten ihre Eltern sie nach Paris, dem damaligen Mekka der Intellektuellen Lateinamerikas, um an der Sorbonne Biologie zu studieren. In Europa erregten gerade die radikalen englischen Suffragetten Aufsehen und ließen auch die junge Bertha nicht unbeeindruckt. Als sie 1918 mit dem Examen in der Tasche nach Hause kam, debattierte man auch in Rio über die aufrührerischen Suffragetten, allerdings herrschte in den Zeitungen der Tenor vor, dass deren Ideen für Brasilien keine Bedeutung hätten. Dies veranlasste Bertha zu einer Replik, und ihre politische Tätigkeit begann.
Gleichzeitig kümmerte sich Bertha Lutz um ihre berufliche Zukunft. Sie gewann auf Anhieb die Ausschreibung einer Stelle im Höheren Dienst am
Museu Nacional
in Rio de Janeiro. Damit war sie die zweite Frau in Brasilien überhaupt, die eine leitende Funktion im öffentlichen Dienst bekleidete. DiesePosition erlaubte es ihr in den folgenden Jahren auch, Kontakte zu Regierungsstellen und Politikern aufzubauen, die sie für ihren Einsatz um mehr Frauenrechte nutzte. Sie übte ihren Beruf bis zu ihrer Pensionierung mit viel Erfolg aus. Ihr Interesse galt, wie das ihres Vaters, vor allem den tropischen Regionen Brasiliens. Sie entdeckte mehrere neue Amphibien und publizierte auf Portugiesisch und Englisch über das Tierleben in Brasilien.
Doch ihr Lebenswerk war, bei allem Engagement im Beruf, der Kampf für die Besserstellung der Frauen ihres Landes. 1919 nahm sie, zusammen mit Olga de Paiva Meira, als offizielle Vertreterin Brasiliens an einer Konferenz über Probleme der weiblichen Erwerbstätigkeit der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in Genf teil, wozu sie vermutlich sowohl aufgrund ihrer Anstellung im öffentlichen Dienst und ihrer Weltgewandtheit – sie sprach fließend Englisch und Französisch – als auch aufgrund ihres Interesses für Frauenpolitik ausgewählt wurde.
Das Thema der weiblichen Erwerbstätigkeit beschäftigte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Öffentlichkeit in Europa, den USA und Lateinamerika, denn die industrielle Revolution, die Massenmigration und das Anwachsen der großen Städte hatten zu zahlreichen neuen Problemen geführt. Politiker, Kleriker und Intellektuelle sahen angesichts der zunehmenden außerhäuslichen Erwerbstätigkeit von Frauen aus der Unterschicht, die nur so sich und ihre Kinder ernähren konnten, die Familie in Gefahr – nicht nur, weil die Frauen sich nicht ausreichend um die Kinder kümmern konnten, sondern auch, weil man Frauen als physisch und moralisch für die Fabrikarbeit ungeeignet hielt. Tatsächlich machten der 13-Stunden-Tag und die schlechten Arbeitsbedingungen krank. Und da passte es auch ins Bild, dass man in den modernen, übervölkerten Industriemetropolen ein starkes Anwachsen der Prostitution beobachten konnte. Dies bereitete den Politikern nicht nur aus moralischen Gründen Sorgen: Sie machten sie auchfür die weite Verbreitung der Syphilis verantwortlich, die damals noch nicht heilbar war. Wiederholt auftretende Cholera- und Gelbfieberepidemien, die Verbreitung der Tuberkulose und alarmierend hohe
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