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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Abgestellt, um uns zu töten, falls der Pfeifer auftaucht und versucht, uns irgendwelche Flöhe ins Ohr zu setzen. Ein entsetzlicher Job für sie, die ganze Nacht draußen im Regen zu stehen, ganz zu schweigen davon, dass sie uns tagsüber ständig zu folgen versuchen und es nie ganz schaffen, uns einzuholen. Andererseits sind sie Enttäuschungen ja gewohnt.«
    »Ah, wieso?«, fragte Arthur. Elend aussehen taten sie auf jeden Fall. Er hatte noch nie Bürger gesehen, die einen derart traurigen Eindruck machten. Nicht einmal Montags Mitternächtliche Besucher hatten so hoffnungslos deprimiert gewirkt.
    »Natürlich weil sie Zauberkundige Zaungäste sind!«, klärte Whron ihn auf. »Sind durch die Prüfungen gefallen und können deshalb keine richtigen Zauberer werden und keinen anständigen Posten im Oberen Haus bekommen. Sie haben keine Chance, höher als bis zum Boden aufzusteigen … das deprimiert sie.«
    »Warum gehen sie nicht fort? In irgendeinen anderen Teil des Hauses?«
    Whron sah Arthur an.
    »Dich haben sie richtig gut gewaschen, was? Niemand verlässt Samstags Dienste! Außer man wird eingezogen, so wie du, und dann ist es nur für hundert Jahre. Außerdem vermute ich, dass sie es insgeheim genießen, unglücklich zu sein: Das gibt ihnen einen Halt im Leben. Komm schneller, wir hinken hinterher!«
    Whron ging schneller, und Arthur passte sich seinem Tempo an. Die Zauberkundigen Zaungäste folgten ihnen mit schwermütigen, schlurfenden Schritten.
    Alyse führte sie in den Turm. Arthur hatte erwartet, dass dies durch eine Tür und einen Gang geschehen würde, aber stattdessen gingen sie einfach in ein Büro hinein und spazierten einer nach dem anderen am Schreibpult eines Bürgers vorbei, der in eine Art Rasierspiegel schaute. Gleichzeitig schrieb er auf zwei separate Blätter, indem er in jeder Hand einen Federkiel hielt, die er ab und zu in ein mit angelaufenem Kupfer verbrämtes Tintenfass tauchte. Der Schirm, der sein Schreibpult vor dem unaufhörlich herabrauschenden Regen schützte, war dunkelbraun und ziemlich verschimmelt und ließ zahlreiche Tropfen durch, die aber nur auf den Bürger und nicht auf seine Arbeit fielen.
    Er sah nicht auf, als die Schmieraffen und ihre Beschatter vorbeimarschierten. Ebenso wenig tat dies der nächste oder der übernächste oder der überübernächste. Nach dem fünfzigsten Büro rechnete Arthur nicht mehr damit, jemanden etwas anderes tun zu sehen, als in einen Spiegel zu starren und fieberhaft zu schreiben.
    Im einundfünfzigsten Büro hob Alyse die Hand, und alle blieben stehen. Sie kletterte auf die Ecke des Bürgerschreibpults, streckte sich zu voller Größe und nahm irgendeine Justierung an einem sechs Zoll breiten Rohr vor. Jetzt, da Arthurs Aufmerksamkeit darauf gelenkt war, sah er, dass es ein ganzes Netz solcher Rohre gab. Sie zogen sich durch sämtliche Büros, und zwar waagrecht unter dem Boden des darüberliegenden, mit Anschlussstellen hier und da für senkrechte Rohre, die an den Ecken gewisser Büros nach oben verliefen, wie zum Beispiel in dem, wo Alyse auf dem Schreibpult stand.
    »Was sind das für Rohre?«, fragte Arthur.
    Whron sah ihn schon wieder ungläubig an.
    »Bei dir haben sie wirklich ganze Arbeit geleistet!«, wunderte er sich. »Bist ja der reinste Dorftrottel! Diese Rohre –«
    Er konnte seine Erklärung nicht beenden, denn Arthur packte ihn am Kragen seines Overalls, hob ihn hoch und drehte den Stoff über seiner Kehle zu.
    »Wie hast du mich genannt?«, zischte er.
    »Arghh«, würgte Whron hervor. Er tastete nach dem Schraubenschlüssel an seiner Seite, aber bevor er ihn ziehen konnte, schnappte Arthur sein Handgelenk und drückte zu.
    »Ar – ich meine, Helios – lass ihn runter!«
    Susis Stimme durchdrang die geballte Wut, die von Arthur Besitz ergriffen hatte. Er schauderte und ließ los. Whron fiel ihm vor die Füße. Susi rannte zu ihm hin, kam schlitternd neben ihm zum Stehen und hielt sofort seinen Arm fest. Arthur war sich nicht sicher, ob es sich dabei um eine Geste der Freundschaft handelte oder um eine Vorsichtsmaßnahme.
    Die Zauberkundigen Zaungäste, die sich über mehrere angrenzende Büros verteilt hatten, glitten näher. Einige vergaßen sich so sehr, dass sie das Geschehen vom Anfang bis zum Ende verfolgten, statt traurig auf den Boden zu starren und nur gelegentlich einen flüchtigen Blick darauf zu werfen.
    »Es tut mir leid«, flüsterte Arthur. Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch, wobei er

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