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Maechtiger Samstag

Maechtiger Samstag

Titel: Maechtiger Samstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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natürlich den Regen ins Gesicht bekam, aber größtenteils auf die Schutzbrille. »Entschuldige … ich glaube … mit meinem Kopf ist etwas nicht in Ordnung. Ich reagiere allergisch auf Beleidigungen.«
    Whron befingerte seine Gurgel und stand auf.
    »Ich hab’s ja gar nicht so gemeint«, sagte er mit heiserer Stimme. »Du bist stark – stärker als irgendwer, dem ich begegnet bin.«
    »Das machen hundert Jahre in der Armee«, sagte Susi. »Komm mit, Helios!«
    »Was ist das für eine Verzögerung?«, rief Alyse von vorn.
    »Nichts! Alles in Butter!«, antwortete Susi.
    »Es tut mir wirklich leid«, beteuerte Arthur noch einmal. Er bot Whron die Hand an, der zögerte und schlug dann kurz ein. Keiner von ihnen spuckte, und Arthur fragte sich, ob das etwas zu bedeuten hatte. Wegen der Schirmmütze und der Schutzbrille konnte er nicht unterscheiden, ob Whron ihn mit frisch entfachtem Hass, Neugier oder einem anderen Gefühl anschaute.
    In Zukunft werde ich Augen im Hinterkopf haben müssen. Man fällt nur allzu leicht, wenn man gestoßen wird, und selbst ich würde vielleicht einen Viertausend-Meter-Sturz nicht überleben.
    »Die Rohre«, sagte Whron vorsichtig, »sind Teil der Rohrpostanlage. Damit werden Aufzeichnungen und Botschaften rumgeschickt. Hier unten werden sie nicht viel benutzt, nicht unter den Niedrigsten der Niedrigen. Diese Beamten kopieren nur unwichtiges Zeug, und ihr Geschreibsel wird von Büroboten mitgenommen und ausgeliefert.«
    »Danke«, murmelte Arthur.
    Sie gingen weiter und zogen durch etliche Büros, meistens geradeaus, gelegentlich mit einem Umweg, um zum Beispiel einem Büro auszuweichen, das in einem tosenden Wasserfall lag. Die durchnässte Bürgerin arbeitete tapfer an ihren völlig trocknen Unterlagen, einen ramponierten Regenschirm an ihrer Seite, während sie das Wasser auf Kopf und Schultern bekam.
    Ungefähr beim hundertsten Büro fiel Arthur ein Geräusch auf, das aus ihrer Wegrichtung kam – ein tiefes Rattern, das wie eine sehr große Kaffeemühle klang. Es wurde umso lauter, je weiter sie sich näherten, bis es schließlich den Regen, das Tropfen und sogar das Klatschen eines gelegentlichen Wasserschwalls übertönte, der sich hier und da über eine Kante ergoss.
    Das Rattern kam von einer freien Fläche weiter vorn, auf die Arthur durch die vielen Büros, Regenschirme und Schmieraffen nur einen flüchtigen Blick erhaschen konnte.
    Irgendwann sah er, dass dieser Bereich so groß wie einige Büroeinheiten war und an jeder Ecke von massiven, vertikalen Eisenträgern begrenzt wurde. Solche verliefen auch horizontal durch das nächste Bürogeschoss und ebenso durch die Stockwerke darüber und ergaben einen rechteckigen Schacht, der scheinbar ins Unendliche aufragte.
    In der Mitte dieses Schachtes dröhnten und ächzten und rasselten zwei Ketten. Eine lief aufwärts und eine abwärts, beide durch ein vergittertes Loch, das alle paar Sekunden Rauch- und Dampfschwaden ausstieß.
    Die Ketten waren nicht wie die, von der Arthur und Susi sich aus dem Öllager hatten nach oben ziehen lassen. Sie waren mehr wie Fahrradketten – riesengroße Fahrradketten, denn jedes ihrer Glieder war einen Meter achtzig breit und einen Meter achtzig hoch. In dem Hohlraum in der Mitte der Glieder befanden sich Ringe, die an den inneren Rand geschweißt waren. Manchmal waren ausgefranste Seile an diesen Ringen befestigt und gelegentlich sogar ein Eisenstuhl oder eine Bank.
    Beide Ketten bewegten sich mit derselben Geschwindigkeit – in etwa so schnell, wie Arthur laufen konnte, schätzte er. Als er sie sah, war ihm sofort klar, dass sie das Transportmittel waren, mit dem die Schmieraffen in den Turm hinaufgelangen würden.
    Alyse blieb stehen und gab ein Zeichen, und die Schmieraffen lösten ihre Reihe auf und scharten sich um sie.
    »Ihr kennt das Vorgehen«, sagte sie. »Aber wir haben heute zwei zwischen den Ohren gewaschene Leute bei uns, deshalb werden wir alles noch einmal durchgehen. Dies hier ist die nordöstliche Große Kette, die die Hauptantriebsenergie für sämtliche nordöstlichen Kleinen Ketten bereitstellt. Weil es die Große Kette ist, können wir zu zweit pro Glied fahren. Wir steigen zusammen auf, und wir steigen zusammen ab. Wenn ihr bemerkt, dass das Glied ölig aussieht oder ein Problem hat, dann ruft ihr ›Warten!‹, bevor euer Partner aufsteigt, und nehmt das nächste. Also gut, wollen mal sehen …«
    Sie nahm ein Stück Papier aus der Tasche und faltete es auseinander,

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