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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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Spiel.
    Magdalena hatte zu Hause niemals große Angst vor der Dunkelheit gehabt. Aber jetzt ging die Fantasie mit ihr durch und ließ ihren Adrenalinspiegel steigen.
    Sie las noch einmal die SMS . »Misch dich nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen. Wir wissen, wo du mit deinem kleinen Chinesen wohnst. Du wirst nur einmal gewarnt.«
    Sie nahm den Laptop mit aufs Sofa und legte sich eine Decke über die Schultern. Obwohl sie schon wusste, dass das ein sinnloses Unterfangen war, gab sie bei der Rückverfolgung im Telefonbuch die Handynummer ein, von der die SMS abgeschickt worden war.
    »Ihre Suche ergab leider keine Treffer.«
    Bei anderen Suchmaschinen das gleiche Ergebnis.
    »Ihre Suche ergab keine Treffer bei gesuchten Personen.«
    Ich muss bei der Polizei Anzeige erstatten, dachte sie. Eigentlich sollte ich das jetzt gleich tun, aber …
    Plötzlich blinkte es unten am Bildschirmrand.
    »Neue Nachricht von Petter.«
    Magdalena klickte auf Facebook, und dort wartete im Chatroom ein kurzes »Hallo …«
    Sie antwortete schnell: »Hallohallo.«
    Sie kaute auf ihrem Zeigefingernagel, während sie auf die nächste Antwort wartete.
    »Was machst du?«
    Ich sitze hier und fürchte mich zu Tode und starre die Terrassentür an und stelle mir vor, wie leicht man das Glas kaputtmachen könnte.
    Schließlich schrieb sie:
    »Nichts Besonderes. Nils schläft. Wir haben Robinson angeschaut. Und du?«
    Die Antwort kam schnell.
    »Hier sieht es ungefähr genauso aus. Danke für den Spaziergang. Du machst mich sehr glücklich.«
    Magdalena verspürte wieder diese Wärme. Der Cursor blinkte und blinkte, wartete darauf, dass sie endlich etwas schreiben würde.
    Das hier ist gefährlich. Ich weiß nicht …
    »Ich fürchte mich so.«
    »Vor mir?«
    »Vor meinen eigenen Gefühlen. Ich bin so wahnsinnig verletzlich, habe keinen Mut, noch mal jemandem zu vertrauen.«
    »Aber wir werden doch aufeinander aufpassen, oder?«
    Der Cursor blinkte.
    Ehe Magdalena antworten konnte, ergänzte Petter:
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe, als du weggezogen bist. Alles war so verkehrt …«
    Magdalena schluckte, sie erinnerte sich an die Einsamkeit in der schäbigen Wohnung am Gullmarsplan, zur Miete aus zweiter Hand, und an das Gefühl, ständig völlig schwerelos in der Dunkelheit herumzuschweben, schwere los und bedeutungslos, wenn die Angst sie nachts geweckt hatte. Die vielen Stunden nach der Arbeit, die sie totzuschlagen versucht hatte, die Wochenenden, die kein Ende nehmen wollten. Damals bin ich auch geflohen, genau wie jetzt, dachte sie.
    »Bist du noch da?«
    »Klar. Ich bin noch da.«
    »Habe ich etwas Dummes geschrieben?«
    »Nein, nein. Ich weiß nicht. Es geht so schnell. Vielleicht kann ich nicht …«
    Magdalena schrieb nicht weiter. Stattdessen loggte sie sich aus, klappte den Laptop zu und rollte sich unter der Decke zusammen.

18
    Petra stieg aus dem Doppelbett und tastete nach ihren Kleidern auf dem Stuhl. Sie zog sich das T-Shirt vom Vortag über den Kopf, nahm die Jeans, den Fleecepullover und das Handy und schlich barfuß aus dem Schlafzimmer.
    Sie machte die Tür, so leise sie konnte, hinter sich zu.
    Es war noch nicht einmal halb sechs, aber sie war mit einem Ruck aufgewacht, als wäre sie von etwas geweckt worden, doch sie konnte nicht genau benennen, was es gewesen war. Ihr Herz schlug immer noch aufgeregt. Das wird bestimmt besser, wenn ich etwas frische Luft schnappe, dachte sie, schlüpfte in die Jeans und zog den Pullover über.
    Roy kam ihr verschlafen im Flur entgegengewankt.
    »Sollen wir ein bisschen rausgehen?«
    Der Hund wedelte nur mäßig begeistert mit dem Schwanz.
    »Ich hole mir nur ein paar Strümpfe.«
    Petra ging in die Waschküche, wo immer noch die Wäschestapel auf der Arbeitsfläche lagen. Als sie in den Flur zurückkam, stand Roy schon startklar mit der Nase an der Tür bereit.
    Draußen war es vollkommen still, keine Regung war aus den Häusern in der Straße zu vernehmen. Petra wäre gern wieder in den Wald gegangen, doch dazu war es viel zu dunkel, und so mussten sie sich an die beleuchteten Straßen im Wohnviertel halten. Sie hatte das Gefühl, die ganze Nacht nicht richtig geschlafen zu haben, eigentlich hatte sie nur dagelegen und zwischen Schlaf- und Wachzustand unruhig gedöst. Als sie das letzte Mal auf die Uhr geschaut hatte, war es kurz nach drei gewesen. Obwohl sie wusste, dass eine neue SMS sie geweckt hätte, hatte sie nach dem Aufwachen als

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