Maedchen mit begrenzten Moeglichkeiten
sterben», sagte Joanna mit der üblichen Verachtung aller Mitglieder für den Club.
«Sie werden heiraten», sagte er.
«Nein, nein.» Sie sprach besänftigend zu ihm, so wie man mit einem Kinde spricht, das man gerade daran hindern konnte, Marmelade in den Eintopf zu rühren.
Eine lange Lachsalve ertönte aus der Etage unmittelbar über ihnen. Sie blickten zur Decke und waren sich darüber klar, daß die Schlafsaal-Mädchen sich wieder einmal die üblichen Royal Air Force-Anekdoten erzählten, denen nur eine entweder vom Alkohol oder von schierer Jugend heiter beschwipste Zuhörerschaft eine Pointe abzugewinnen vermochte.
Greggie erschien und warf einen Blick hinauf, von wo das Gelächter kam, während sie auf Joanna und Nicholas zuging.
«Je eher diese Schlafsaalbande da oben heiratet und aus dem Club verschwindet, desto besser. Ich habe in all den Jahren noch keine so rüde Gesellschaft im Schlafsaal erlebt wie diese. Nicht für einen Penny Intelligenz steckt in ihnen.»
Collie kam und setzte sich neben Nicholas. «Ich sprach gerade von den Schlafsaal-Mädchen da oben, sie sollten heiraten und hier verschwinden», sagte Greggie.
Das war im Grunde auch Collies Ansicht. Aber sie widersprach Greggie prinzipiell und fand außerdem, daß Widerspruch Konversation mache. «Warum sollten sie heiraten? Laß ihnen doch den Spaß, solange sie jung sind.»
«Aber sie müssen ja gerade heiraten, um wirklich Spaß zu haben», sagte Nicholas, «aus sexuellen Gründen.»
Joanna wurde rot und Nicholas fügte hinzu: «Massenhaft Sex. Einen Monat lang jede Nacht, dann zwei Monate lang eine um die andere Nacht, dann ein Jahr lang dreimal in der Woche, und schließlich einmal in der Woche.» Er richtete sein Gerät für die Aufnahme her, seine Worte standen in der Luft.
«Wenn Sie uns schockieren wollen, junger Mann, wir sind nicht zu schockieren», sagte Greggie und ließ ihren Blick entzückt über die vier Wände gleiten, die solche Unterhaltungen nicht gewohnt waren, denn immerhin war das hier der allgemeine Aufenthaltsraum.
«Doch, mich kann man schockieren», sagte Joanna und sah Nicholas wie um Entschuldigung bittend an.
Collie wußte nicht recht, was für eine Haltung sie einnehmen sollte. Ihre Finger öffneten den Verschluß ihrer Tasche und ließen ihn wieder zuschnappen. Dann trommelten sie einen stummen Rhythmus auf das abgenutzte, ausgebeulte Leder. Dann sagte sie: «Er will uns gar nicht schockieren. Er ist nur realistisch. Wenn man in der Gnade zunimmt, ja ich möchte sogar sagen, wenn man in der Gnade zugenommen hat, wird man mit allem – Realismus, Sex und so weiter – spielend fertig.»
Nicholas strahlte hierzu liebevoll.
Collie gab ein kleines, hüstelndes Lachen von sich, sehr ermutigt vom Erfolg ihres Freimuts. Sie kam sich modern vor und fuhr aufgeregt fort: «Übrigens, was man nicht kennt, vermißt man nicht.»
Greggie setzte eine verdutzte Miene auf, so als verstünde sie wirklich nicht, was Collie meinte. Aber nach dreißig Jahren eines feindseligen Zusammenlebens mit Collie wußte sie natürlich ganz genau, daß Collie die Gewohnheit hatte, bei der logischen Entwicklung ihrer Gedanken immer einiges zu überspringen, so daß, was sie sagte, zusammenhanglos schien, besonders dann, wenn ein ihr wenig vertrautes Thema oder die Gegenwart eines Mannes sie verwirrten.
«Was meinst du eigentlich?» fragte Greggie. «Was vermißt man nicht, wenn man es nicht kennt?»
«Sex, natürlich», sagte Collie und ihre Stimme klang ungewöhnlich laut durch die Anstrengung, die sie dieser Gesprächsgegenstand kostete. «Wir sprachen ja über Sex und übers Heiraten. Natürlich läßt sich eine Menge zugunsten des Heiratens sagen, aber wenn man es niemals gekannt hat, vermißt man es auch nicht.»
Joanna blickte die beiden erregten Frauen mit sanftem Mitleid an. Auf Nicholas wirkte sie überlegener als je durch die Sanftmut, mit der sie Greggie und Collie in ihrem Wettstreit, sich möglichst ungehemmt zu geben, beobachtete.
«Was meinst du also, Collie?» wiederholte Greggie. «Da bist du nämlich sehr im Irrtum, Collie, man vermißt Sex. Der Körper hat sein eigenes Leben. Wir vermissen schon, was wir nicht gehabt haben, du und ich. Biologisch. Denk nur an Sigmund Freud. In Träumen kommt alles ans Licht. Die fehlende Berührung warmer Glieder bei Nacht, die fehlende …»
«Einen Augenblick, bitte», sagte Nicholas und hob Schweigen gebietend die Hand, als müsse er sich auf sein noch nicht in Betrieb
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