Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Ferienstimmung?«
Sie fuhr ihm mit ihrem spitzen Fingernagel über die Brust. »Ich bin eine glücklich verheiratete Frau«, schnurrte sie.
Brad lachte spöttisch. Er genoss das Zusammensein mit Mia und respektierte sie als Mitglied der High Society von Lancaster. Aber er traute ihr keinen Millimeter über den Weg.
Doch abgesehen von der Tatsache, dass sie eine zuverlässige Beschaffungsquelle für Pillen war, an die er sonst nur sehr schwer herankam, besaß Mia gewisse Talente, über die nicht jede Frau verfügte. Geschweige denn den Willen hatte, sie einzusetzen. Schon mehr als einmal hatte sich Brad gefragt – gewöhnlich dann, wenn er vor Ekstase die Augen schloss –, wo sie ihre Fertigkeiten gelernt hatte. Um dann zu beschließen, dass er das lieber nicht wissen wollte.
In diesem Augenblick war sie kurz davor, ihm eine Kostprobe ihres Könnens zu schenken. Er erkannte es an ihrem schweren Atem und den flatternden Lidern. Und an ihren Lippen, die sich leicht öffneten. Sie stieß ihn gegen die Brust, so dass er zurücktaumelte und gegen den Schreibtisch prallte. Sein Blut sammelte sich an der Stelle, wo sich ihre Finger gerade am Reißverschluss seiner Hose zu schaffen machten. Wie eine willenlose Puppe, die nur einen Zweck zu erfüllen hatte, ging Mia Kettering vor ihm auf die Knie.
Die Cayman-Inseln … warum nicht. Aber zuerst gab es da noch ein letztes Mädchen. Nika Love. Es waren nur noch wenige Tage bis zur Geburt ihres Kindes. Und es stand fest, dass es ein Junge werden würde. Weiße männliche Neugeborene erzielten den höchsten Preis auf dem Markt. Die Hälfte des Geldes war bereits geflossen.
Er musste mit Housley sprechen, ob er den Geburtsvorgang nicht beschleunigen konnte.
Er hielt Mia auf, indem er seine Hand in ihr Haar krallte, dann griff er nach dem Hörer.
»Wir müssen uns treffen«, befahl er, nachdem Housley rangegangen war. »Ja, verdammt, es ist sehr wichtig. Fünf Uhr.«
Er unterbrach die Verbindung, atmete hörbar aus und ließ seine Finger durch Mias Haar gleiten, als wäre es extra für ihn zum Festhalten gemacht. Er legte den Kopf in den Nacken, dachte an die Cayman-Inseln, das viele Geld und an das, was der Kopf zwischen seinen Händen mit ihm anstellte.
Dann dachte er eine ganze Weile lang an gar nichts mehr.
18
M oment mal.«
Danis Puls beschleunigte sich, als sie eine Quittung aus einem der Papierberge auf dem Fußboden fischte. Sie hatte sich bei ihrer Suche auf die Spuren des Geldes begeben und gehofft, dass Sanders vielleicht die Rechnung für eine Hebamme übernommen oder eine größere Summe von einem Konto abgehoben hatte. Doch allein die Tatsache, dass Rosie ein Kind zur Welt gebracht und ein Telefonat mit Sanders geführt hatte, über dessen Verlauf noch nichts bekannt war, bewies nicht, dass das Kind auch seines war. Allerdings war es die bislang logischste Vermutung gewesen. Vielleicht war er einer ihrer Freier und hatte sie geschwängert. Als er dann erfuhr, dass sie wieder in der Stadt war, hatte er es mit der Angst zu tun bekommen.
Dani hatte keine Beweise für diese Theorie gefunden. Aber diese Quittung war interessant. Wie gut, dass sie Mitch gebeten hatten, ihnen jemanden mit dem Inhalt aus Sanders’ Papierkorb zu schicken.
»Was gibt’s?«, fragte Tifton und blickte von seinem Stapel auf. Sie ging mit der Quittung zu ihm und spürte, wie die Naht an ihrer Wade zog. »Eine Quittung von Big Lots aus Sanders’ Papierkorb. Am Sonntag hat Russ Sanders eine Flasche Wasser und eine Packung Kaugummi in der Big-Lots-Filiale an der Grimby Street erstanden, wo Rosie gearbeitet hat.«
»Ein weiter Weg für eine Packung Kaugummi. Die Filiale liegt zwanzig Minuten entfernt.«
Tifton hatte recht, und das gefiel Dani nicht. »Ich sage dir was: So viele Beweise wir auch finden mögen, die belegen, dass Sanders und Rosie miteinander zu tun hatten, oder sogar, dass er ihr Mörder war – es ändert nichts an der Tatsache, dass er tot ist. Und jemand anderes ist da draußen unterwegs, schneidet Frauen die Haare ab und versaut mir mein Leben.«
Tifts Handy klingelte. Er ging ran und notierte sich ein paar Dinge, während er zuhörte. »Okay«, sagte er schließlich, runzelte dann die Stirn. »Warum haben Sie mich angerufen und nicht Nails?«
Dani wandte ihm den Rücken zu. Lieber Himmel, jetzt war es so weit – Tifton würde erfahren, dass man sie von dem Fall abgezogen hatte. Hinter ihr verstummte seine Stimme, und sie spürte seine Blicke im Rücken.
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